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Gartenprofi Rolf Mörke zeigt Kleingärtnern aus dem Jerichower Land, wie die Pflanzen im eigenen Garten zu modernen Obstbäumen werden Veredelung: Viele Sorten möglich, aber kein Multi-Frucht-Baum

Von Arlette Krickau 30.04.2012, 05:31

Burg l Eine scharfe kleine Säge, ein Messer, eine Gartenschere, Baumwachs, eine Rolle Bast, ein passender unveredelter Obstbaum und ein Edelreiser - mit diesen Dingen ist jeder Gärtner optimal vorbereitet, um seine Obstbäume selbst zu veredeln.

Da es aber neben dem richtigen Handwerkszeug auch die richtigen Schritte braucht, war am Sonnabend Rolf Möhrke, Fachberater des Landesverbandes der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt, in die Burger Kleingartensparte "Am alten Hafen" eingeladen. Im Garten von Jutta Sohl sollte der gelernte Gärtner zeigen, wie man einen Obstbaum richtig veredelt. Einige Gartenfreunde aus Burg, Möckern und Biederitz waren gekommen, um sich vom Profi Rolf Möhrke abzuschauen, wie es richtig geht.

Bei der Veredelung wird sozusagen eine Pflanze durch das Transplantieren eines Pflanzenteils an eine andere, artgleiche Pflanze vermehrt. Der gelernte Gärtner Möhrke erklärte alles genau, zum Beispiel auch, was Edelreiser sind. "Das sind Wassertriebe von Obstbäumen, an denen die Blüten und Blätter noch geschlossen sind." Diese werden von der Wunschobstsorte benötigt, mit einem Schrägschnitt auf Länge gebracht und dann folgt das, was den meisten Gärtnern nicht so einfach von der Hand geht. Bei der Methode "Pfropfen hinter der Rinde" wird vom ausgesuchten Trägerbaum ein Ast abgeschnitten. An der Schnittstelle, an einem Punkt der nach oben zeigt, wird dann der Ast leicht eingeschnitten. Bei Profi Möhrke sieht es spielend einfach aus, wie er mit dem Messer durch die Rinde gleitet und kurz bevor das Messer den Schnitt verlassen würde, inne hält und mit einem einfachen Drehen des Messers beide Seiten der Rinde leicht hoch klappt. "Und hier wird jetzt einfach das schräg angeschnittene Ende des Edelreisers reingeschoben", sagt er. Damit das Ganze Halt bekommt, wickelt er noch Bast herum und verknotet ihn fest. "Der letzte Schritt ist das Abschmieren der Schnittstellen mit Baumwachs, damit alle Wunden verschlossen werden", erklärt er den letzten Arbeitsgang.

Alle Gäste sind beeindruckt von der scheinbaren Einfachheit. Im Getuschel konnte man oft vernehmen, dass es fast jeder schon versucht hat, und nun genau seine Schwachstelle entdeckt hat. "Dafür machen wir diese Schulungen ja, damit interessierten Kleingärtnern gezeigt wird, wie es richtig geht", sagt Anlagen-Chefin Jutta Sohl. Rolf Möhrke hat schon öfter Schulungen, Beratungen oder Vorträge gehalten. Baumschnitt, Kompostierung, Bodenbearbeitung und Schädlingsbekämpfung waren da die Themen. Warum Veredelung auch für Kleingärtner wieder ein aktuelles Thema ist, wissen Möhrke und Sohle. "Viele wollen wieder die alten Apfelsorten im Garten haben. Ein Grund ist sicherlich, dass sie für Allergiker besser geeignet sind", sagt Sohl. "Es ist die moderne Art, Obst anzubauen. Wir brauchen keine Massen mehr wie zu DDR Zeiten, sondern nur geringe Mengen zum Eigenverbrauch. Dafür sind Veredelungen auf schwach wachsenden Unterlagen ideal, da sie nicht groß werden und pflegeleicht sind", weiß der passionierte Gärtner.

Den Traum von einem Multi-Frucht-Baum muss Möhrke allerdings platzen lassen. Ein Apfeltrieb kann nur an einen Apfelbaum gepfropft werden, und ein Birnentrieb nur an eine Birne. "Man kann auch keine Elster mit einer Krähe kreuzen", versucht er zu erklären. Aber eine kleine Ausnahme gibt es: "Auf einen Pflaumenbaum können auch Aprikosen oder Pfirsiche gesetzt werden", verrät Möhrke.