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Naturerbe Unser Urwald gleich um die Ecke

Mehrere Areale im Jerichower Land sollen in 30 Jahren dem Urwald ähneln. Ein Beispiel dafür gibt es in Madel bei Burg.

Von Falk Heidel 24.08.2017, 09:00

Burg l Die schlanke Eiche ist 120 Jahre alt - jetzt liegt sie um. Der 20 Meter lange Stamm verschwindet im hohen Gras. Der Wurzelteller, so groß wie ein Swimmingpool im Garten, steht senkrecht. „Das Orkan-Tief im Juni hat hier ganze Arbeit geleistet“, erklärt Benedikt Zirnsak. Auf einem Waldweg in Burg-Madel zeigt er auf eine ganze Reihe umgestürzter Bäume: „Wir werden diese Flächen nicht beräumen“, sagt der Forstexperte. Denn hier wird der Urwald des 21. Jahrhunderts entstehen. Dieser Wald gehört zum Nationalen Naturerbe. Dabei handelt es sich um eine Initiative des Bundes, die aus Sicht des Naturschutzes wertvolle Flächen sichert und weiterentwickelt – völlig ohne wirtschaftliche Interessen.

Bundesweit gehören 156.000 Hektar Wald, Wiese, Acker, Heide oder auch Ödlandflächen zum Nationalen Naturerbe. In Sachsen-Anhalt betrifft dies gut 20.000 Hektar.

Der Wald rund um den früheren Militär-Schießplatz Madel ist 720 Hektar groß. Hinzu kommen als Naturerbeflächen im Jerichower Land der ehemalige Schießplatz bei Körbelitz (639 Hektar) und 1200 Hektar beidseitig der Elbe in einem Bereich zwischen Parey, Bittkau, Ringfurth und Schartau.

„Ausgewählt wurden diese Flächen als Nationales Naturerbe, weil dort optimale Bedingungen herrschen, dass sich die Natur auf großen Flächen ohne das Zutun des Menschen nach ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln kann“, erklärt Forstdirektor Rainer Aumann.

Seine Behörde, der Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt, kümmert sich über mehrere Landkreise hinweg um knapp 5000 Hektar. In der Regel hat der Bund auf den Verkauf der meisten Naturerbe-Flächen verzichtet und sie auf Naturschutzverbände und -stiftungen übertragen. Aumann sagt: „Forstliche Eingriffe werden nach und nach zurückgefahren. Ziel ist, dass sich der Wald- und Weideflächen nach spätestens 30 Jahren selbständig entwickeln werden, völlig ohne Eingriff des Menschen.“

Ganz ohne funktioniert es aber doch nicht: „Die Heide braucht Pflege“, sagt Benedikt Zirnsak. Deshalb werde der Heide-Bereich rund um den ehemaligen Russen-Schießplatz regelmäßig abgeschoben beziehungsweise abgeflammt oder durch Schafe abgeweidet, je nach örtlichen Möglichkeiten. Aumann zufolge sollen die Waldgebiete auch weiterhin bejagd werden, um den Wildbestand zu regulieren.

Für das Waldstück in Madel gilt: Betreten verboten, Lebensgefahr! Aus Zeiten des Schießplatzes gibt es im Erdboden noch reichlich Munition. Eine aufwändige Beräumung ist aktuell kein Thema.

Wer sich für diese Thematik interessiert, kann das alles im Rahmen eine Exkursion am 31. August hautnah erleben. Anderthalb Stunden lang werden Forstfachleute die Besucher durch das Areal führen und alle Fragen rund um den künftigen Urwald beantworten.

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