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Schule Digitalisierung bereitet Bauchschmerzen

Der Neubau der Europaschule Gymnasium Gommern liegt im Plan. Zum neuen Schuljahr kann das Haus eingeweiht werden.

Von Manuela Langner 15.03.2019, 06:00

Gommern l Vor fünf, sechs Jahren sei die Digitalisierung der Schulen noch überhaupt kein Thema gewesen, sagte Landrat Steffen Burchhardt (SPD) gestern beim Gespräch mit Bildungsstaatssekretärin Eva Feußner (CDU) in der Europaschule Gymnasium Gommern (EGG). Inzwischen gebe der Landkreis Jerichower Land dafür sehr viel Geld aus, ohne durch das Land Sachsen-Anhalt gegenfinanziert zu werden.

Bei der Digitalisierung geht es um WLAN in den Gebäuden, die Serverlandschaft, Personal, das die Rechner betreut, aber auch um die Einhaltung des Datenschutzes. Mit jeder Investition in eine Schule steige die dauerhafte finanzielle Belastung, weil die geschaffene Infrastruktur gepflegt, Rechner alle paar Jahre ausgestauscht werden müssen.

Dagmar Riwaldt, Schulleiterin der EGG, begrüßte es, dass der Landkreis die Wartung der Rechner übernommen hat. Früher machten das die Informatiklehrer an den Schulen oft nebenbei. Mittlerweile seien die Aufgaben so komplex, dass das nebenbei nicht mehr zu schaffen sei. Außerdem: „Lehrer sind für den Unterricht da.“ Dirk Schumeier, Schulleiter der Grundschule „Am Weinberg“, unterstützte das. Angesichts der aktuellen mangelhaften Unterrichtsversorgung sei es den Eltern nicht zu vermitteln, dass Lehrerstunden für etwas anderes als Unterricht eingesetzt werden. Bei seinen Kollegen häuften sich inzwischen die Überstunden.

Rund 500 Schüler besuchen derzeit die EGG, mehr als 1000 das gesamte Schulzentrum Gommern. Die Gymnasiasten werden von über 40 Lehrern unterrichtet. Im winzigen Lehrerzimmer empfing Dagmar Riwaldt die Gäste. „Nicht um zu jammern, sondern aus Wertschätzung gegenüber meinen Kollegen.“ Seit 20 Jahren müssen die Lehrer an der EGG mit den beengten Platzverhältnissen klar kommen.

Eine Verbesserung der Situation ist mit dem Neubau und der Sanierung des vorhandenen Schulgebäudes in Sicht.

4,5 bis fünf Millionen Euro investiert der Landkreis in die EGG. „Die Bauarbeiten laufen nach Plan“, informierte Steffen Burchhardt. Aller Voraussicht nach könne der Neubau zum neuen Schuljahr eingeweiht werden. Bislang gebe es auch keine Kostenwarnung.

Wenn der Neubau fertig ist, beginnt die Sanierung des Hauses 1. Der Landkreis wird weiterhin das Nachbargebäude mieten, weil wegen des Umbaus des Hauses 1 weniger Platz zur Verfügung stehen wird. Die EGG wird ab dem neuen Schuljahr von rund 50 Schülern mehr besucht. Bei vorausichtlichen 122 Fünftklässlern (und je zwei Familienmitgliedern als Gästen) wird der neue Speisesaal/die kleine Aula im Erdgeschoss des neuen Gebäudes für die Willkommensveranstaltung zu Beginn des Schuljahres nicht ausreichen. Vermutlich nicht einmal die Versammlungsstätte am Volks-haus, wenn die Feier nicht in zwei Durchgängen stattfindet.

Was die Digitalisierung anbetrifft, machten sich die Schulleiter und Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) Sorgen, dass in den Gebäuden der Landkreis (bei EGG und Sekundarschule) und die Stadt (bei der Grundschule) für eine „achtspurige Autobahn“ sorgen, während am Schulgebäude nur ein „Feldweg“ ankommt. Die Bedenken konnte Eva Feußner zerstreuen. Das Land bleibe bei seinem Ziel, bis 2020 alle Schulen mit einem Breitbandanschluss zu versorgen.

Für die Digitalisierung der Grundschule „Am Weinberg“ hat die Stadt Gommern zweimal Fördermittel beantragt. Die Antwort für die zweite Runde war immer noch offen. Im Gespräch erfuhr der Bürgermeister, dass er sich keinerlei Hoffnungen mehr machen müsse, beim zweiten Durchgang berücksichtigt zu werden. Rund 60 Schulen hatten sich um eine Fördersumme von etwa 200.000 Euro beworben. Sie habe die zweite Ausschreibung nicht befürwortet, sagte Eva Feußner. Er fühle sich auf den Arm genommen, reagierte Jens Hünerbein und verwies auf den immensen Aufwand, der hinter der Beantragung stecke.

Das Konzept könne die Stadt für die Mittel aus dem Digitalpakt, der heute auf den Weg gebracht werden solle, wiederverwenden, erklärte die Bildungsstaatssekretärin. Die finanziellen Bedingungen seien für die Kommunen sogar noch günstiger. Beantragt werden könne das Geld voraussichtlich ab 1. August.

Die Stadt habe dafür aber gar nicht die Eigenmittel im Haushalt, entgegnete Jens Hünerbein. Schließlich gelte für Kommunen die Planwirtschaft. Die Eigenmittel aus der zweiten Beantragung sind weg, weil sie zum Haushaltsjahr 2018 gehörten, und für 2019 wurden keine eingestellt.

Um eine beträchtliche Summe Geld ging es auch bei einem weiteren Anliegen von Dagmar Riwaldt. Die Ausstattung des Physikkabinetts der EGG sei völlig veraltet. Anhand der neuen Rahmenrichtlinien haben die Physiklehrer zusammengestellt, was fehlt. Kostenpunkt: 420.000 Euro! Das Budget deckt nicht mal einen Bruchteil der Summe ab. Hier wünschte sich die Schulleiterin mehr Unterstützung durch das Bildungsministerium, welche Ausstattung tatsächlich erforderlich ist.

Darüber hinaus warb Dagmar Riwaldt für einen Schulsozialarbeiter für das Gymnasium - wenigstens stundenweise. Bärbel Kaiser, Leiterin der Sekundarschule „Fritz Heicke“, und Dirk Schumeier unterstützten sie. Sie sprachen sich für eine direkte Anstellung der Schulsozialarbeiterinnen aus. Was dann an Bürokratie wegfalle, könnte an Stunden die EGG übernehmen.

Eva Feußner sah zum einen starke Interessen, die gegen die direkte Anstellung sind, und zum anderen die Aufgabe eigentlich bei den Kommunen, vielleicht auch eine Mischfinanzierung. Aber zu Gesprächsbeginn hatte Steffen Burchhardt schon ausgeführt, dass der Landkreis fast alles verfügbare Geld in die Bildung investiert, und die Stadt befindet sich in der Haushaltskonsolidierung.