1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. 30-jähriger Ebay-Betrüger muss 2800 Euro Strafe bezahlen

Bezahlte Ware nie geliefert/Amtsgericht Gardelegen verurteilte Mann aus dem Raum Klötze/Zeuge reist extra aus Hessen an 30-jähriger Ebay-Betrüger muss 2800 Euro Strafe bezahlen

14.02.2012, 04:26

Gardelegen (ima) l Einen Ebay-Betrüger aus dem Raum Klötze verurteilte Strafrichter Axel Bormann zu einer Geldstrafe von 2800 Euro. Der 30-jährige Nico J.* hatte Ende 2010 viermal Waren per Ebay-Kleinanzeigen im Internet angeboten, das Geld kassiert, aber die Ware nicht geliefert.

Beim ersten Mal war es ein Autoradio im Wert von 70 Euro. "Es waren zwei Interessenten und ich habe an beide verkauft", sagt Nico J. vor Gericht aus. Einer erhielt das Radio, die zweite Kundin nicht. Er versuchte sogar noch, die Käuferin hinzuhalten mit einer E-Mail, in der er "von vielen persönlichen Problemen" berichtete.

Nico J. wirkt betroffen, es sieht wie ehrliche Reue aus, als er schildert, wie die Betrugshandlungen zu Stande kamen und dass es ihm leid tue. Kurz nach dem Autoradio verkaufte er mit der gleichen Masche Sprungstelzen (Wert: 165 Euro). Und wieder lief es so: drei Interessenten, der Selbstabholer bekam die Ware gegen Bares, ein anderer Kunde hatte per Überweisung bezahlt, erhielt die Stelzen aber nie. Richter Bormann fasst zusammen: "Sie haben ganz systematisch die Leute quer durch Deutschland über den Tisch gezogen."

Als Grund für seine Taten gibt J. "finanzielle Probleme" an. Weiter ging es wenige Tage später: mit einer Ordensspange aus dem Ersten Weltkrieg. "100 Euro waren vereinbart. Dann kam jemand zum Angucken und hat gesagt, das ist eine Fälschung - und wollte sie für 30 Euro nehmen", so Nico J. Der Interessent aus Hessen bekam dagegen nichts außer Ärger, weil der Angeklagte das bereits bezahlte Geld nicht zurücküberwies. Stattdessen schickte Nico J. noch dreist eine Mail zum Vertrösten nach Hessen: "Sorry, die Ware ist beschlagnahmt. Hatte eine Hausdurchsuchung."

Zur Zeugenaussage ist der Geschädigte extra aus Hessen angereist: "Ich hatte das Geld überwiesen und gewartet und gewartet und gewartet." Er habe aus dem Vorfall eines gelernt: "Ich kaufe nur noch Ware gegen Bares."

So macht es seitdem auch der zweite Zeuge, ein Mann aus Nordrhein-Westfalen. Der war sich mit Nico J. über das Internet über den Kaufpreis für einen Orden und eine Ordensspange einig geworden: 250 Euro. Wieder floss das Geld, nur die Ware kam nicht. Auch dieser Geschädigte hat aus der Aktion gelernt: "Ich habe kaum noch auf diese Art was ersteigert. Nur noch Geld gegen Ware." Seine Fröhlichkeit hat sich der Mann trotz des Betrugsärgers und der Reise nach Gardelegen bewahrt. Er verabschiedet sich sogar per Handschlag vom Angeklagten. Da ist Nico J. so überrascht, dass er erstmal seine Hand unterm Tisch vorkramen muss. Bormanns Kommentar: "Das ist ja schon der zweite nette Geschädigte hier."

Am Ende des Verfahrens steht fest: Der 30-Jährige hat viermal betrogen, immerhin hat er an zwei Geschädigte bereits das Geld zurückbezahlt. Richter Bormann verurteilt den Mann zur Zahlung von 70 Tagessätzen á 40 Euro sowie der Verfahrenskosten. "Das mit dem Kaufen im Internet ist eine schöne Sache. Aber Leute wie Sie machen es kaputt", so Bormann deutlich.(*Name geändert)