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Premiere Zugkräftiges Event könnte Zukunft haben

Das erste "Tractor pulling" lockte 3000 Schaulustige auf den Acker zwischen Hohenziatz und Lüttgenziatz.

Von Stephen Zechendorf 17.06.2019, 07:00

Hohenziatz l Gegen Mittag meldete der Hohenziatzer Ortsbürgermeister Holger Blumhagel, dass die vorbereiteten 1300 Eintrittsbändchen ausverkauft seien. Nur eine Stunde später war von 2500 Besuchern die Rede. „Schon jetzt sind hier mehr Besucher, als in den Vorjahren in Oschersleben“, stellte einer der holländischen Organisatoren zu diesem Zeitpunkt zufrieden fest. Am Ende sollten es gut 3000 Besucher sein.

Seit einigen Jahren schon organisiert der Verein „Bauernkultur“ diese Veranstaltung. Erstmals im Jahr 2010 in Schmachtenhagen, in den zurückliegenden Jahren dann fünf Mal in Oschersleben. Nach dem einschlagenden Erfolg erscheint es nicht ausgeschlossen, dass das Event ganz nach Hohenziatz umzieht.

Eine Handvoll in Deutschland lebende und arbeitende Holländer haben den Kult-Wettbewerb, der seine Ursprünge in den 40er-Jahren in den USA hat, auch in der Region um Magdeburg heimisch gemacht. Es sind Landwirte, die ihre Technik gut kennen, und wissen, was man damit noch so alles machen kann, außer pflügen.

Worum geht es? An den Start rollen Traktoren in verschiedenen Gewichtsklassen. Angehängt wird daran ein Brems- oder Schleppwagen, der hundert Meter weit gezogen werden sollte. Schleppwagen wird der Anhänger genannt, weil der Traktor ihn schleppen muss, Bremswagen wird er genannt, weil sich während des Schleppvorgangs der Zugwiderstand durch ein sich verschiebendes Gewicht steigert und somit abbremst. Das sorgt dafür, dass so mancher Traktor schon vor der Hundert-Meter-Marke schlapp macht. Eine Runde weiter kommt aber nur, wer die 100 erreicht hat. In der nächsten Runde werden dann weitere Gewichte auf dem Schleppwagen aufgelegt. Los geht es bei 3,5 Tonnen Schleppgewicht, maximal liegen 18 Tonnen auf dem Bremswagen.

Alle startenden Trecker wurden zuvor gewogen und in Gewichtsklassen aufgeteilt, nach denen sich auch die anfängliche Bremstonnage richtete. In Hohenziatz an den Start gingen Oldtimer von 1,5 Tonnen bis moderne Zugmaschinen mit 30 Tonnen. Oder anders ausgedrückt: unter den Motorhauben schlummerten 30 bis 650 PS. Wobei „schlummern“ das falsche Wort ist. Einmal am Start, brüllten die Motoren ziemlich los, was sich auch im Feinstaubgehalt der Hohenziatzer Landluft niederschlug. Stören ließen sich die Zuschauer davon zumeist nicht.

Für viele Gäste war das Kräftemessen der Traktoren eine Neuheit. Einige der antretenden Trecker-Piloten – viele aus dem Jerichower Land und der Einheitsgemeinde Möckern – wagten sich zum ersten Mal in dieser Disziplin an den Start. Manch einer war trotz mangelnder Übung erfolgreich, andere Trecker gingen angesichts des ungewohnten Arbeitseinsatzes in die Knie, oder der Pilot verschätzte sich. „Wer einmal vom Gas geht, hat verloren“, verriet einer, der schon länger dabei ist. Zuviel Gas kann aber auch unvorteilhaft sein, wenn die Vorderräder zu sehr abheben. Gestandene Experten in diesem Wettstreit kannten natürlich diverse Tricks, um erfolgreich zu sein. So wurde etwa viel Luft aus den Reifen gelassen, um mehr Auflagefläche auf dem aufgeschütteten Lehmboden zu haben.

Das Spektakel, welches der Verein „Bauernkultur“ über Jahre in Oschersleben ausrichtete, bewahrte sich in Hohenziatz seinen holländischen Charme. Sogar holländisches Bier wurde ausgeschenkt. Allerdings kam das Wasser aus der Region. „Gegen Mittag haben wir die Sprudelwasser-Vorräte aus den Supermärkten in Möckern und Loburg leerkaufen müssen“, so Holger Blumhagel.“ Bier ging tagsüber nicht so gut, bei der Hitze. Ein dehydrierter Mitarbeiter der Veranstaltung musste kurzzeitig medizinisch behandelt werden, ansonsten blieb es friedlich auf dem Acker zwischen Lüttgen- und Hohenziatz.

Am Abend ging es lautstark weiter, es trat neben der im Jerichower Land beheimateten Band „Schmerzlos“ auch eine holländische Band auf. Auch der Abend blieb, bei gefühlte weniger Gästen als in Oschersleben ohne besondere Vorkommnisse.

Nach dem Erfolg der Veranstaltung wollte der Hohenziatzer Ortschef Holger Blumhagel am Sonnabend nicht ausschließen,dass das Trecker-Pullen in Hohenziatz eine Zukunft haben könnte. Vielleicht nicht jährlich, aber doch alle zwei Jahre.