DDR-Schulgebäude Kosten explodieren: Kita-Umbau im Leitzkau geht weiter
Der Umbau des alten Gebäudes aus DDR-Zeiten verschlingt aufgrund diverser Baumängel immer mehr Geld. Wo die Probleme liegen und welche Summen im Raum stehen.

Leitzkau/Gommern. - Das kommt nicht oft vor: Am Montag, 26. Mai, waren sich die Fraktionen des Gommeraner Stadtrates durchweg einig. Fraktionsübergreifend sorgte der bisherige Verlauf des Umbaus der Leitzkauer Kita „Schlossgeister“ für Kopfschütteln und Fassungslosigkeit.
Die Bauverzögerungen und massiv gestiegenen Kosten des Umbaus hatten schon im Bauausschuss für reichlich Diskussionen gesorgt. Nun stand das Thema auf der Tagesordnung des Wirtschafts- und Finanzausschusses.
Es galt zu klären, ob man die berühmte Notbremse zieht und den Bau stoppt, um an anderer Stelle eine kleinere Kita neuzubauen.
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Hintergrund ist, dass der Umbau des alten DDR-Schulgebäudes im Jesteburger Weg zu einer Kita ursprünglich mit 1.840.000 Euro kalkuliert wurde, die Kosten sich aber nun um 570.000 Euro erhöhen. Für Unmut sorgt auch der Bauverzug: Die Kita sollte im August 2024 öffnen.
Gravierende Bauschäden
Der Bauausschuss kam überein, dass man sich kein abschließendes Urteil erlauben könne, wenn man keine Daten und Fakten kennt. Diese wurden nun zum Wirtschaftsausschuss nachgeliefert.
Zu Gast waren Vertreter der Johanniter. Der Umbau wurde 2022 vom Leitzkauer Ortschaftsrat initiiert und 2023 durch einen Vertrag mit der Johanniter-Unfall-Hilfe konkretisiert.
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Die Johanniter übernehmen dabei nicht nur den Betrieb der Einrichtung, sondern tragen zunächst auch die Investitionskosten. Gommern verpflichtet sich im Gegenzug vertraglich, diese über einen Zeitraum von 33 Jahren durch Abschreibungen zu refinanzieren.
Bauschäden in allen Bereichen
Und: Sollten die Kosten um mehr als 10 Prozent steigen, so muss der Stadtrat informiert werden und seine Zustimmung geben.
Michael Hein, Projektleiter für Bauprojekte bei den Johannitern, stand am Montag beim Ausschuss Rede und Antwort. Jedoch: Bedingt. Er betreut erst seit Januar 2025 den Umbau der Kita „Schlossgeister“, nachdem seine Kollegin krankheitsbedingt ausgefallen war.
Gründe für die massiven Kostensteigerungen seien unter anderem gravierende Bauschäden und notwendige Umplanungen: Eine schadstoffbelastete Bodenplatte musste komplett entfernt werden, der Dachstuhl entsprach nicht den statischen Anforderungen und wird nun vollständig erneuert. Auch ein Giebel musste neu gegründet werden.
1.900.000 Euro beauftragt
Trotz dieser Probleme geht Hein derzeit davon aus, dass der Kindergarten im Frühjahr 2026 bezogen werden kann. Die Möblierung ist für Februar, der Umzug für April 2026 geplant. Um die Kostensteigerung abzufedern, wurden Fördermittel beantragt. Er rechne mit Förderungen in Höhe von insgesamt rund 370.000 Euro.
Die alles entscheidende Frage, ob ein eventueller Baustopp noch möglich und sinnvoll wäre, hängt vom bisher investierten Geld oder den schon beauftragten Leistungen ab. Dazu stellte Michael Hein fest, dass bisher 1.900.000 Euro beauftragt sind. Eine Summe, die den Räten bisher nicht bekannt war.
Mit dieser Zahl konfrontiert wurde offensichtlich, dass ein Baustopp nicht mehr infrage kommt. „Im Endeffekt ist es jetzt alternativlos. Wir haben 1,9 Millionen verbaut, alle anderen Varianten haben sich damit quasi erledigt“, stellte Ausschussvorsitzender Andreas Schunke (FWGLG) fest.
Stadträte nicht rechtzeitig informiert
Regelrecht in Rage redete sich Phillipp-Anders Rau (AfD). Grund seiner Aufregung war, dass die Stadträte erst jetzt von den Kostensteigerungen erfahren. Seitens der Johanniter wurde zuvor bestätigt, dass man im Zeitraum September bis November 2024 die baulichen Mängel feststellte, die zu den enormen Mehrkosten führen würden.
Dazu bezog Thomas Glückstein, Regionalvorstand der Johanniter, Stellung. „Diese Kosten waren zu dem Zeitpunkt noch nicht validierbar. Uns lagen keine verbindlichen Angebote vor. Als uns die verbindlichen Größenordnungen vorlagen, haben wir diese dann entsprechend mitgeteilt. Das war im März 2025.“
Ein hoher Kostenfaktor ist der komplette Abriss und Neubau des Daches. Es kam die Frage auf, ob das nicht vorher feststellbar gewesen sei. Michael Hein gab eine tiefblickende Antwort: „Der Dachstuhl hat konstruktiv funktioniert.
Aber der Prüfstatiker hat festgelegt, dass von diesem Holz gewisse Qualitäten nachgewiesen werden müssen. Sowas habe ich noch nie erlebt. Wir haben versucht, dagegen vorzugehen und andere Lösungen zu finden. Er hat es nicht akzeptiert.“
Augen zu und durch
Aufgrund der bereits vergebenen 1,9 Millionen Euro fielen Sätze wie: „Das Kind ist in den Brunnen gefallen“ - „Augen zu und durch“ - „Was sollen wir machen“ - „Der weitere Umbau ist alternativlos“ - „Andere Varianten gibt es nicht.“
Der Ausschuss stimmte der Kostenerhöhung und damit dem Weiterbau der Kita mit vier Ja-Stimmen und einer Enthaltung zu. Entscheiden muss der Stadtrat.
Was nicht geklärt wurde, ist die Frage, warum die Gebäudemängel so spät festgestellt wurden. Ursprünglich sollte die Kita im August 2024 öffnen – die Mängel wurden aber erst danach festgestellt. Was hat in den anderthalb Jahren davor zu so einer derartigen Bauverzögerung geführt?