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Ökologischer Land- und Gartenbau auf dem "Lindenhof" Landwirtschaft für Mensch und Natur

Von Bettina Schütze 08.03.2013, 02:11

Die jüngsten Lebens- und Futtermittelskandale haben die Verbraucher ein weiteres Mal verunsichert. Die Verursacher sind nicht nur konventionelle, sondern auch ökologisch wirtschaftende Betriebe. Daran ist besonders ärgerlich, dass die Gesetzesverstöße weniger Betriebe die ganze Branche in Verruf bringen.

Rietzel l Dabei brauchen die Ökobauern gerade jetzt die besondere Unterstützung von Konsumenten und Verpächtern, sind sich die Ökobauern Alexander und Dr. Gebhard Rusch vom "Lindenhof" in Rietzel einig. Damit Verbraucher und Verpächter die Leistungen des heimischen Ökolandbaus richtig einschätzen können, besuchte die Volksstimme den "Lindenhof" in Rietzel, der seit dem Jahr 2000 ökologisch bewirtschaftet wird.

"Unser Ziel ist die Erzeugung hochwertigster Lebensmittel, die diese Bezeichnung auch wirklich verdienen," sagt Alexander Rusch, der nach seinem Agrarstudium in Göttingen im vorletzten Jahr in den elterlichen Betreib eingetreten ist. "Wir arbeiten ökologisch, weil wir überzeugt sind, auf diese Weise das Bestmögliche für Mensch und Umwelt zu erreichen, nämlich gesunde und konkurrenzlos schmackhafte Nahrungsmittel, nachhaltig ertragreiche Böden und eine intakte Umwelt ohne Gentechnik und Pestizide", so Alexander Rusch.

Hatten die Verbraucher in den letzten Jahren für kräftige Zuwächse zwischen fünf und 15 Prozent im Handel mit Bioprodukten gesorgt, waren die wirtschaftlichen Bedingungen der heimischen Ökobetriebe zunehmend schwieriger geworden. Die Pachtpreise sind enorm gestiegen, die Erzeugerpreise im Ökobereich fallen, da Ware in Größenordnungen aus dem Ausland bezogen wird. Energie und Rohstoffe werden immer teurer.

Während der Handel die wachsende Nachfrage inzwischen zu etwa 50 Prozent mit Ökoprodukten aus dem Ausland bedient, fristet der heimische Ökolandbau mit Zuwächsen von zwei bis drei Prozent im letzten Jahr und einem Anteil von acht Prozent an der gesamten deutschen Agrarproduktion weiterhin ein Nischendasein.

Wer Regel verletzt, stellt das ganze System in Fragen

"Für uns stellen die EU- und Bundesgesetze und -Verordnungen, denen der ökologische Landbau zu genügen hat, keine Erschwernisse unserer Arbeit, sondern ganz im Gegenteil die Rahmenbedingung unseres Qualitätsmanagements dar. Wir sehen das ganz positiv als Voraussetzung und Bedingung für den Ökolandbau. Es begründet das Vertrauen zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Wer die Regeln verletzt, stellt deshalb immer auch das ganze System in Frage", ergänzt Dr. Gebhard Rusch, der den Betrieb nach der Wende wieder einrichtete.

"Weil wir die Bedingungen erfüllen wollen, haben wir auch kein Problem mit den Kontrollen, seien es die der Öko-Kontrollstellen wie zum Beispiel ABCert oder die des Amtes für Landwirtschaft", weiß Dr. Gebhard Rusch. Ihr Landbau erfüllt die EU-Öko-Verordnung.

Als Verarbeiter ist der "Lindenhof" Partnerbetrieb von Naturland und Bioland. Dr. Gebhard Rusch: "Wir bekennen uns zu den Transparenzgeboten der Verbände und zeigen gerne Gesicht, wenn Verbraucher hinter die Kulissen schauen möchten." Dazu bietet auch das Hoffest Ende April Gelegenheit.

Die Kontroll-Stelle des "Lindenhofes" ist DE-ÖKO-006. Im Internet kann man den "Lindenhof" unter www.bioc.info" als zertifiziertes Unternehmen finden.

Keine chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel

"Wir können problemlos auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichten", betont Alexander Rusch. "Wir vermeiden Pflanzenkrankheiten durch weite und abwechslungsreiche Fruchtfolgen und durch mechanische Unkrautbekämpfung. Dazu gehört die intensive Bodenbearbeitung mit Pflug oder Grubber vor der Aussaat und das Striegeln danach. Wir haben die Unkräuter auf diese Weise gut im Griff. Wir düngen ausschließlich organisch mit Mist, Gülle oder Kompost und bemessen die Mengen unter Beachtung der zulässigen Obergrenzen an den Befunden aktueller Bodenproben. So wird das Bodenleben, das Wasserhaltevermögen, die Mineralisierung von Nährstoffen, kurz: die Bodenfruchtbarkeit langfristig nicht nur erhalten, sondern sogar verbessert."

"Und das kann man schmecken", fügt Gebhard Rusch hinzu. "Öko-Produkte sind nicht nur gesund, sondern auch schmackhafter als konventionell erzeugte Nahrungsmittel. Im Pflanzenbau und in der Tierhaltung werden Sorten und Rassen bevorzugt, die natürliche Abwehrkräfte mobilisieren können. Das Pflanzenwachstum wird nicht künstlich reguliert, die reife Frucht nicht totgespritzt, um die Ernte zu erleichtern. Und nur Tiere, die sich wohl fühlen und Zeit für Ihre Entwicklung bekommen, können auch für den Menschen gesund sein."

Alexander Rusch bringt es zusammenfassend auf den Punkt: "Für Mensch und Natur ist der ökologische Landbau der richtige Weg." Und zu den Zukunftsaussichten befragt, antwortet der Junglandwirt: "Wir würden unseren Betrieb von 85 ha gern erweitern, um mit der wachsenden Nachfrage aus heimischer Produktion Schritt halten zu können. Wir haben dafür die besten Voraussetzungen, sind wir aber auf Pachtflächen angewiesen. Auch in der Direktvermarktung liegen Chancen. Aber die Nachfrage ist in unserer Region noch zu schwach. Es kommt eben darauf an, dass Verbraucher, Verpächter und Landwirte erkennen, dass sie nur gemeinsam etwas für gesunde Lebensmittel und eine gesunde Umwelt tun können."

www.lindenhof-oekogetreide.de"