Testzentrum auf vier Rädern Landkreis ist ab kommenden Montag mit Testmobil im Jerichower Land unterwegs
Das mobile Testteam fährt verschiedene Orte im Jerichower Land an, um auf das Corona-Virus zu teste.
Burg (tp). Mit einem schnittigen weißen Reisemobil ist der Landkreis ab kommenden Montag im Jerichower Land unterwegs, um Coronatests vorzunehmen. Damit ergänzt der Kreis das Angebot öffentlicher Teststellen in der Region. Das ist derzeit noch sehr überschaubar. „Es gibt sechs Apotheken, die Tests vornehmen“, sagte Impfzentrumsleiter Thomas Barz am Dienstagnachmittag bei der Vorstellung des Testmobils.
Schon ab 1. März sollten alle Deutschen nach einer Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Möglichkeit haben, sich einmal in der Woche kostenlos testen zu lassen. Doch das scheiterte an den fehlenden Testkapazitäten. Auch eine Woche später war flächendeckendes Testen noch nicht möglich. Auch die Selbsttests für zu Hause kamen nur zögerlich in die Regale von Supermärkten und Apotheken. Dort wehrte man sich mehrfach gegenüber der Volksstimme gegen den Gedanken, aus Apotheken Testzentren zu machen. Das sei schon allein personell kaum machbar. „Man müsste auch einen separaten Raum haben, und die Testpersonen sollen auch nicht durch die Apothekenräumlichkeiten geführt werden“, erklärte beispielsweise Ulrike Rasch von der Genthiner Sonnen-Apotheke. Somit sei auch noch ein separater Eingang notwendig. Auf der Internetseite der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, die unter www.ak-sa.de zu finden ist, sind die Apotheken aufgelistet.
Bislang ist ein negativer Coronatest im Jerichower Land keine Voraussetzung für zusätzliche Freiheiten wie beispielsweise in Tübingen. In der baden-württembergischen Stadt begann Mitte März der Modellversuch „Öffnen mit Sicherheit“. Wer einen negativen Schnelltest absolviert hatte, durfte Theater und Kinos besuchen, auch die Außengastronomie lud wieder Besucher ein. Letztere musste nun aber wegen steigender Infektionszahlen wieder schließen, Tagestickets für Besucher von außerhalb des Landkreises Tübingen gibt es schon seit Ostern nicht mehr. In Berlin hingegen ist ein negativer Schnelltest notwendig, um in Geschäfte zu gehen, die nicht Waren des täglichen Bedarfs verkaufen oder auch um den Friseur zu besuchen. Vor den Testzentren stehen die Wartenden teilweise mehrere Stunden. Wie groß der Andrang am Testmobil sein wird, konnte Barz nicht sagen. „Da es keinen direkten Vorteil vom Test gibt, außer dass man beruhigt ältere Verwandte besuchen kann, lässt sich das vorher nicht sagen, wir müssen es auf uns zukommen lassen“, meinte er.
Kein Auftrag vom Land
Landrat Steffen Burchhardt (SPD) hatte bislang immer betont, dass es für den Landkreis keinen Anlass gebe, Teststellen zur Verfügung zu stellen. „Wir haben immer noch keinen Auftrag vom Land, dass wir uns um die Organisation kümmern sollen“, sagte er Mitte März im Gespräch mit der Volksstimme. Vielmehr sollen die Tests in Apotheken angeboten werden, da es ein großes Apothekennetz auch in der Fläche gibt. Sicherlich sei das ein zusätzlicher logistischer Aufwand. Die Erfahrung aus anderen Landkreisen habe aber gezeigt, dass das Interesse am Corona-Test nur sehr mäßig ist. Und die Erfahrung im Jerichower Land hat nun gezeigt, dass die Bereitschaft der Apotheken nur gering ist. Zwar testen auch einige niedergelassene Ärzte, konkrete Zahlen liegen dem Landkreis nicht vor, doch nun entschied man sich trotzdem, die Initiative zu ergreifen. „Das ist im Moment gar nicht so einfach, ein Reisemobil auf dem Markt zu bekommen“, sagte Barz. Die Lieferzeit betrage teilweise mehrere Monate. Und ein neues Fahrzeug sollte es sein, allein schon aus hygienischen Gründen. Der Kreis hat das Reisemobil nun aber nicht gekauft, sondern zunächst für die Zeit von vier Monaten gemietet. Schließlich solle auch erst einmal die Resonanz abgewartet werden. Unterstützung beim Umrüsten des Mobils bekam der Kreis von Jens Hitzeroth. der mit Wissen und Technik von seinem Event- und Veranstaltungsservice schon bei der Umrüstung der Burger Stadthalle zum Impfzentrum mitgewirkt hatte. „Ich habe mir einige Teststellen und deren Abläufe angesehen“, sagte er.
