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Nach Wiederwahl Landrat setzt Ziele für neue Amtszeit

Am 6. Juni ist Steffen Burchhardt als Landrat wiedergewählt worden. Für die siebenjährige Amtszeit hat er sich einiges vorgenommen. Im Gespräch mit der Volksstimme benennt er auch konkrete Ziele, an deren Erreichen er sich 2028 messen lassen will.

Von Thomas Pusch 23.06.2021, 17:45
Immer wieder ein Ärgernis für alle, die auf der Bundesstraße 1unterwegs sind: Der Bahnübergang Heyrothsberge mit seinen geschlossenen Schranken. Landrat Steffen Burchhardt will an dieser Stelle eine Brücke oder einen Tunnel.
Immer wieder ein Ärgernis für alle, die auf der Bundesstraße 1unterwegs sind: Der Bahnübergang Heyrothsberge mit seinen geschlossenen Schranken. Landrat Steffen Burchhardt will an dieser Stelle eine Brücke oder einen Tunnel. Archivfoto: Anke Reppin

Burg - Zu Beginn des Gesprächs mit der Volksstimme wandern Steffen Burchhardts Gedanken kurz in die Vergangenheit, zum 6. Juni, als der Sozialdemokrat gegen seinen Konkurrenten von der CDU, Jan Braunsberger, mit 70:30 Prozent die Wahl gewann und sich damit für weitere sieben Jahre den Platz an der Spitze des Landratsamtes sicherte.

Sein Dank geht an die Wähler und ebenso seine Versicherung, dass an den Gerüchten, er habe derzeit an einer anderen Aufgabe Interesse oder wolle nur die halbe Amtszeit erfüllen, nichts dran ist. „Ich bin hier am richtigen Ort, danke für das Vertrauen, und wenn ich mich für etwas entscheide, stehe ich auch dazu“, betont er. Besonders habe ihn beeindruckt, dass seine Mehrheit im gesamten Landkreis gleich war, sich also wohl Menschen in allen Teilen von seiner Politik mitgenommen gefühlt hätten.

Dann geht es gedanklich in die Zukunft, ins Frühjahr 2028 zur Bilanz seiner zweiten Amtszeit und zu dem, was er bis dahin erreicht haben will. Bevor er zu konkreten Zielen kommt, ist ihm wichtig, seinen politischen Stil und den Anspruch an die Arbeit der Verwaltung fortzusetzen. Das Wahlergebnis habe eben auch gezeigt, dass er da auf dem richtigen Weg sei, nah am Bürger. Das soll so bleiben, „ich will mich nicht verändern“. Positiv habe sicherlich auch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit beigetragen. Es sei wichtig, dass die Menschen im Jerichower Land wissen, was ein Landrat macht, was eine Verwaltung.

Die Digitalisierung der Verwaltung, die nicht nur Dienstleister, sondern auch für das Durchsetzen von Recht und Ordnung zuständig sei, bedeute einen wichtigen Schritt. Mit der Hardware gebe es die technischen Voraussetzungen, mit qualifiziertem Personal die Möglichkeit, die Digitalisierung umzusetzen. Das erleichtere die Kommunikation, vereinfache die Antragstellung und mache für die Landkreisbewohner so manchen Behördengang überflüssig.

Ziel: Mehr Verwaltungsangelegenheiten, die von zu Hause erledigt werden können.

Die Wirtschaft werde er auch weiter im Blick behalten. Dabei sei sein oberstes Ziel die Bestandspflege. Natürlich werde bei der Chance auf eine Neuansiedlung auch zugegriffen. Bei der relativ geringen Arbeitslosenquote im Jerichower Land müsste ein Betrieb, der etwa den Bedarf an 2000 Mitarbeitern hätte, Fachkräfte importieren. Es gebe im Landkreis nicht so eine große Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte, die auf eine Anstellung warten. Burchhardt nimmt das Thema aber sehr ernst, ist daher erster Ansprechpartner für Ansiedlungsinteressenten. „Es gibt auch regelmäßig Gespräche“, sagt er. Die Wirtschaftskraft müsse erhalten werden. Wachstum entstehe allerdings nicht nur durch neue Firmen, sondern auch durch die Entwicklung bestehender. Dies könne gesteigert werden, wenn der Schwerpunkt auf der regionalen Wertschöpfung bleibe. Das zahle sich dann auch in barer Münze für die Menschen im Landkreis aus.

