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Verkehr Unfallgefahr steigt, Einsätze werden mehr

Es droht ein Verkehrschaos im Jerichower Land, welches auch Biederitz und Möser betrifft.

Von Anke Reppin 05.11.2019, 07:00

Biederitz/Möser l „Die Vorschau auf Baustellen im kommenden Jahr auf den Bundes- und Landesstraßen lassen rückblickend auf die Unfallstatistik nur einen Schluss zu: Die Ausrüstung der beteiligten Ortswehren muss erneuert und ergänzt, die Ausbildung qualifizierter werden und bei Unfällen mit Todesfolge müssen unsere Kameraden entsprechende Seelsorge und psychologische Unterstützung erhalten“, sagte Andreas Lange, Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Biederitz-Möser. Er lud zu einem Stammtisch ein, um das Problem näher zu betrachten.

Die Bundesautobahn 2 ist auf Höhe der Landeshauptstadt Magdeburg verschlissen. 60.000 Autos und 15.000 Lkw fahren hier täglich lang. Ab dem Frühjahr 2020 soll der Beton zwischen Magdeburg-Zentrum und dem Magdeburger Kreuz komplett erneuert werden. Weiter repariert werden muss aber auch die Elbebrücke zwischen Hohenwarthe und Magdeburg. In ihrem Inneren ist der Stahl durch einen Baufehler an mehr als 300 Stellen gerissen. Ebenfalls ab dem Frühjahr 2020 wird also auch die Brücke saniert. Dazu muss die Fahrbahn von drei auf zwei Spuren eingeschränkt werden. Es entsteht eine wahrscheinlich zwölf Kilometer lange Riesenbaustelle.

„Wir können die Leute nicht über die Dörfer schicken“, sagte der Präsident der Landesstraßenbaubehörde, Uwe Langkammer, zu den Planungen. Aber was dann, wenn die Autobahn wieder einmal dicht ist? Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper befürchtet: „Das gibt eine Katastrophe.“ Er schlug vor, bei Staus die Abfahrten für Laster und Durchreisende dicht zu machen. Doch das Verkehrsministerium Sachsen-Anhalts lehnte den Vorschlag ab.

Schon angesichts der Baustellen-Situation heute werden Dörfer entlang der Bundesstraße 1, wie Lostau, Möser, Gerwisch und Biederitz, regelmäßig als Ausweichstrecke genutzt. Die Belastung für die Anwohner durch die vielen Fahrzeuge, vor allem den Lkw-Verkehr, ist enorm. Und auch die Belastung für die Ortsfeuerwehren steigt durch Folgeunfälle aufgrund der Baustellen.

„Die Baulastträger Bund und Land können sich nicht aus der Verantwortung stehlen“, findet Andreas Lange. Christian Luckau, Feuerwehrmann in Lostau, meinte: „In jeder Feuerwehr bedarf es Ersatzbeschaffungen, um die Unfälle auf der A 2 abzuarbeiten. Ohne Autobahn bräuchten wir bestimmte Fahrzeuge gar nicht.“

Kreisbrandmeister Walter Metscher sieht Bund und Land mehr in der Pflicht, die Ortswehren in Bezug auf eine auskömmliche Ausstattung zu unterstützen. Aber: „Wir reden seit zehn Jahren von dem Thema – auch mit Politikern. Die verteilen dann Visitenkarten, aber es passiert nichts.“

Auch der Biederitzer Ortsbürgermeister Carsten Schneider plädierte für eine bessere Ausstattung der Feuerwehren. Vize-Landrat Thomas Barz meinte dazu: „Mit einer gewissen Grundehrlichkeit muss man sagen, dass es für einen Politiker schicker ist, einen Radweg zu bauen als ein Feuerwehrfahrzeug anzuschaffen.“ Über letzteres würden sich ausschließlich die Kameraden freuen. Barz kündigte eine neue Kommission Magdeburg - Bördekreis - Jerichower Land an, die sich über geplante Sperrungen und Baustellen abstimmen wird. „Leider ist es egal, wie viele Schilder wir aufstellen“, betonte Barz mit Blick auf die Belastung der Ortschaften. „Die Navis übernehmen die Macht.“

Einig waren sich die Teilnehmer des Stammtisches darin, dass Abstandswarner Pflicht sein sollten – auch wenn das nicht jeden Unfall verhindern könne. Mit Blick auf Landes- und Bundespolitiker bestand Einigkeit darin, dass diese „mehr in die Pflicht genommen“ werden müssten. Biederitz Gemeindebürgermeister Kay Gericke wunderte sich angesichts der Unterfinanzierung der Gemeinden: „Landtagsabgeordnete und Bundestagesabgeordnete wohnen doch auch in Kommunen. Warum sehen die das nicht?"