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Prof. Dr. Wolfgang Keitel über die Anfänge des Vereins und besondere Exponate Zehn Jahre medizinhistorische Sammlung: Stücke und Geschichten füllen die Ausstellungsräume

Von Arlette Krickau 13.02.2012, 05:28

Die Medizinhistorische Sammlung Gommern-Vogelsang wird dieses Jahr zehn Jahre alt. Wann gefeiert wird, steht noch nicht fest. Aber ein Besuch lohnt sich immer, auch ohne Feier. Prof. Dr. Wolfgang Keitel hat viele Geschichten zu erzählen.

Vogelsang l Zehn Jahre wird die Medizinhistorische Sammlung Gommern-Vogelsang und das Archiv der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in diesem Jahr. Doch die Geschichte, die die kleine Ausstellung und die unzählige Fachliteratur des Archivs erzählt, reicht viel weiter zurück.

Als ehemaliger Chefarzt des Fachkrankenhauses Vogelsang, beschloss Prof. Dr. Wolfgang Keitel, in seiner Rente 2002 den Verein der Medizinhistorischen Sammlung zu gründen. "Um die Gerätschaften und die Literatur der Geschichte der Heilstätte Vogelsang zu bewahren und zu ergründen", erklärt Keitel sein Vorhaben. Er ist der Gründer und bis heute der Vorsitzende des Vereins. Fast jeden Tag unter der Woche ist er in den Räumlichkeiten der Ausstellung unter dem Speisesaal der Klinik Vogelsang anzutreffen. Denn es gibt immer noch eine Menge zu tun. Immer wieder lassen Leute ihm Gerätschaften und Material zu Hauf zukommen. "Es gibt noch Räume, da stehen Kartons über Kartons, die ich noch sortieren und bearbeiten muss", verrät er.

Als der mittlerweile 81-Jährige mit dem Aufbau der Sammlung begann, dachte er, er müsse einen Menge Spendengelder aufbringen, um teure Anschaffungen machen zu können. "Aber da hatte ich mich getäuscht. Es gibt so viele aufmerksame Leute, die alte Sachen noch zu Hause haben oder finden und sie dann zu mir bringen. Ich musste noch nicht ein Stück kaufen", freut er sich.

Die Spenden kommen aus Vogelsang, Gommern, Burg und eigentlich aus ganz Deutschland. Aber wer der Ausstellung einen Besuch abstattet und sich von Wolfgang Keitel persönlich führen lässt, wird von Exponaten überrascht werden, die quasi vor der Haustür gefunden wurden. Aufmerksame Bauarbeiter haben bei der Sanierung des Krankenhauses beispielsweise ein altes Brett gefunden, auf dem ein Handwerker, der vor mehr als 100 Jahren die Heilstätte mit errichtet hat, sich in seiner Pause verewigte. "Und es sieht so aus, als ob es gerade erst in der letzten Mittagspause beschrieben wurde", zeigt Keitel das Stück gerne. Besonders ist auch der Fund bei dem Umbauarbeiten auf dem Dachboden der Klinik: das Tagebuch eines Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg. Wegen Verletzungen war er in Vogelsang untergebracht. Dann sollte er wieder eingezogen werden, aber flüchtete zurück zum Krankenhaus. Schwestern versteckten ihn auf dem Dachboden der Klinik, bis er wusste, wie es weiter gehen soll. Obwohl nirgends der Name stand, fand Keitel den Soldaten. Dieser besuchte ihn, nahm auch sein Tagebuch mit. "Aber er brachte es wieder, weil er fand, dass es hier am besten aufgehoben sei", freut sich der Sammler Keitel.

Jeder der Interesse hat, kann sich von Wolfgang Keitel durch die Ausstellung führen lassen und sich viele andere Geschichten erzählen lassen, denn die Ausstellung hat jeden Mittwoch von 14 bis 16 Uhr für Publikum geöffnet.