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Immobilien Intel-Ansiedlung in Magdeburg: Steigen die Mieten im Jerichower Land?

Der Immobiliendienstleister Aengevelt rechnet durch die Intel-Ansiedlung mit einem Boom für Magdeburg und das Umland. Womit ist im Jerichower Land zu rechnen?

Von Thomas Pusch Aktualisiert: 17.08.2023, 18:54
Der Chipgigant kommt nach Magdeburg. Das soll auch Auswirkungen auf das Jerichower Land haben.
Der Chipgigant kommt nach Magdeburg. Das soll auch Auswirkungen auf das Jerichower Land haben. Foto: AP

Burg - Rund 10 000 Arbeitsplätze sollen durch die Intel-Ansiedlung im Magdeburger Gewerbegebiet Eulenberg entstehen. Das wird laut dem Immobiliendienstleister Aengevelt zu einer Menge Bewegung auf dem Immobilienmarkt führen, nicht nur in der Landeshauptstadt selbst, sondern der Region, also auch im Jerichower Land.

Der Immobilienmarkt befindet sich nach Analysen von Aengevelt Research bundesweit derzeit weitgehend in Schockstarre. Gründe dafür seien unter anderem steigende Zinsen, Baukostenerhöhungen, anhaltender Energie- und Lieferengpässe und Fachkräftemangel.

Unterschiedliche Wohnungen gefragt

Ganz anders wird die Situation für die Region Magdeburg beurteilt, die durch die Ansiedlung des Chipriesen Intel einen Aufschwung erleben soll.

Der Immobiliendienstleiter sieht durch den Zuzug von nationalen und internationalen Mitarbeitern und Auszubildenden eine räumliche und nach Wohnungstypen breit differenzierte Wohnungsnachfrage kommen.

Diese reiche von temporären Wohnflächen für die beim Bau der Chip-Fabrik tätigen Arbeiter und Techniker über Mikroapartments für Studenten und Berufseinsteiger bis hin zum individuellen City-Wohnen und zu Eigenheimen im ländlichen Raum.

Maklerin fordertrealistische Preise

Immobilienmaklerin Bianca Hedwig aus Burg steht dieser Einschätzung allerdings skeptisch gegenüber. „Das Segment ist kaputt“, meint sie im Gespräch mit der Volksstimme. Eine Wertsteigerung der Immobilien allein durch die Intel-Ansiedlung sieht sie nicht. Um den Immobilienmarkt wieder zu beleben, müssten die Preise realistisch angepasst werden. „Das gilt für die Immobilien und die Zinsen gleichermaßen“, fügte sie hinzu.

Mehr zum Thema: Hohe Mieten, Intel und Verdrängung: Drohen in Magdeburg Berliner Verhältnisse?

Die von Aengevelt vorausgesagte gesteigerte Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt kann von der Stadt Magdeburg allein nicht bewältigt werden. Dort gebe es 5000 freie Wohnungen. Sie könnte aber helfen, den Leerstand im Jerichower Land zu mindern. „Alle Wohnungsunternehmen im Jerichower Land, aber auch in ganz Sachsen-Anhalt, haben mit steigenden Leerständen zu kämpfen, die zumeist im zweistelligen Prozentbereich angesiedelt sind“, so Michael Weber, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Genthin. Allerdings erwartet er für Genthin durch die Intel-Ansiedlung „null Effekt“.

Die Stadt sei einfach zu weit vom Fabrikstandort entfernt. Die Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr seien zu mau und die Anfahrt mit dem eigenen Pkw nach Magdeburg werde einfach viel zu teuer sein. „Da wohnt man doch lieber näher am Arbeitsort und kann sich ein paar Scheine sparen“, fasste er zusammen.

Vermietungsquote von über 95 Prozent

Skeptisch reagierte auch Bärbel Michael, Geschäftsführerin der Wohnungsbaugesellschaft Burg (Wobau). „Ich rechne eher mit einer verhaltenen Nachfrage“, sagte sie. Man müsse die ganze Entwicklung erst einmal abwarten. Zudem verfüge Magdeburg selbst ja auch über einen großen Wohnungsmarkt.

Ein großes Angebot hat die Wobau ohnehin nicht parat, mehr als 95 Prozent der Wohnungen sind vermietet, damit steht die Gesellschaft gut da. Kleine und sehr große Wohnungen seien praktisch vom Markt. „Einen Riesenansturm wegen der Intel-Ansiedlung kann ich mir nicht vorstellen“, fasste die Wobau-Geschäftsführerin zusammen.