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Grünschnitt Neue Gebühr für Entsorgung

Der Landkreis krempelt unsere Abfallentsorgung in knapp anderthalb Jahren komplett um. Neu ist eine Grünschnitt-Gebühr.

Von Falk Heidel 06.11.2015, 13:00

Burg/Genthin l Für die Ausschreibungen der Abfallentsorgung im Jerichower Land hat der Kreistag am Mittwoch den Weg frei gemacht. Ab März 2017 wird mit einem Chipsystem genau erfasst, wer wieviel Müll in die Tonnen wirft. Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

1. Wie ist der aktuelle Stand?

Derzeit kümmert sich die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AJL) mit Sitz in Genthin um die Entsorgung sämtlichen Mülls aus den Haushalten im Jerichower Land. Die schwarzen Restmülltonnen (meist 80 Liter) werden in der Regel 14-täglich vor den Haustüren mit den Fahrzeugen entleert. Die AJL bringt den Restmüll zur Verbrennung in das Müllheizkraftwerk (MHKW) nach Magdeburg-Rothensee.

Jedoch hat der Landkreis die Verträge mit der AJL gekündigt. Die Leistungen werden europaweit ausgeschrieben. Zur Hälfte gehört die AJL dem Landkreis. Das Unternehmen zählt laut Geschäftsführer Dr. Henning Gehm derzeit 62 Mitarbeitet. Es betreibt auch drei Wertstoffhöfe in Genthin, Parey und Ziepel. Unter anderem entsteht hier Kompost aus dem Grünschnitt.

Eine vierköpfige Familie zahlt aktuell jährlich 175 Euro für ihre schwarze 80-Liter-Standardtonne. Dafür gibt es gratis eine gleichgroße braune Biotonne dazu.

2. Was ist mit den gelben Tonnen?

Hier bleibt alles beim Alten. Die Leerungen der gelben Tonnen werden nicht von unseren Abfallgebühren finanziert, der Landkreis ist auch nicht zuständig. Die AJL hat einen Entsorgungsvertrag mit dem Dualen System Deutschland (Grüner Punkt). Die Entsorgung bezahlen wir schon beim Einkauf. Pro Verpackung schlagen die Händler einige Cent auf den Verkaufspreis drauf und führen das Geld an das Duale System Deutschland ab. Im Landkreis haben die gelben Tonnen 2014 die gelben Säcke abgelöst. Im Schnitt hat jeder Landkreisbewohner laut AJL-Statistik im vergangenen Jahr 38 Kilogramm Verpackungsmüll in eine gelbe Tonne geworfen.

3. Wie geht es weiter mit dem Grünschnitt?

Mit der Einrichtung der Grünschnittplätze 2009 seien die Abfallmengen um das Fünffache gestiegen, welches die Abfallgebühren erheblich in die Höhe treibe, erklärte der Landkreis mit Beginn der Grünschnitt-Debatte vor einigen Monaten. Allein im Jahr 2014 sollen es 21 000 Tonnen gewesen sein. Die Kosten für die Entsorgung beziffert die Behörde auf drei Millionen Euro. Schaut man auf die 2014er Statistik der AJL, dann hat jeder Einwohner im Durchschnitt 218 Kilo Grünschnittabfall verursacht. Der Landesdurchschnitt liegt bei 108 Kilo.

Ab März 2017 müssen die Verbraucher zahlen, wenn sie ihren Grünschnitt abliefern. Dies gilt sowohl für die vier Wertstoffhöfe in Burg, Genthin, Ziepel und Parey als auch für die Grünschnittplätze. Davon sollen 2017 noch 16 bis 20 Stück betrieben werden.

4. Was ändert sich am Entsorgungssystem?

Alle schwarzen Restmüll- und braunen Biotonnen werden mit einem Transponder ausgestattet, der eine Nummer enthält. Gespeichert sind auf diesem Chip Ort, Straße und Hausnummer sowie Behälterform (Größe und Abfallart) sowie Leerungsrhythmus. Dadurch wird jeder Behälter einem Grundstück eindeutig zugeordnet.

