Reisen Ausflug zu Freunden

Als Tagesausflug lohnt sich eine Fahrt in Gommerns niedersächsische Partnerstadt Königslutter. Dort gibt es einiges zu entdecken.

Von Manuela Langner 14.08.2020, 06:00

Königslutter l „Steinreich“ ist Gommern dank des Gesteinsgartens am Kulk mit rund 250 Gesteinsblöcken aus ganz Deutschland, Europa und der Welt. Auf dem Platz der Städtepartnerschaft natürlich auch mit Exponaten aus St. Jean de la Ruelle (Frankreich) und aus Königslutter.

Gommerns niedersächsische Partnerstadt hat ihrerseits das Portal zum Geopark Braunschweiger Land zu bieten. Das Informationszentrum ist ein Museum der Erdgeschichte, das kleine und große Besucher über vier Stockwerke vom Duckstein-Kellergewölbe bis zum Dachgeschoss auf eine spannende Zeitreise mitnimmt.

Das fünf Meter lange Skelett eines seltenen Fischsauriers bringt vor allem Kinderaugen zum Staunen. Die Akribie, mit der Kaufmann Otto Klage seine bemerkenswerte Sammlung von Versteinerungen und Mineralien aus aller Welt - noch fein säuberlich mit Hand bezeichnet - zusammengetragen hat, werden die Erwachsenen zu schätzen wissen. Das Museum liefert einen informativen wie kurzweiligen Überblick über die Erd- und Landschaftsgeschichte, über Pflanzen, Tiere und Steine.

Das Portal zum Geopark befindet sich direkt neben der Stadtkirche St. Sebastian und Fabian, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Wenige Schritte entfernt, lassen sich die letzten hundert Meter der Stadtmauer von Königslutter entdecken.

Wiederum gleich nebenan befindet sich das Europäische Frauen Kultur Museum. „Zu allen Zeiten haben Frauen schöne Handarbeiten angefertigt, Kleidung genäht, Wäsche gestopft und geflickt“, wird das Ziel der Einrichtung umschrieben: „Die Zeugnisse dieser Arbeit bewahrt das Museum und würdigt sie.“ Ihren zehnten Geburtstag wollte die Einrichtung in diesem Jahr mit einer Jubiläumsausstellung „Wir lassen die Nadeln tanzen“ feiern. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie und ihrer Einschränkungen sind jedoch die Besucherzahlen in den Räumlichkeiten begrenzt. Jeweils donnerstags und nach Absprache ist das Museum geöffnet. Unter anderem zu Klöppeln und Stricken werden regelmäßig Kurse angeboten - vergleichbar mit der Gommeraner Kulturwerkstatt.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Stadtkirche befinden sich auch die beiden Rathäuser König- lutters. Das orangefarbene Haus bewohnte zwischen 1796 und 1799 Samuel Hahnemann, der die Grundlagen der Homöopathie entwickelte. In Gommern war Hahnemann einige Jahre vorher zuhause gewesen. Im Dezember 1782 hatte er seine Praxis in der Salzstraße eröffnet. Der Samuel-Hahnemann-Platz erinnert in der Ehlestadt daran.

In Königslutter findet der aufmerksame Spaziergänger auf dem Marktplatz zudem eine Gedenktafel an Berta Düber, Mutter des Malers und Grafikers Max Beckmann.

Überhaupt gibt es auf dem Marktplatz auf Schritt und Tritt etwas zu entdecken. Das Steinpodest soll an den Standort des Wachhauses der Stadtsoldaten erinnern. Der Marktplatz wurde ursprünglich für Wochen- und Jahrmärkte genutzt, aber auch als Gerichtsstätte. Früher wurden dort Straftäter an den Pranger gestellt.

