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Lehrermangel Acht Kinder sollen zurückgestuft werden

Die Grundschule Möckern sieht sich gezwungen, zwei zweite Klassen zusammenzulegen, um einem akutem Lehrermangel entgegenzuwirken.

Von Stephen Zechendorf 11.11.2020, 00:01

Möckern l Als vor wenigen Monaten die Klassenlehrerin der vierten Klasse der Grundschule im Schloss Möckern langzeiterkrankte, standen Schulleiter Ralf Laaß und sein Kollegium vor einem Problem: es gab zu wenig Klassenlehrer für die sieben Grundschulklassen.

Die verbliebenen sechs Lehrer (darunter auch der Schulleiter) versuchten daher, der nun lehrerlosen vierten Klasse wenigstens die elementarsten Unterrichtsinhalte zu vermitteln, Deutsch, Englisch und Sachkunde. Dies klappte nur, indem andere Klassen weniger Unterrichtsstunden bei ihren Klassenlehrern hatten. Ein Zustand, den die Elternschaft nicht lange hinnehmen wollte.

Weil seitens des Landesschulamts kein neuer Lehrer bereitgestellt wurde, wandten sich Eltern an die Volksstimme. „In manchen Klassen fand nur noch eine Betreuung der Kinder statt, und kein Unterricht mehr. Teilweise beaufsichtigte ein Lehrer alle Klassen auf einer Etage“, berichtet eine Mutter.

Der Zeitung gegenüber bestätigt Tobias Kühne, Pressesprecher des Landesschulamtes, dass die Situation an der Grundschule dem Amt bereits vor den Herbstferien bekannt war. Er bestätigt: Anfang des Schuljahres lag die Unterrichtsversorgung in der Grundschule Schloss Möckern bei 104 Prozent. Aktuell liegt sie bei 89 Prozent. Es fehlen 19,5 Lehrerwochenstunden, um eine Unterrichtsversorgung von 100 Prozent zu erreichen.

„Die Schule hatte für dieses Schuljahr sieben Klassen gebildet, denen sieben Lehrkräfte einschließlich der Schulleitung gegenüber standen. Es war also kein Puffer vorhanden, der in der jetzigen, krankheitsbedingten Situation eine Kompensation ermöglicht hätte“, umschreibt der Behördensprecher die Situation in Möckern.

Die Behörde habe geprüft, ob über Abordnungen von anderen Schulen personell unterstützt werden kann. Ohne Erfolg. Mit einer befristeten Ausschreibung werde versucht, die erkrankte Lehrkraft zu ersetzen. Es sei offen, wann jemand gefunden ist und in Möckern anfangen kann, so Pressesprecher Kühne. Auch ist nach Ansicht des Schulamtes nicht möglich, den Stundenumfang einer Förderschullehrkraft in Möckern zu erhöhen: „Förderschullehrkräfte kommen oft stundenweise an Schulen, um einzelne Kinder zu unterstützen. Ihre Arbeit wird aber an mehreren Schulen benötigt.“ Gerne hätte man in Möckern gesehen, dass die Förderschullehrerin, die an einem Tag in der Woche kommt, die vierte Klasse übernimmt.

Wie es nun weitergehen soll, teilte Schulleiter Laaß am Montagabend in einer Elterninformationsrunde mit: die beiden zweiten Klassen – sie bestehen aus 16 und 17 Kindern – sollen zusammengelegt werden. Man folgt damit einer Empfehlung aus dem Landesschulamt. Ralf Laaß übernimmt die Leitung der vierten Klasse. Das Problem: die neu gebildete 2. Klasse bestünde dann aus 33 Kindern. Das geben weder der Klassenteiler-Schlüssel noch die Schulbaurichtline für die Grundschule her. Daher sollen aus jeder der zwei Klassen die vier schwächsten Schüler in die Klassenstufe 1 zurückgestellt werden.

Die Reaktion der Eltern sei unterschiedlich ausgefallen, sagte gestern Schulleiter Laaß: „Manche Eltern reagierten mit Verständnis, andere weniger.“ Die Stimmung bei der Elternversammlung, die coronabedingt mit viel Abstand und Mundschutz im Eingangsbereich der Schule stattfand, wurde von Anwesenden „wie auf einer Beerdigung“ beschrieben. Ab 16. November soll der Unterricht mit den dann sechs Klassen weitergehen.