Ziel: Realeinkommen steigt.

Zur Infrastruktur zählt für Burchhardt auch die zweite Stufe des Breitbandausbaus, die Versorgung mit Glasfaserleitungen. 100 Prozent werde man sicherlich nicht erreichen. Manche Anbieter binden ihre Leistung an einen Mindestanteil von Haushalten, die mitmachen müssen. Und schließlich könne man niemanden zwingen. Die Zahl der angeschlossenen Haushalte soll in den kommenden sieben Jahren aber deutlich steigen, derzeit betrage sie nicht einmal ein Viertel.

Ziel: Exponentielle Steigerung angeschlossener Haushalte.

Jüngst ist der Landkreis dem Arbeitskreis Fahrradfreundlicher Kommunen beigetreten. Ein weiterer Ausbau oder Lückenschlüsse der Radwege sieht er dennoch nicht unbedingt. Das wäre nur mit Fördermitteln von Land und Bund möglich. Mit den Bürgermeistern der Kommunen könnte darauf Einfluss geübt werden, zumal die Prioritätensetzung in Richtung Fahrrad gehe. Es wäre allerdings schon ein Erfolg, wenn das Angebot für Radfahrer im Jerichower Land nicht schlechter würde.

Ziel: Vorhandenes Netz in gutem Zustand halten.

Ohnehin solle das touristische Potenzial des Landkreises ausgeschöpft werden. Die Region Loburg, das Kloster Jerichow und das Wasserstraßenkreuz seien dabei wichtige Faktoren. Es gebe zahlreiche Schnittmengen von Landkreis, Gemeinden und dem Tourismusverband, wo gemeinsames Engagement gefragt sei. Er wünsche sich auch eine vielfältige Landschaft von Gaststätten, Bars, Clubs, das könne die Verwaltung aber nicht anweisen, sei nur durch Eigeninitiative möglich. „Aber gerade die Gastronomie ist durch Corona sehr schwer getroffen worden“, weiß er. Touristische Bedeutung hat auch die Fähre Ferchland-Grieben. Ein Kooperationsvertrag soll ihren Bestand sichern. Jüngst hat der Kreistag dem Betrauungsvertrag zugestimmt, der die Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land (NJL) als Betreiber vorsieht. Dass sie nach sieben Jahren nicht eingestellt wird, ist für Burchhardt „selbstverständlich“, ob sie bis dahin aber zur Gierseilfähre umgebaut sein wird, sei „ungewiss“.

Ziel: Fähre Ferchland-Grieben ist immer noch unterwegs, Betriebsart offen.

Bei den Straßen werde es ähnlich wie bei den Radwegen vorrangig um den Erhalt gehen. Allerdings ist dem Landrat der Bahnübergang bei Heyrothsberge, der oftmals für lange Schlangen an den Schranken sorgt, weiterhin ein Dorn im Auge. „Ich bin überzeugt davon, dass es da in den nächsten sieben Jahren eine Freigabe gibt“, sagt er. Dabei sei es unwesentlich, ob es sich um eine Brücke oder einen Tunnel handeln wird.

Ziel: Bahnübergang Heyrothsberge ist kein Hindernis mehr.

Mit dem Hochwasser 2015, den Flüchtlingen und Corona habe es in seiner ersten Amtszeit drei unvorhersehbare Herausforderungen gegeben, die von der Verwaltung mit viel Flexibilität genommen werden mussten. Gerade die unvorhergesehenen Dinge würden die Qualität einer Mannschaft zeigen, könnten aber auch so manche langfristige Planung durcheinanderbringen. Ein weiteres Ziel für die zweite Amtszeit will er aber noch formulieren: Alle Schulen sind durchsaniert.