Anmeldung ist nicht erforderlich
Ab Montag wird das Testmobil im Landkreis unterwegs sein. Begonnen wird mit Burg und Genthin. In Burg ist es von 9 bis 12.30 Uhr, in Genthin von 13.30 Uhr bis 17 Uhr. Die Standorte stehen allerdings noch nicht fest. Das gilt auch für die weiteren Stationen. Das Testmobil ist jeweils von 9 bis 12.30 Uhr am ersten, von 13.30 bis 17 Uhr am zweiten Ort. Am Dienstag sind Möckern und Gommern an der Reihe, am Montag folgen Möser und Biederitz. Donnerstag wird zuerst Genthin angefahren, dann Burg, am Freitag fährt das Testmobil nach Elbe-Parey und Jerichow. „Die Standorte haben wir den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden überlassen, die wissen am besten, wo der geeignetste Ort ist“, meinte Barz. So stehe auch noch nicht fest, ob das Mobil in Burg wie bei der Präsentation vor dem Impfzentrum stehen wird. Eine vorherige Anmeldung für einen Testtermin ist nicht erforderlich, die Testpersonen werden der Reihe nach abgearbeitet. An Bord des Mobils werden neben dem Fahrer, der auch für einen geordneten Ablauf sorgen soll, eine Person, die die Daten aufnimmt, und eine medizinische Fachkraft sein. Dem Landkreis sei besonders wichtig gewesen, dass der Test fachgerecht ausgeführt wird, so Barz. Unterstützung bekommt der Landkreis vom Deutschen Roten Kreuz. Die Abrechnung der Tests läuft über einen Vertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Für die Getesteten ist das Prozedere kostenlos. Vor Ort kann auch die Krankenkasse eingelesen werden. Nach einer Viertelstunde ist das Ergebnis da. Es kann vor Ort ausgedruckt und mitgenommen werden, wird aber auch per E-Mail verschickt. Sollte ein negativer Test Voraussetzung für den Einkauf in einem Geschäft sein, wäre die Bescheinigung vom Testmobil ein ausreichendes Dokument. Sollte der Test positiv ausfallen, werden die Maßnahmen zur Eindämmung der Impfkette in Bewegung gesetzt, wird das Gesundheitsamt informiert. „Bei unserer Initiative haben wir auch an die Wirtschaft gedacht“, sagte Barz. Sollte vorgeschrieben werden, dass Arbeitgeber Testangebote unterbreiten müssen, würde das Testmobil als Dienstleistung angeboten.
Bereits 20. 000 Impfungen verabreicht
In der kommenden Woche geht nicht nur das Mobil auf Tour, sondern wird die Impfkampagne verstärkt in der Prioritätsgruppe 3 fortgesetzt. Dazu gehören neben den über 60-Jährigen auch Feuerwehrleute. In einem Brandbrief an die Landesregierung hatte der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes, Kai-Uwe Lohse, vergeblich dafür plädiert, die Feuerwehr in eine höhere Gruppe, wie den Rettungsdienst, einzustufen. Im Laufe des Nachmittags wurde gestern die 20?000. Impfung vorgenommen, Impfstart war am 29. Dezember.