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Seltene Tiere Gommern: Stadt der Exoten

Der Gommeraner Eckhard Dorbritz hält seit fünf Jahren drei Bennett-Känguru-Weibchen.

Von Thomas Schäfer 25.05.2020, 06:00

Gommern l Falls Gommern mal einen Slogan suchen sollte, wäre das vielleicht einer: „Gommern - Das G steht für Globalisierung“. Denn zumindest wenn es um exotische Tiere geht, gibt es in der Einheitsgemeinde einiges zu entdecken. Da wären zum Beispiel die Afrikanischen Strauße, die seit Jahren in Nedlitz Besucher locken - oder die Indischen Pfaue, die mit ihren durchdringenden Schreien kaum zu überhören sind und ab und an auch mal die Straßen unsicher machen.

Wer bei seinen Spaziergängen durch die Kernstadt aber noch ein wenig aufmerksamer ist, hört mancher Tage abendlichen Gesang von Afrikanischen Graupapageien - ein exotischer Klang, der einen gedanklich regelrecht von den Tropen träumen lässt. Viel leiser und somit ungleich schwerer zu entdecken sind hingegen die australischen Bewohner Gommerns: Bennett-Kängurus.

„Ich habe mich regelrecht in die Tiere verliebt, als ich sie das erste Mal sah“, erinnert sich Eckhard Dorbritz an seine erste Begegnung mit den flinken Beuteltieren. Dies war auf einem Reiterhof in Ottersleben und ist mittlerweile fünf Jahre her. „Da ich ein großes Grundstück mit viel Freifläche habe und die Tiere sofort in mein Herz geschlossen hatte, habe ich damals die Betreiberin des Hofes gebeten, mir ein Weibchen zu verkaufen“, erinnert er sich. Zusätzlich mit der Bitte, es vorher decken zu lassen, damit das Tier nicht alleine bleiben würde. Dies ist wichtig, Kängurus sind gesellige Tiere, die man nie einzeln halten sollte.

„Oktober 2015 habe ich das Weibchen abgeholt. Dezember war das Junge schon da und hat das erste Mal aus dem Beutel herausgeguckt“, erzählt Eckhard Dorbritz. Babbsy und Conny hat er die beiden getauft.

Die große Überraschung kam ein Jahr später. Aus Babbsys Beutel lugte auf einmal ein weiters Junges hervor. Die Erklärung ist einfach, die Überraschung dennoch riesig: Bei vielen Känguru-Arten kommt es zu einer sogenannten verzögerten Geburt. Unmittelbar nach der Geburt eines Jungen, paart sich das Weibchen erneut. Der neue Embryo entwickelt sich jedoch kaum weiter und wird erst geboren, wenn das erste Jungtier den Beutel verlassen hat.

„Damit habe ich natürlich überhaupt nicht gerechnet“, lacht Eckhard Dorbritz. „Zuerst habe ich gedacht, mein Nachbar hat mir einen Streich gespielt und seine Katze im Beutel von Babbsy versteckt, was natürlich Quatsch ist“, lacht er. „Wenn dann aber so ein kleines Känguru aus dem Beutel der Mutter herausschaut, da geht einem schon das Herz auf“, sagt er und strahlt vor Freude über das ganze Gesicht. Paula hat er den Nachzögling genannt. Seitdem hüpfen nun drei Bennett-Känguru-Weibchen flink im großen Garten von Eckhard Dorbritz umher.

Was aber muss man beachten, wenn man Kängurus hält? „Man braucht natürlich viel Platz“, erklärt Eckhard Dorbritz. „Sie brauchen viel Auslauf und natürlich auch einen Stall für die Nacht und als Rückzugsort. Auf abwechslungsreiche Nahrung sollte man auch achten. Ich füttere immer Spezialfutter - dazu gibt es Blätter und Zweige. Und Gras lieben sie. Ich brauche jedenfalls seit fünf Jahren keinen Rasenmäher mehr“, sagt Eckhard Dorbritz, der früher einen Lottoladen in Gommern betrieb und seit 2019 in Rente ist. „Rasen mähen habe ich eh nie gern gemacht“, lacht er.

Ansonsten ist die Haltung unproblematisch. Die Tiere sind sogar winterhart. „Im ersten Jahr hatte ich im Stall eine Wärmelampe angebracht, damit sie es warm haben - aber sie sind dann doch lieber raus gegangen. Sie lieben Schnee.“

Er betont auch explizit, dass Kängurus keine Kuschel- oder Streicheltiere sind. „Ich möchte, dass sie bei mir so natürlich wie möglich leben können und nicht handzahm werden. Sie sollen sich so entfalten können und wild bleiben, wie sie es brauchen und möchten.“

Aus diesem Grund möchte Eckhard Dorbritz auch nicht, dass veröffentlicht wird, wo genau die Kängurus in Gommern zu beobachten sind. „Viele Leute kennen sie ja bereits und bleiben stehen, um sie zu beobachten. Manche klingeln auch und fragen, ob sie mal näher ran dürfen. Das ist alles kein Problem. Das mache ich gern. Wenn dann aber Leute anfangen, Futter über den Zaun zu werfen, wird es problematisch.“

Sind die Tiere schon mal ausgebüxt? „Besonders hoch können sie nicht springen“, sagt Eckhard Dorbritz. Aber wenn sie es schaffen, den Kopf unter dem Zaun durchzustecken, dann schaffen sie es auch komplett hindurch. So waren sie schon mal beim Nachbarn.“ Daher hat er eine Sperre installiert.

„Wenn ich aber vergesse, die Hintertür zum Haus zuzumachen, dann hüpfen sie hinein und sitzen auch mal gern vorm Fernseher. Ja, sie sind frech und neugierig“, lacht Eckhard Dorbritz, lässt den Blick über seinen Garten schweifen und erfreut sich am munteren Treiben von Babbsy, Conny und Paula.