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Weihnachten So verbringt ein Pfarrer die Feiertage

Fast jede Familie hat ihre ganz eigenen Weihnachts-Rituale. Doch wie erlebt ein Pfarrer das Fest der Liebe?

Von Lisa Strietzel 23.12.2018, 23:01

Biederitz l „Das erste Mal an Weihnachten denke ich im September“, erzählt Pfarrer Johannes Henke aus Biederitz. Ab diesem Zeitpunkt beginnen die Vorbereitungen. Denn der Heiligabend und die Feiertage sind für einen Pfarrer keine in Zuckerschnee und fröhlichem „Jingle Bells“ verpackten Tage. Es sind Arbeitstage. Keine normalen, sondern organisatorische Herausforderungen.

Wer wird wann, wo an der Orgel oder dem E-Piano sitzen? Wer leitet welche Christvesper? Wer kümmert sich um die Kollekte? – viele Fragen müssen schon im Vorfeld geklärt werden. Dafür schreibt Pfarrer Henke einen Übersichtsplan, den er dann an alle Mitarbeiter schickt. „Bei mir laufen die Fäden zusammen“, erzählt der Pfarrer. Denn bei Fragen oder Problemen ist er für alle der Ansprechpartner.

Schon am 23. Dezember haben die weihnachtlichen Gottesdienste begonnen. Im Bereich Flüchtlingsarbeit gibt es einen Rundfunktgottesdienst mit der Landesbischöfin Ilse Junkermann und Pfarrer Johannes Henke in Biederitz ab 10 Uhr. In Gerwisch findet um 15 Uhr bereits das erste Krippenspiel statt und um 18.30 Uhr gibt es einen Jugendgottesdienst.

Diesen organisieren die Jugendlichen zwar selbst. Doch Pfarrer Johannes Henke wird natürlich anwesend sein. Die Jugendlichen zeigen ein modernes Krippenspiel. Zudem findet der Jugendgottesdienst nicht in der Kirche statt, sondern im Gemeindehaus. Eine Predigt gibt es auch jedes Jahr, die jedoch von keinem Pfarrer gehalten wird. Hierfür organisieren die Jugendlichen über den „Christlichen Verein Junger Menschen“ jemand anderes. Neben Johannes Henke und einigen Eltern sind jedes Jahr auch einige ehemalige Konfirmanden dabei.

Johannes Henke erhält viel Unterstützung, denn neun Christvespern zu halten wäre für eine Person schon von der Stimme her zu anstrengend. Zu seinen Unterstützern gehören die ordinierte Gemeindepädagogin Rebekka Prozell und für Heiligabend Pfarrer im Ruhestand Andreas Herbst sowie die Lektorin Ursula Bergien. Dennoch sind die Christvespern so geplant, dass Pfarrer Johannes Henke zur Not noch einspringen kann, falls am Heiligabend jemand ausfallen sollte.

Wie für viele andere Familien ist der Heiligabend auch für die Henkes etwas ganz Besonderes. Der Morgen beginnt jedoch vorerst, wie jeder andere auch. „Morgens lesen wir in der Bibel und beten. Erst danach wird gefrühstückt. Da wir beide am Morgen des Heiligabends keine Termine haben, lassen wir uns Zeit und lesen auch meist noch Zeitung“, erzählt Pfarrer Henke. Erst danach beginne er damit, die Biederitzer Kirche vorzubereiten.

Das mobile Taufbecken wird dafür zur Seite geräumt, die Stühle werden für den Chor aufgestellt. „Weil das Taufbecken nicht zur Verfügung steht, legen wir eine große Platte über die Bankreihen rechts vom Altar und stellen den Adventskranz darauf“, erklärt Henke. Während der Vorbereitungen muss der Pfarrer auch mit einem Ohr nach dem Telefon lauschen – falls es klingelt, weil jemand eine Frage zum Ablauf der Christvesper hat.

„Wenn Probleme auftreten sollten oder jemand krank wird, werde ich angerufen und versuche, das Problem möglichst schnell zu lösen“, erzählt Henke. Falls es schneit oder Glatteis herrscht, werde natürlich noch der Weg gefegt oder Salz gestreut – damit kein Kirchgänger ins Rutschen gerät. Und schließlich müssen auch zwei Christvespern gehalten werden. Aber nicht in Biederitz. Pfarrer Henke muss mit dem Auto fahren – nach Königsborn und nach Menz. Sobald die Christvesper in Königsborn gehalten ist, steigt er wieder in sein Auto und fährt direkt in die Kirche in Menz.

Erst ab 19 Uhr kehren Ruhe und Entspannung ein. „Dann ist alles geschafft und auch für mich beginnt die besinnliche Zeit“, sagt Henke. Dann kommt sein jüngster Sohn Philipp zu Besuch, um mit seinen Eltern gemeinsam den Heiligen Abend zu begehen. „Meine Frau hat etwas Leckeres gekocht, und bei einem Glas Wein essen wir dann zu dritt zu Abend“, erzählt er.

Vorher werden die Kerzen am Weihnachtsbaum entzündet, im Hintergrund läuft leise Musik. Nach dem Abendessen werden die Geschenke ausgetauscht, Weihnachtslieder gesungen und dank Handys sind auch die anderen Kinder und Enkel mit von der weihnachtlichen Partie.

Am nächsten Morgen geht für Pfarrer Johannes Henke die Arbeit wieder weiter. Denn in Biederitz beginnt ab 11 Uhr ein musikalischer Weihnachtsgottesdienst mit Hausmusik, auf den er sich vorbereiten muss.

Doch wie in den meisten Familien ist auch bei den Henkes der erste Weihnachtstag ein Familientag. Nach dem Weihnachtsgottesdienst treffen sie sich zum Kaffeetrinken. Schwager, Neffen und viele andere Familienmitglieder sitzen dann bei Johannes Henke und seiner Frau zusammen, es wird gefeiert und ein paar festliche Weihnachtslieder gesungen.

Am zweiten Weihnachtstag hat Pfarrer Henke endlich den ganzen Tag frei und besucht mit seiner Frau seine Familie in Magdeburg. Hier trifft dann die andere Seite der Familie aufeinander. Diese Zeit kann Henke umso mehr genießen, weil keine festen Verpflichtungen auf ihn warten. Doch während der Feiertage – ob in der Christvesper oder mit seinen Lieben daheim – gibt es etwas, das Pfarrer Henke besonders wichtig ist : „Eine gute Gemeinschaft.“