Kriminalprävention Kinderpolizist Steffen Claus erklärt Erstklässlern, wie sie sich in Notfällen verhalten sollen
Wie sieht ein richtiger Bösewicht aus? Ist Schwindeln erlaubt? Was hat es mit Doktorspielen auf sich? Diese Fragen und viele mehr klärte Kinderpolizist Steffen Claus gestern Vormittag mit den vier 1. Klassen der Grundschule „Am Weinberg“.

Gommern - Gerade hatten die Erstklässler der Grundschule „Am Weinberg“ Gommern noch über den Text des Kinderliedes „Hänschen klein“ gegrübelt, da riefen sie dem Kinderpolizisten Steffen Claus schon die Nummer des Notrufs entgegen: 110. „Eure Eltern müssen immer wissen, wo ihr seid.“ Sofort war Steffen Claus mit den Kindern im Thema. Ohne Bescheid zu sagen, dürfen sie ihr Zuhause nicht verlassen. Die Schüler nickten. Das war ihnen bewusst. Nicht jedoch, dass es im Märchenwald 132 unnatürliche Todesfälle gegeben hat. Aber Steffen Claus hatte extra nachgezählt und wollte einige Vorfälle mit ihnen diskutieren.
Das gelang den Erstklässlern mühelos, weil sie sich so gut in Grimms Märchen auskannten. Sie wussten natürlich, dass Rotkäppchen vom Weg abgekommen war oder die Großmutter die Haustür gar nicht abgeschlossen hatte. Also sprach Steffen Claus mit den Jungen und Mädchen über den sicheren Schulweg, der nicht unbedingt der Kürzeste sein muss. Sie sollen den Weg nehmen, den sie mit ihren Eltern geübt haben. Rotkäppchen hat dem Wolf aber auch den Weg zur Großmutter erklärt. Einfache Wegauskünfte seien in Ordnung, signalisierte Steffen Claus den Erstklässlern. Wenn sie gefragt werden, könnten sie jedoch auch antworten, derjenige solle sich besser an einen Erwachsenen wenden.
Was einen Bösewicht ausmacht
Nahtlos übergehend verwickelte er einen der Jungen in ein Gespräch. In kürzester Zeit hatte er den Namen, seine Adresse und den Beruf der Mutter erfahren, und dass er ein Einzelkind sei.
Wie schwierig es sein kann, in der Theorie Merksätze zu kennen und in der Praxis anzuwenden, demonstrierte der Kinderpolizist mehrfach, ohne den Zeigefinger zu heben. Eben wiederholten die Erstklässler noch die Merksätze „Ich gehe nie mit Fremden mit. Ich fahre nie mit Fremden mit. Ich gehe nie mit Fremden in die Wohnung“, dann fiel Steffen Claus der Koffer in seinem Auto ein und die ersten hilfsbereiten Kinder sprangen schon auf.
Eine böse Stimme und schwarze Bekleidung zählten die Jungen und Mädchen auf, wie ein richtiger Bösewicht aussehe. Der Kinderpolizist schüttelte jedoch den Kopf. „Ein richtiger Bösewicht ist nett, der benutzt eure Neugier“, erklärte er seinen jungen Zuhörern.
Laut „Nein“ rufen
Von der Kinderkrankheit Neugier, die beispielsweise auch Dornröschen befallen und in ihren hundertjährigen Schlaf versetzt hatte, hatten die Erstklässler schon gehört. Dornröschen nutzte Steffen Claus als Beispiel, warum es wichtig ist, sich an Regeln zu halten. Nicht zu sprechen, wenn der Lehrer spricht. Sich nicht zu prügeln oder den Schulhof nicht unerlaubt zu verlassen, zählten die Erstklässler als Regeln an der Grundschule „Am Weinberg“ auf.
„Euer Körper ist euer Eigentum!“, betonte der Kinderpolizist, als er auf Doktorspiele zu sprechen kam. Sollte sie jemand zu unerlaubten Handlungen auffordern, sollten sie laut „Nein“ rufen. Wie ohrenbetäubend laut das sein darf, hatte er den Jungen und Mädchen schon vorgeführt. „Die beste Waffe, die ihr habt, ist euer Mund.“ Denn an Körperkraft sei ein Erwachsener einem Kind sehr überlegen.
Auch vor Exhibitionisten warnte er die Kinder in einer ihnen verständlichen Sprache.
Schwindeln darf in Notfällen sein
Dass die Erstklässler ihm gut zugehört hatten, bewiesen sie, als sie erklären konnten, dass in Notsituationen Schwindeln erlaubt sei. Das hatte er ihnen zuvor am Beispiel von Hänsel und Gretel geschildert. Gretel habe im Märchen alles richtig gemacht, lobte der Kinderpolizist. Sie wäre Klassenbeste. Allerdings schränkte er aus Sicht des Kriminalpolizisten ein, den Schatz mit nach Hause zu nehmen, sei Fundunterschlagung. Das gehöre sich eigentlich nicht.
Über ihre Klassenlehrerinnen bekamen die Schüler einen Flyer nach Hause, der auch die Eltern zu den behandelten Themen informieren soll.
Die Kriminalprävention hatte Schulsozialarbeiterin Simone Holley für die Grundschule organisiert. Etwas Wehmut begleitete die Veranstaltungen in der Ernst-Ebert-Sporthalle, da Steffen Claus den Kinderpolizisten auf Tour zum Jahresende einstellt. Jedoch hat er einen Nachfolger für den Umkreis von Magdeburg gefunden.