Getreide mit 99,9 Prozent Reinheitsgrad Vorhaben der Rietzeler Lindenhof Ökolandbau & Service GbR beispiellos in Sachsen-Anhalt
Rietzel. Nach langer Vorbereitung haben die Geschäftsführer Dr. Gebhard und Alexander Rusch der Lindenhof Ökolandbau und Service GbR entsprechende Partner für ihr Vorhaben gefunden. „Wir besetzen damit eine Nische, die es in Sachsen-Anhalt noch nicht gibt“, erklärte Gebhard Rusch. Errichtet werden sollen eine Dinkelschälanlage mit einer Feinreinigung sowie Rohwaren-, Körner- und Spelzensilo. Außerdem ist vorgesehen, eine Bio-Pelletierungsanlage, unter anderem zur Herstellung von Dinkelspelz-Pellets, zu errichten. Die Gesamtkosten liegen bei rund 748.000 Euro.
Derzeit wird die Anlage noch aufgebaut. Ende des Monats soll, wenn alles planmäßig läuft, der erste Probelauf gestartet werden. Noch nicht dabei sein wird dann die Bio-Pelletierungsanlage. Alexander Rusch: „Bis zur Ernte wollen wir einsatzbereit sein.“ Ziel ist es, Getreide mit einem Reinheitsgrad von 99,9 Prozent anzubieten. Gebhard Rusch: „Das Angebot danach wird immer mehr nachgefragt.“ Gearbeitet wird mit 100 Prozent Öko-Strom. Die Lagerkapazität liegt bei rund 20.000 Tonnen. Der Umschlag pro Jahr liegt bei zirka 26.000 Tonnen.
Klimawandel erfordert Anbau neuer Kulturen
„Wir müssen uns auch dem Klimawandel anpassen und neue Kulturen anbauen“, so Gebhard Rusch. Seit drei Jahren werden zwei Walnussplantagen bewirtschaftet. Ein großes Augenmerk legt der Betrieb auf Dinkel.
Dinkel oder Pelz ist eine Getreideart aus der Gattung des Weizens und ein enger Verwandter des heutigen Weichweizens. Es gibt sehr viele Mischformen und Übergänge zwischen modernem Weizen und Dinkel, weil beide in manchen Regionen gemeinsam angebaut und auch miteinander gekreuzt wurden. Dinkel wird in jüngerer Zeit wieder verstärkt angebaut. Die Anbaufläche in Deutschland wurde auf über 50.000 Hektar ausgeweitet. Aktuell werden nur Winterdinkelsorten angebaut. Es gibt in Deutschland keine zugelassene Sommerdinkelsorte. Das wichtigste Züchtungsziel ist derzeit die Standfestigkeit der Ähren, ist das Korn des Dinkels fest mit den Spelzen verwachsen. In modernen Getreidemühlen wird Dinkel mit Hilfe von Gummiwalzenschälern oder Vertikalschleifern entspelzt. Als „Dinkelreis“ werden entspelzte und geschliffene Dinkelkörner bezeichnet. Durch diese spezielle Vorbehandlung erhält das Korn reisähnliche Eigenschaften und kann auch in gleicher Weise weiterverarbeitet werden. Laut Dr. Longin, Agrarwissenschaftler der Universität Hohenheim, ist Dinkel gesünder als Weizen. Denn laut dem Forscher enthält Dinkel mehr und höherwertiges Eiweiß, mehr Vitamine und Mineralstoffe. Auch punktet Dinkel mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren.
Arbeitskräftebedarf wird steigen
Die Lindenhof Ökolandbau & Service GbR ist ein Dienstleistungsbetrieb und beschäftigt sich mit der Aufbereitung von der Ware bis hin zu einem mühlenkonformen Zustand. Sie bewirtschaftet eigene Flächen und widmet sich dem Mähdrusch, der Bodenverarbeitung, Aussaatarbeiten, Bestandspflege und sonstigen Lohnarbeiten. Beschäftigt sind hier derzeit drei Angestellte und eine Bürokraft. Alexander Rusch erzählt dazu weiter: „Wenn die neue Anlage arbeitet, benötigen wir sicherlich noch zwei weitere Arbeitskräfte.“
Die Öko-Getreide-Gesellschaft mbH befasst sich mit der Lagerung, Reinigung, Trocknung, Qualitätsbestimmung und Vermarktung von Getreide und Hülsenfrüchten. Seit der Erntesaison 2011 ist das Lager Rietzel der Öko-Getreide-Gesellschaft mbH in Betrieb, in dem ökologisch erzeugte Druschfrüchte, EG-Bio, Naturland, Bioland, Demeter, BioSwiss gelagert, gereinigt oder getrocknet werden können. Weitere Lagermöglichkeiten gibt es im benachbarten Stresow. Der Betrieb wirtschaftet nach EU-Bio-Richtlinien rund 300 Hektar.
Wasser und Energie sollen effizienter genutzt werden
Im Rahmen des Förderprogramms Marktstrukturverbesserung werden aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) Unternehmen der Verarbeitung und Vermarktung, deren Tätigkeit sich nicht gleichzeitig auf landwirtschaftliche Erzeugnisse bezieht, gefördert.
Die Förderung soll einen Beitrag zur Verbesserung der Effizienz des Ressourceneinsatzes, insbesondere von Wasser und Energie, leisten. Und damit die Ressourcen sparende Verarbeitung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen entsprechend den Anforderungen des Marktes unterstützen.
In der Förderperiode 2014 bis 2020 wurden 57 Vorhaben mit insgesamt 13 Millionen Euro gefördert.