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Pilotprojekt Patenbrigade zurück in neuem Gewand

Mit einem Pilotprojekt wollen drei Unternehmer aus der Stadt Möckern die "Patenbrigade" aus DDR-Zeiten wieder salonfähig machen.

Von Stephen Zechendorf 10.01.2018, 05:00

Möckern/Loburg l Mit seiner Idee rannte der Möckeraner IT-Unternehmer André Menke offene Türen ein, sowohl bei der Leitung der Schulleitung der Gemeinschaftsschule Möckern „Am Park“, als auch bei zwei anderen Unternehmern im Stadtgebiet. Zu dritt wollen André Menke, Nicole Geue-Dahms und Lutz Katerbaum den Schülern der drei fünften Klassen einen besseren Zugang zur lokalen Wirtschaft ermöglichen und gleichermaßen selber einen Überblick über kommende, potentielle Auszubildende bekommen.

Die Idee, das Modell der früheren Patenbrigaden in die moderne Zeit zu übertragen, reizte André Menke. „Ich habe das selber alles noch so kennen gelernt, mit ‚Einführung in die sozialistische Produktion‘, und so. Das würde ich gerne wieder ins Leben rufen, nur eben ohne den sozialistischen Aspekt“, so Menke.

Mit der Idee wurde der Möckeraner Datentechniker bei der Schulleiterin der Gemeinschaftsschule „Am Park“ in Möckern vorstellig. Und Heike Fischbach war sofort mit von der Partie: „Ich war beeindruckt, dass die Firmen mit dieser Idee zu uns kamen. Das ist eine ganz tolle Sache, von der beide Seiten nur profitieren können.“

Der Vorteil für die Schüler liegt für sie klar auf der Hand: es können früh Kontakte zu Unternehmen hergestellt werden, und so Einblicke in die regionale Firmenlandschaft erfolgen. Den Begriff „Wirtschaftspaten“ zieht Heike Fischbach dem Begriff „Patenbrigade“ allerdings vor. André Menke hat mit dem traditionellen Namen weniger Probleme: „Der Begriff ist bei den Eltern der jetzigen Kinder noch gut bekannt.“

Bereits vor den Weihnachtsfeiertagen wurden die ersten Patenschaften geknüpft. Lutz Katerbaum, Geschäftsführer der Landtechnik Möckern GmbH, Nicole Geue-Dahms von der Geue Landtechnik Tor und Fahrzeug GmbH und André Menke mit seiner Sinnovo IT-Services GmbH werden die momentanen Fünftklässler bis zu deren Schulabschluss begleiten. Eine erste Weihnachtsfeier fand bereits statt, angedacht sind im Laufe des Jahres Firmenbesichtigungen und zum Beispiel Wandertage.

Die in Möckern geborene Idee soll ins ganze Jerichower Land getragen werden. Alle drei Unternehmer sind Mitglied des Vereines Wirtschaft JL, erzählt André Menke. Aus diesem Verein mit aktuell etwa 36 Mitgliedsunternehmen möchte man weitere Firmen rekrutieren, wenn das Pilotprojekt erfolgreich ist. Dann sollen weitere fünfte Klassen anderer Schulen im Jerichower Land ins Boot geholt werden.

Das Netzwerk soll auch zugunsten der Heranwachsenden genutzt werden. Denn selbst wenn ein Schüler für seine eigene „Patenbrigade“ nicht als künftiger Azubi in Frage kommt, weiß der Pate vielleicht ein befreundetes Unternehmen, das genau diesen jungen Menschen gebrauchen kann, umreißt André Menke seine Vorstellung. Er beschreibt sich selbst als „guten Netzwerker“ – nicht die schlechtesten Voraussetzungen, wenn man als IT Serviceprovider seinen Kunden Beratung und Unterstützung bei Datenschutz und Softwareentwicklung anbietet.

„Ich brauche Praktiker im Betrieb, bei denen es reicht, wenn die mit der Note drei durch ihre Schulzeit gekommen sind“, sagt Lutz Katerbaum und hofft, bei dem Pilotprojekt mögliche zukünftige Arbeitnehmer finden zu können. Sein Unternehmen im Rutenweg hat sich auf Gelenkwellen und Hydraulikschläuche zum „Verkuppeln der Landmaschinen“ spezialisiert. Nun kann Katerbaum selber auf ein wenig „Kuppelei“ hoffen. Vielleicht entdeckt ja der ein oder andere Schüler sein Interesse an den Berufsbildern der Landtechnik Möckern GmbH.

„Viele der Jugendlichen, aber auch die Erwachsenen hier, wissen gar nichts über die Unternehmen vor Ort“, bedauert Nicole Geue-Dahms. Der Betrieb ihrer Familie hat sich auf Tore sowie Kommunal- und Gartentechnik spezialisiert und liegt eher abseits am Ortsrand von Loburg Richtung Wendgräben.

„Es gibt hier viele Betriebe, die Nachwuchs suchen. Wir wollen den Schülern im direkten Kontakt klarmachen, was sie für ihre angestrebten Ausbildungsziele benötigen. Die jungen Leute sollen hier in unserer Region bleiben. Wenn sie woanders erst einmal einen Job gefunden haben, kommen sie nie wieder hierher“, sind sich die drei Unternehmer sicher.

In der Gemeinschaftsschule Möckern denkt man schon darüber nach, gegebenenfalls weitere Wirtschaftspatenschaften auch mit den höheren Klassenstufen zu starten.