Beispielsweise beim Café am Markt sollte man beim Vorübergehen nicht die Engel übersehen. Der Überlieferung nach ließ sie der Hausbesitzer anbringen, nachdem seine kleine Tochter nach einem Sturz unter ein schweres Fuhrwerk unverletzt geblieben war. Das Café ist zudem eines der erhaltenen Brauhäuser, von denen es einst 73 in Königslutter gab. Die Brauhäuser sind an den Rundbogen-Toren zu erkennen, hinter denen in der großen Diele die Braupfannen standen.

Beim Rundgang hoch zum Kaiserdom - alle Sehenswürdigkeiten sind sehr gut ausgeschildert - lässt sich ein Abstecher zur Herrenmühle - heute ein Restaurant - unternehmen. Die Herrenmühle war einst die bedeutendste der insgesamt elf Wassermühlen des Ortes.

Die Stadtbibliothek zählt zu den ehemaligen Brauhäusern der Stadt. Ihr Fachwerk wurde mit roten Ziegeln ausgemauert. Besonders auffällig ist die reichhaltige Beschriftung der Balken. Der Keller wurde tief in den Duckstein geschlagen und beherbergt noch heute einen Teil der Otto-Klages-Sammlung mit Mineralien und Gesteinen.

Nicht nur vor der Bibliothek fallen dem Königslutter-Besucher die Steinmetzarbeiten auf, die in allen Formen und Größen über die Stadt verteilt sind. Die Werke verweisen auf die Steinmetzschule, an der Auszubildende aus dem ganzen Norden ihr Handwerk erlernen.

Auf dem Weg zum Kaiserdom lohnt sich auf jeden Fall einen Blick in die Neue Straße, die so neu gar nicht ist. Angelegt wurde die Neue Straße schon im 15. Jahrhundert, als die Bewohner des wüst gefallenen Dorfes Schoderstedt in Königslutter siedelten. Die Fachwerkhäuser sind ein Hingucker.

Ebenfalls aus Schoderstedt, nämlich aus der Kirche des Dorfes, sollen Säulen und Atlanten unter dem Erker des Hauses schräg gegenüber der Ratsapotheke auf dem Marktplatz stammen - so erzählt es jedenfalls die Überlieferung.

Unterwegs zum Kaiserdom und dem Museum Mechanischer Musikinstrumente können Königslutter-Besucher den akustischen Stadtrundgang nutzen, dessen Stationen regelmäßig zu finden sind. Voraussetzung ist lediglich ein Smartphone. Mehrmals im Jahr werden auch Stadtführungen, allgemein oder zu bestimmten Themen, angeboten. Interessierte können sich ihre eigene Führung buchen.

Auf eine Besichtigung des Kaiserdomes sollte kein Besucher der Stadt verzichten. Der Dom ist täglich geöffnet außer zu Gottesdiensten oder Andachten.

Die Gründungsurkunde für das Kloster stellte Kaiser Lothar III. am 1. August 1135 aus und versah das Kloster mit umfangreichen Besitzungen. Die Kirche sollte ihm und seiner Familie als Grablege dienen. Tatsächlich fanden Lothar III., seine Frau Richenza und Schwiegersohn Heinrich der Stolze im Dom ihre letzte Ruhe. Das ursprüngliche Kaisergrabmal wurde jedoch beim Einsturz des Gewölbes zerstört. Zu sehen ist ein 1708 aufgestelltes Grabmonument. Die Ausmalung des Kirchenraumes ist auch ein Ergebnis „schöpferischer Denkmalpflege“ im 19. Jahrhundert.

Im Museum Mechanischer Musikinstrumente gegenüber des Kaiserdoms ist auch das Dom- und Steinmetzmuseum sowie das Domcafé untergebracht. Die Kaiser-Lothar-Linde wurde der Legende nach vom Kaiser bei der Grundsteinlegung der Kirche gepflanzt.

Vom Kaiserdom ist der Lutterspring nur einen kurzen Spaziergang entfernt. Der Abt-Fabricius-Weg gehört zum Geopark und wartet mit vielen Hinweisschildern zu Flora und Fauna auf.

www.koenigslutter.de