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Jura Studieren in der Isolation

Isabell Brand aus Gommern im Jerichower Land, angehende Juristin, berichtet von Erfahrungen zu Corona-Zeiten.

Von Nicole Grandt 11.08.2020, 15:09

Gommern l Isabell Brands Leben wäre auch in den vergangenen Monaten ohne die Corona-Pandemie turbulent verlaufen: die angehende Juristin aus Gommern absolvierte ihr Studium in Halle, sammelte erste Berufserfahrung in einer Kanzlei und begann schließlich ihr Rechtsreferendariat in Mecklenburg-Vorpommern. Und dann hatte der Coronavirus Deutschland fest im Griff. „Im März ging plötzlich eine Woche lang gar nichts mehr“, erinnert sie sich.

In ihrem Referendariat, das sie absolvieren muss und an dessen Ende sie noch acht schriftliche Prüfungen und eine mündliche Prüfung ablegen muss, durchläuft sie unterschiedliche Stationen bei Richtern, Anwälten oder in Verwaltungen. Im März war sie bei einem Richter. „Die Situation war für alle neu, und wir haben dann überlegt, wie wir das machen wollen.“ Bis Ende April arbeitete sie dann aus dem Home Office. Auch wenn ihr die freiere Zeiteinteilung durchaus zusagte, kam sie zu dem Schluss, dass ihr diese Art zu arbeiten insgesamt weniger liegt. „Ich wohne alleine, und dann war das schon ziemlich einsam. Und mir fehlte der Austausch mit Kollegen.“

Zu Isabell Brands Referendariat gehört allerdings nicht nur die praktische Erfahrung. Ganz ähnlich wie in den vorherigen Semestern gibt es theoretische Einheiten. Wie auch an den Universitäten mussten diese Einheiten dann digital stattfinden. „Der Unterricht lief in den vergangenen Monaten über Zoom ab. Das war auch eine große Umstellung, da man keinen persönlichen Kontakt mit den anderen Leuten hat. Und auch auf diese Weise Vorträge zu halten, war befremdlich. Ich kam mir dabei vor wie eine Tagesschausprecherin auf dem Bildschirm“, lacht sie. Allerdings lief nicht nur der Unterricht auf diese Weise ab. „Wir mussten so auch eine Klausur schreiben. Der Dozent hat uns die Aufgaben per Mail geschickt, wir haben sie in den kommenden Stunden gelöst, eingescannt und dann wieder per Mail zurück geschickt“, erinnert sie sich an die ungewöhnliche Prüfungssituation.

Inzwischen laufen die Unterrichtseinheiten wieder in den gewohnten Räumlichkeiten ab, allerdings auch noch mit Einschränkungen. „Wir haben begrenzte Unterrichtsgruppen, müssen Abstand einhalten und werden in zwei Schichten unterrichtet. Es ist irgendwie schon eigenartig, so weit auseinander zu sitzen. Und manche Leute sehe ich aufgrund der aufgeteilten Gruppen gar nicht.“ Diesen Umstand findet sie ziemlich schade, denn das Referendariat hat erst im Dezember begonnen, und die angehenden Juristen hatten gerade angefangen, sich kennenzulernen. „Normalerweise unternimmt man dann etwas zusammen, geht vielleicht mal abends zusammen etwas trinken. Und das ging in den vergangenen Monaten alles nicht“, bedauert sie. Auch hatten einige ihrer Mit-Referendare durchaus Einbußen durch die Coronakrise. „Einige arbeiten noch nebenbei. Und deren Nebenjobs sind dann plötzlich weggefallen mit dem Lockdown.“

Inzwischen geht sie wieder jeden Tag ins Büro. „Bei der Arbeit merke ich eigentlich kaum noch etwas von der Pandemie. Außer dass wir im Eingangsbereich Masken tragen müssen, aber ansonsten ist wieder nahezu der normale Arbeitsalltag eingekehrt.“

Die Corona-Regelungen waren während der Referendariats-Station in einer Verwaltung für sie allerdings durchaus arbeitsrelevant, da sie sich mit den Regeln und deren Umsetzung auseinandersetzen musste. „Das war schon ziemlich kompliziert, weil sich ständig etwas änderte und wir dann sehen mussten, welche Regeln wie umgesetzt werden mussten und was genehmigt werden durfte.“ Viele Fragen kamen von Geschäftsinhabern, die wissen wollten, wie die Wiedereröffnung durchgeführt werden sollte. Allerdings gab es auch Fälle, in denen es zu Empörung oder Auflehnung gegen die Regelungen kam. „Es kam durchaus einige Male vor, dass Polizisten oder Security-Mitarbeiter beschimpft oder sogar angespuckt wurden.“ Dieses Verhalten wurde mit Hausverboten oder Anzeigen geahndet. Verständnis hat die angehende Juristin für solches Verhalten nicht. An die Vorfälle erinnert sie sich mit einem Kopfschütteln und hoch gezogenen Augenbrauen.

Die nächste Station, die sie in ihrem Rechtsreferendariat durchlaufen wird, ist das Strafgericht. Darauf freut sie sich schon sehr. „Das wird spannend, dort warten viele neue Situationen auf mich.“

Auch wenn die Corona-Krise ihr und den anderen angehenden Juristen eine Menge Probleme bereitet hat, versucht sie, etwas daraus mitzunehmen. Das einsame Arbeiten im Home Office hat ihr beispielsweise gezeigt, dass sie in Zukunft viel lieber mit Menschen zusammenarbeiten will.