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Stadtrat Maria Pfannkuchens Rückzug sorgt für Ärger

Trotz Wahlerfolg nimmt Maria Pfannkuchen (SPD) ihren Sitz im Genthiner Stadtrat nicht an. Ihre Wähler fühlen sich betrogen.

Von Mario Kraus 18.06.2019, 01:01

Genthin/Burg l Der 26. Mai war ein erfolgreicher Tag für Maria Pfannkuchen aus Genthin. An jenem Wahlsonntag schaffte die junge Sozialdemokratin den Einzug in den Genthiner Stadtrat und den Kreistag. Im Januar 2017 war sie in die SPD eingetreten, um sich vor allem für soziale Gerechtigkeit zu engagieren. Und das wäre nun in beiden Gremien sogar als jüngstes Mitglied möglich gewesen. Ganz getreu dem Motto der Nachwuchs-Sozialdemokraten aus dem Wahlkampf: „Deine Stimme für neue Ideen“.

Doch dann kam die Studentin der Politik, Verwaltung und Organisation auf eine andere Idee. Sie entschloss sich dazu, das Mandat für den Gentiner Stadtrat nicht anzunehmen. Studium und zwei politische Mandate, das sei für sie nicht machbar. „Ich hätte ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, dass ich beides schaffe“, sagte sie im Gespräch mit der Volksstimme. Dass der Nutznießer ihres Rückzuges Christoph Neubauer ist, hat die enttäuschten Wähler nicht in erster Linie aufgeregt. Viele fühlten sich betrogen, hätten sie doch ganz gezielt Maria Pfannkuchen ihre Stimme gegeben. Für den Ärger hat sie Verständnis, räumte die 20-Jährige ein, der die Situation unangenehm zu sein schien. Von Betrug mochte sie aber nicht sprechen.

Auch innerhalb der SPD in Genthin stößt der Rückzieher der Nachwuchspolitikerin teilweise auf wenig Verständnis. „So gewinnt man kein Vertrauen. Das ist gegenüber den Wählern nicht fair“, urteilt SPD-Urgestein und Stadtratsmitglied Horst Leiste. Er ist das einzige SPD-Mitglied, das diesen Schritt auch öffentlich kritisiert. Auch bis nach Burg hat sich die Missstimmung innerhalb der Genthiner SPD herumgesprochen. „Man sollte sich vorher überlegen, inwieweit Ämter zu schaffen sind“, sagte ein führendes Parteimitglied in der Kreisstadt. „Die Wähler merken sich das.“

Um Verständnis warb hingegen der Kreisvorsitzende Kay Gericke. „Ich finde es gut, wenn sich jemand dazu entscheidet, nur das zu machen, was auch hundertprozentig möglich ist“, argumentierte er gegenüber der Volksstimme. Natürlich sei es bedauerlich, wenn sich ein junger Mensch zurückziehe. Auf der anderen Seite könne er auch den Ärger ihrer Wähler verstehen. Da hat man nun jemanden gewählt, und der tritt nicht an. Letztlich bleibe aber nichts Anderes, als die Tatsache zu akzeptieren. „Man muss allerdings auch die Lage der jungen Leute sehen, und ich glaube, dass sie wirklich nicht mit dem Einzug in den Kreistag gerechnet hat“, lenkte er ein.

Allerdings betonte der SPD-Kreisvorsitzende auch die Ernsthaftigkeit einer Kandidatur. „Wenn ich mich stelle, dann muss ich damit rechnen, gewählt zu werden“, stellte er klar. Daher gebe es auch viele Kandidaten, die sich nur um ein Mandat bewerben würden. Das müsse noch stärker in den Fokus gerückt werden, denn für Vertrauen sorge solch ein Rückzug natürlich nicht.

Ein persönliches Gespräch mit dem Kreisvorsitzenden hatte Pfannkuchen nach ihrer Entscheidung offenbar nicht gesucht, erst auf die Volksstimmer-Anfrage hin setzte er sich mit ihr in Verbindung. „Da muss man nachsichtig sein“, blieb er vermittelnd.