Antje Stolze und Thomas Wöhling aus Tucheim waren ein Jahr lang mit der Kamera unterwegs Majestätisches Geweih: Die Geschichte eines stolzen Rothirschs mitten im Wald
Ein Jahr lang Natur pur. Zwölf Monate einzigartige Bilder aus den Wäldern unserer Heimat. Antje Stolze und Thomas Wöhling aus Tucheim basteln ein fantastisches Wald-Mosaik zwischen Ameisenwelt und Rothirsch-Brunft.
Tucheim l Die Äste knacken unter den Füßen, im Fernglas werden die grauen Konturen immer deutlicher - Antje Stolze weiß nicht nur Geräusche zu deuten. Mit Lebensgefährte Thomas Wöhling ist sie seit Jahren in unseren Wäldern unterwegs. Sie hat kein Gewehr in der Hand, interessiert sich nicht für Wildbret und Weihnachtsbraten. Ihr Ziel sind Bilder. Das Duo Stolze/Wöhling dokumentiert das Leben zwischen den Baumkronen, wie es nur wenigen Menschen zugänglich ist.
Antje Stolze baut sich aus Fotos, Erlebnissen und Details ein Gesamtbild der Natur zusammen, so wie Maler es tun, bevor sie ein Gemälde erschaffen. Sie sagt: "Das Frühjahr des vergangenen Jahres war unfassbar schön."
Zwei Tage lang werden Antje Stolze und Thomas Wöhling ihren Besuchern am kommenden Wochenende in Tucheim die ganze Welt des hiesigen Waldes präsentieren. Dabei geht es nicht nur darum, Tiere zu fotografieren oder zu filmen: "Wir stellen auch dar, wie sich Tiere, Landschaften und Strukturen über die Jahre hinweg verändern", erklärt Antje Stolze.
"Wir zeigen den Menschen, wie faszinierend sich eine Raupe bewegt, wie eine Wildschweinrotte miteinander umgeht."
Thomas Wöhling
Dabei beschränken sich die Naturbeobachtungen des Stolze-Wöhling-Gespanns keineswegs auf den Fiener: "Wir sind in ganz Ostdeutschland zwischen Fischland/Darß und Oberwiesenthal unterwegs. Und das seit mehr als 20 Jahren."
Entstanden sind dabei Bilder, die normale Spaziergänger in unseren Wäldern nicht zu sehen bekommen. Wöhling: "Wir zeigen den Menschen die vielen Lebewesen eines Ameisenhaufens, zeigen wie faszinierend sich eine Raupe bewegt, wie eine Wildschwein-Rotte miteinander umgeht." Ganz wichtig: "98 Prozent der Aufnahmen sind neu, stammen aus dem vergangenen Jahr", sagt Thomas Wöhling. Immerhin präsentieren die beiden bereits zum achten Mal ihre Naturaufnahmen auf Großbildleinwand. Intensiv beobachtet haben die Tucheimer wiederum eine Rotwild-Brunft.
Die Hauptrolle der Präsentation im vergangenen Jahr spielte ein Hirsch namens Paulus der Starke. Antje Stolze gerät ins Schwärmen, wenn sie von diesem majestätischen Rothirsch spricht. "Es ist eine großartige Erscheinung der Natur." Doch seit September 2011 gibt es dieses Tier nicht mehr. Umso faszinierender ist, dass die beiden Naturfilmer aktuell einen Hirsch beobachtet haben, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Nachfahre von Paulus ist. Wöhling: "Beide haben an ihren Abwurfstangen nicht alltägliche Wolfssprossen, während die Eissprossen fehlen." Spannend: 15 Abwurfstangen dieses elfjährigen Rothirsches haben Antje Stolze und Thomas Wöhling eingesammelt.
Die Tucheimer wollen aber auch Kindern das Waldleben ihrer Heimat nahe bringen. Mit Rätseln zum Beispiel. Anhand von Bildern fragen sie ihr Publikum: Springt der Fuchs am Ufer auf eine schwimmende Ente?