Prävention Vorsicht, wenn Mary Jane ins Spiel kommt
Illegale Drogen, die in Gommern konsumiert werden, standen im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung für Eltern.
Gommern l Wie erkenne ich, dass mein Kind Drogen konsumiert? Die Frage stellte Nadin Hesse, Regionalbereichsbeamtin (RBB) der Polizei Gommern, in den Mittelpunkt ihres Vortrages. Die Resonanz unter den Eltern war groß. Weil illegale Drogen längst auch in der Ehlestadt angekommen sind, veranstalteten Stadt, Europaschule Gymnasium Gommern und Schulelternrat den Präventionsabend gemeinsam. In der Sekundarschule „Fritz Heicke“ hatte Nadin Hesse bereits im vorigen Jahr vor Eltern und Lehrern gesprochen.
Eltern sollten genauer hinhören, wenn bei ihren Kindern von Mary Jane, Pot oder Weed die Rede sei, riet Nadin Hesse. Allesamt andere Begriffe für Cannabis, die häufigste illegale Droge, die Jugendliche konsumieren. Meistens wird Cannabis geraucht, aber auch Verdampfen oder Essen (beispielsweise Hasch-Kekse) sind möglich. Cannabis-Konsumenten fallen unter anderem durch ihre geröteten Augen auf. Es kommt zu Lachanfällen und Heißhunger-Attacken.
Eine verspeiste Tafel Schokolade allein sei aber noch kein Hinweis auf Drogenmissbrauch, betonte die Polizeibeamtin. Andere Auffälligkeiten im Verhalten der Jugendlichen seien eine starke Verschlechterung der schulischen Leistungen oder ein völlig veränderter Freundeskreis. „Hinter Drogenkonsum steckt Taschengeld und Beschaffungskriminalität.“ Fehlt regelmäßig ein Zehner in der Geldbörse oder verschwindet das Fahrrad?
Neben Cannabis werden auch Amphetamine in Gommern konsumiert. In Kaufgemeinschaften legen die Jugendlichen zusammen. Ein Gramm reicht für einen Trip von zehn Konsumenten schon aus. Nach wie vor ist Ecstasy die Disko-droge. Aus Schülerkreisen wisse man, berichtete RBB Karsten Dannemann, dass in Gommern alle Drogen erhältlich seien. Auch Crystal, das aufgrund seiner starken Entzugserscheinungen zum erneuten Konsum drängt, und wegen des starken körperlichen Verfalls besonders berüchtigt ist. Wie die Ausstattung eines Drogenkonsumenten mit Tütchen und Hilfsmitteln aussehen könnte, reichte RBB Karsten Dannemann unter Eltern, Schüler und Lehrer herum. Die Substanzen in den Tütchen waren allerdings nicht echt.
Gab es auch Drogen bei der vergangenen Schuldisko in Gommern? Die Frage eines Vaters verneinte Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) ganz deutlich. In der Versammlungsstätte am Volkshaus, wo die Schülerdiskos regelmäßig angeboten werden, gebe es nicht nur Lehrer als Aufsichtspersonen, sondern auch einen Sicherheitsdienst. Was jedoch nebenan am Sportplatz passiere, könne man nicht unter Kontrolle haben. Auch im Jugendclub gebe es ein striktes Drogenverbot.
Bekannt ist allerdings, dass versucht werde, Jugendliche anzufüttern. Für eine Zwölfjährige musste deshalb vergangenes Jahr der Rettungsdienst alarmiert werden. Einen Gleichaltrigen erwischte die Polizei mehrmals beim Rauchen auf der Bank vor dem Friedhof. Zigaretten in der Öffentlichkeit sind aber erst ab 18 Jahren erlaubt.
Gleichzeitig räumen die Jugendlichen gegenüber der Polizei ein, dass sie vor allem vor größeren Veranstaltungen in der Stadt wie Rock am Rathaus illegale Drogen konsumieren. Haben Polizeibeamte den Verdacht auf eine Straftat, dürfen sie einen Jugendlichen durchsuchen, auch wenn die Eltern nicht dabei sind, erläuterte Nadin Hesse. Genauso dürften die Schulen Taschen kontrollieren, wenn sie dieses Vorgehen in der Hausordnung verankert haben.
Werden Drogen gefunden, sollten sie aus Eigenschutz nur mit Handschuhen angefasst werden. Eltern geben die illegalen Substanzen am besten bei einer Drogenberatungsstelle oder einer Apotheke ab. Wenden sie sich an die Polizei, haben die Beamten keinen Spielraum und müssen Anzeige erstatten.
Wollen die Eltern überprüfen, ob ihre Kinder Drogen nehmen, können sie sich einen Drogentest besorgen, wie ihn die Polizei auch verwendet, oder beim Arzt eine Blutuntersuchung machen lassen. Weitere Hinweise gibt ein Elternbrief, der auf der Internetseite der Einheitsgemeinde Gommern abgerufen werden kann. Schulelternratsvorsitzende Karin Rockmann, die den Abend mitorganisiert hatte, kann den Brief ebenfalls zur Verfügung stellen.
Die Schulen in Gommern bieten Drogenprävention an. An die (betroffenen) Jugendlichen heranzukommen, ist jedoch nicht immer leicht. Die Erfahrung zeigt: Vorträgen über illegalen Drogen gehen sie, wenn möglich, aus dem Weg. Die Sensibilisierung der Erwachsenen, für die Nadin Hesse ihren Vortrag erarbeitet hat, war ein erster Schritt. Der nächste folgt in Kürze. Vor Sekundarschülern und Gymnasiasten wird ein Ex-Junkie sprechen und berichten, wie Drogen sein Leben zerstört haben.