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Umbau 195 Kubikmeter weiße Bröselmasse

Das alte Dach der Kita Krümelkiste in Gardelegen ist weitestgehend abgerissen. Der Piathermsondermüll ist entsorgt.

Von Cornelia Ahlfeld 29.04.2017, 03:00

Gardelegen l Eine Fusselarbeit sei es gewesen, den Piathermschaum von Elektrokabeln, und Dachplatten zu entfernen. Sieben Mitarbeiter der Gardeleger Firma Dachdecker- und Dachausbau Kurt Viehmann seien mehrere Tage im Einsatz gewesen – mit Schutzanzug und Atemschutz. Denn mit dem Abbau der Piathermschäumung sei eine enorme Staubbelästigung verbunden gewesen, erzählte Dachdeckermeister Sven Viehmann und ließ ein Stückchen Piathermschaum zwischen den Fingern zerbröseln, wobei gleich eine weiße Staubwolke aufstieg. Insgesamt 195 Kubikmeter Sondermüll – leicht und fluffig. „Ein Kubikmeter wiegt zwölf Kilogramm“, so Viehmann. Allein im sogenannten kleinen Flur der Kita seien 45 große Säcke mit dem zerbröselten Piathermschaum gefüllt worden – pro Sack 1,8 Kubikmeter.

Den Bauarbeiten in der Kita liegt eine ganze Reihe von Zufällen zugrunde. Denn eher zufällig wurde entdeckt, dass das Dach der Kita völlig marode war und Einsturzgefahr drohte. Ein Teil der Kita wurde für den Betrieb gesperrt. Geplant war zunächst, das Dach im laufenden Kita-Betrieb zu erneuern. Damit wurde auch begonnen – bis das nächste Dilemma ans Tageslicht kam: die zum Teil zerbröselte Dämmplattenschaumschicht, bekannt unter dem Begriff Piatherm aus dem VEB Piesteritz. Mit Piathermplatten war gerechnet worden, allerdings nicht als eingeschäumte Masse, zusammen mit diversen anderen Materialien, wie Elektroleitungen.

Es wurde ein Baustopp verhängt, der Kindergartenbetrieb geschlossen. Die Kita zog in den Hort-Würfel der Gardeleger Reutter-Grundschule ein. Dazu kam im Vorfeld eine Diskussion in den kommunalpolitischen Gremien über die Kosten, denn für das nicht geplante Dachprojekt mussten zusätzlich schon 327 000 Euro in den Haushalt eingestellt werden. Debattiert wurde dann über eine Komplettsanierung der Kita. Dann sollte die in zwei Jahresscheiben erfolgen. Eltern mischten sich ein. Sie forderten eine Komplettsanierung in einem Zuge. Und die wird es nach der Piatherm-Geschichte auch geben.

Sven Viehmann, der übrigens die Krümelkiste in der ersten Kindergartengeneration nach Eröffnung des Hauses besuchte und später dann auch seine Kinder, betonte, dass die Piathermplatten an sich nicht gesundheitsgefährdend seien. „Die Platten kenne ich noch, aber in eingeschäumter Form habe ich die noch nicht gesehen“, so Viehmann. Und das Problem sei eben die enorme Staubentwicklung beim Abbau der Bröselmasse.

Beim Abriss des Daches seien auch die großen Schäden an der Dachkonstruktion deutlich sichtbar geworden. Viele Holzbrettbinder seien kaputt, Sparren hätten sich verzogen. In den Dachplatten seien Risse zu sehen. „Bei einer entsprechenden Schneelast hätte da durchaus schon was passieren können“, so Viehmann. Zurzeit laufen noch Abriss- arbeiten. Am 8. Mai soll mit dem Richten begonnen werden. Bis zum 12. Mai soll das neue Dach aufgesetzt sein.