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Landschaftspflegeverband kümmert sich um den Schutz dieser bedrohten Habicht-Art Wiesenweihe: Tödlicher Gegner des Greifvogels ist der Ernte-Mähdrescher

Von Falk Heidel 03.08.2011, 06:29

Majestätisch schwingt sich eine Wiesenweihe durch die Lüfte des Jerichower Landes. Wenn der Greifvogel aus der Habichtfamilie seine Flügel ausbreitet, ist das Raubtier mehr als einen Meter groß. Größter Feind der artengeschützten Tiere ist der Mähdrescher. Der Landschaftspflegeverband Elbe-Kreuzhorst-Klus hat sich dem Schutz der Brutpaare verschrieben. In Sachsen-Anhalt gibt es nur 40 Stück. Das Problem: Die Tiere brüten in Getreidefeldern.

Burg/Gerwisch/Jerichow. Fernglas auf der Nase, konzentrierter Blick: Uwe Lerch steht am Rande eines Getreidefeldes in Gerwisch, beobachtet einen Raubvogel auf Beutezug. "Die Wiesenweihe ist unglaublich faszinierend. Es ist traumhaft schön, wenn der Greifvogel flach über die Landschaft segelt. Aber die Nester sind äußerst schwierig zu lokalisieren."

Lerch ist Vorsitzender des Landschaftspflegeverbands Elbe-Kreuzhorst-Klus, der sich im Großraum Magdeburg um den Naturschutz kümmert. Außer den Raubvögeln kümmert sich der Verband mit Sitz in Burg unter anderem und Streuobstwiesen oder um Landschaftspflege mit Schafen. Zum Beispiel im Fiener Bruch. Dort ist vor zwei Jahren auch ein Wiesenweihe-Brutpaar beobachtet worden. Ebenso in Jerichow, Mangelsdorf, Großwulkow, Ihleburg und Grabow.

Nachdem die Tiere Anfang Mai aus ihren Winterquartieren in Nordafrika eintreffen, beginnen sie mit der Balz und der Ablage der Eier, durchschnittlich vier Stück in einem kleinen Bodennest - meist in Wintergerste-Feldern. Nach einem Monat Brutzeit schlüpfen die Jungen Ende Juni.

Und dann fängt das Problem schon an: "Die Aufzucht der Jungtiere bis Anfang August kollidiert mit der Getreideernte der Landwirte", erklärt Lerch. "So kommt es immer wieder vor, dass Gelege oder Jungtiere den Mähdreschern zum Opfer fallen. Und genau hier setzt unser Projekt an."

Der Landschaftspflegeverband organisiert den Wiesenweihenschutz gemeinsam mit einem Ökologie-Büro in Güsen in Kooperation mit Ornithologen aus der Altmark. Lerch: "Angewiesen sind wir natürlich auf Unterstützung der landwirtschaftlichen Unternehmen, auf deren Getreidefeldern die Weihen brüten."

Die Suche nach Brutplätzen ist Lerche zufolge zeitaufwendig, nimmt mehrere Tage in Anspruch. "Hinzu kommt, dass ein geschultes Auge und eine Menge Erfahrung von Nöten sind, um die Weihen und ihre Horste zu entdecken." Meist werden die Greifvögel nur fliegend bei der Nahrungssuche gesehen, nicht selten fünf Kilometer vom Horstplatz entfernt.

"Verband hat dieses Jahr sieben Bruten gesichert"

Die Fachleute beobachten die Tiere, bis sie Beute schlagen, in der Hauptsache Mäuse, aber auch Kleinvögel. Dann wird der Nahrung tragende Vogel mit dem Fernglas verfolgt.

"Wenn wir ein Nest lokalisiert haben, nehmen wir Kontakt mit den Landwirten auf", erzählt Uwe Lerch. Meist wird dann ein mehrere Quadratmeter großes Schutzgitter aufgestellt. So dass Erntefahrzeuge oder auch der Fuchs dem Gelege nicht gefährlich werden können. Lerch: "Die betroffenen Landwirte zeigen meist großes Interesse und Verständnis für diese Artenschutz-Maßnahmen."

Angenehm überrascht wurden die Artenschützer kürzlich von Landwirten in Gagel. Als Christian Born und Axel Tiemann eine Brut während der Ernte auf einem ihrer Felder feststellten, koppelten sie spontan eine Getreidefläche mit einem Weidezaun aus. Die Brut war gesichert.

In diesem Jahr hat der Verband sieben Bruten erfolgreich gesichert. Zwei weitere konnten Lerch zufolge nicht rechtzeitig lokalisiert werden, so dass sie in Folge von Mäharbeiten verloren gingen. Die ungünstige Witterung führte ebenfalls zum Verlust einer Brut. Nach Zählungen des Verbandes gibt es in der Region zwischen Salzwedel und Magdeburg zwölf Brutpaare.

Das mit Fördergeldern finanzierte Schutz-Projekt läuft in diesem Jahr zunächst aus. Eine Projektverlängerung bis 2013 ist beantragt. Uwe Lerch: "Wir sind optimistisch, dass die Arbeit in den kommenden Jahren erfolgreich fortgesetzt werden kann."

www.lpv-elbe-klus.de