Die Nummer des Transponders wird durch ein spezielles Lesegerät während der Leerung am Entsorgungsfahrzeug ausgelesen. So werden Datum und Uhrzeit jedes Leerungsvorgangs festgehalten. Damit zahlt der Verbraucher nur die tatsächlichen Leerungen. Allerdings wird es eine Art Grundgebühr geben. Mit diesem Beitrag sind zwölf Leerungen pro Jahr bezahlt. Für jede weitere Leerung steigt die Gebühr um einen relativ kleinen Betrag. „Mit diesem System wollen wir die Menschen zur Sparsamkeit animieren und trotzdem keinen Anreiz schaffen, irgendwelche Abfälle im Wald zu entsorgen“, sagte Dr. Peter Sanftenberg (CDU) kürzlich zur Volksstimme. Der Vorsitzende des Umweltausschusses hat am neuen Konzept maßgeblich mitgearbeitet. Die letzten Änderungen hat er noch kurz vor dem Beschluss am Mittwoch im Kreistag eingebracht. Laut Konzept steht noch nicht fest, ob die bisherigen Behälter mit Chips nachgerüstet werden oder ob die Haushalte neue Behälter mit integrierten Chips bekommen.

5. Was kostet uns die Müllbeseitigung?

Die Kosten für die Entsorgung des gesamten Abfalls im Jerichower Land beziffert der Landkreis auf 9,6 Millionen Euro jährlich. Dies entspricht 97 Euro pro Landkreisbewohner. Eine Anwaltskanzlei aus Berlin prognostiziert mit der Einführung des Identsystems Einsparungen in Höhe von knapp zwei Millionen Euro.

Eine Familie zahlt für eine schwarze 80-Liter-Tonne und eine braune 80-Liter-Biotonne derzeit jährlich 175 Euro. Wie hoch die Gebühren mit Einführung des neuen Systems ausfallen werden, wird der Kreistag Ende nächsten Jahres festlegen. Unser Konzept fußt auf die Entsorgung im bayerischen Landkreis Kitzingen. Hier zahlt eine Familie für eine schwarze 60-Liter-Tonne plus eine braune 120-Liter-Biotonne jährlich 84 Euro Grundgebühren (allerdings mit weniger Leerungen).

6. Steigt das Müllaufkommen im Landkreis?

Das Gegenteil ist der Fall. Die Hausmüllmenge ist laut AJL im Vorjahr um 400 Tonnen gesunken. Der Landkreis rechnet künftig mit gut 15 000 Tonnen Hausmüll pro Jahr. Dennoch hat unser Landkreis eine überdurchschnittlich hohe Restmüllmenge – nämlich 225 Kilo pro Einwohner und Jahr (laut Statistischem Landesamt). Zum Vergleich: Der Landesdurchschnitt liegt bei 152 Kilogramm (bundesweit 173 Kilo). Bisher gingen die Kalkulationen von zehn Kilo Müll pro Kopf in der Woche aus. Ab 2017 wird nur noch mit fünf Kilo Abfall gerechnet. Jedoch wird der Inhalt der braunen Biotonnen steigen. Derzeit sind es 9000 Tonnen pro Jahr, mit der Schließung einiger Grünschnittplätze dürfte dieser Wert deutlich steigen.

7. Was beinhaltet die Ausschreibung?

Bewerben können sich Unternehmen europaweit nicht auf die gesamte Abfall-Entsorgung im Landkreis, sondern auf fünf einzelne Lose. Nämlich: Hausmüll (schwarze Tonne), Bioabfall (braune Tonne) und Grünschnitt, Schadstoffe (gesonderte Sammlungen), Sperrmüll und Elektro, Altpapier. Den Zuschlag soll das jeweilige Unternehmen für acht Jahre bekommen.