Corona Bald wieder offene Straßencafés?
Von Cornelia Ahlfeld
Gardelegen/Arendsee/Kalbe Noch ist alles offen, noch ist nichts sicher – die Stadt Gardelegen ist aber vorbereitet, wenn die Modellprojekte einer ersten Öffnung der Außengastronomie und Kultur starten können. „Seit der Gedanke der Modellprojekte aufgekommen ist, haben wir uns damit beschäftigt“, betonte Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher auf Volksstimme-Anfrage. Denn man sei der Meinung, dass „wir bei den geringen Ansteckungszahlen uns das leisten können“, so ihre Worte. Denn bei umfangreichen Testungen sei das Risiko, sich bei einem Essen im Freien anzustecken, nicht größer, als wenn man sich zu Hause mit einem weiteren Hausstand, der nicht mehr als fünf Personen umfassen darf – Kinder unter 14 Jahren werden nicht mitgezählt – trifft.
Die Stadt hat eigens dafür ein Konzept entwickelt. Unter dem Motto „Wir für uns – ein Test für ein bisschen mehr“ geht es um Lockerungen in der Außengastronomie und im Einzelhandel. Ziel sei eine Öffnung ohne vorherige Terminvereinbarung. Die erforderlichen Tests sollen in offiziellen Testzentren, bei teilnehmenden Apotheken und Ärzten gemacht werden können, die dann mit einem entsprechenden Nachweis 24 Stunden gültig sind.
Möglich sind auch Schnelltests in den gastronomischen Einrichtungen vor Ort. Die hätten nach dem städtischen Konzept dann eine Gültigkeit für die jeweilige Aufenthaltsdauer. Zu den Gastronomen, die sich am Modellprojekt beteiligen, gehört auch der Betreiber der Herr-O-Bar am Aschberg, Andy Jahn. „Für uns ist dieses Modellprojekt eine ganz wichtige Perspektive nach diesem katastrophalen Jahr, denn jeder Tag mit wenig Umsatz ist besser als jeder Tag mit null Umsatz“, so Jahn. Mit den Tests werde Sicherheit geschaffen. „Wenn die Voraussetzungen für die Tests geschaffen sind, können wir starten. Wir sind darauf vorbereitet“, betonte auch Peter Fleig vom Landgasthof Berge.
Kultur im Außenbereich der Nikolaikirche
„Ich habe sofort zugesagt, als die Anfrage kam. Es ist super, dass die Stadt beim Kreis dieses Konzept eingereicht hat“, begrüßte auch Maik Eulenberg vom Napoli die Initiative der Stadt. Im Einzelhandel soll zwar die vorherige Terminvereinbarungen bleiben. Sollten Kunden mit Nachweis eines negativen Antigen-Schnelltests die Geschäfte besuchen wollen, sollte dies dann auch spontan möglich sein. „Damit wird für unseren Einzelhandel vieles einfacher, aber auch sicherer“, so Schumacher. Um mehr Testorte vorhalten zu können, soll in der Innenstadt ein Testzentrum eingerichtet werden. Unterstützung bei den Testkapazitäten haben darüber hinaus drei Apotheken zugesichert: die LaVie-Apotheke und die Rosenapotheke in Gardelegen sowie die Miester Apotheke.
Zudem sollen autorisierte Einrichtungen, wie das Altmark-Klinikum und die Lebenshilfe, mit ins Boot geholt werden, die ohnehin ihre Mitarbeiter schon regelmäßig testen und die Zertifikate nach Negativtestungen ausstellen können. Testungen könnten auch am Wochenende möglich werden. Die LaVie-Apotheke habe schon ihre Unterstützung signalisiert, so dass auch sonntags bis 13 Uhr Tests erfolgen könnten. Da bisher noch keine App-basierte Kontaktverfolgung besteht, müssten – wie nach dem ersten Lockdown - weiterhin Kontaktformulare ausgefüllt werden. Die Stadt sei aber auch vorbereitet für den Start der luca App im Altmarkkreis. Sollte es damit irgendwann losgehen, gibt es für Bürger, die kein Smartphone nutzen, einen Luca-Schlüsselanhänger mit einem Code, der über das Internet aktiviert werden muss. Diese Schlüsselanhänger will die Stadt Gardelegen bestellen.
Ein weiterer Punkt sind Lockerungen im kulturellen Bereich. Partner ist hierbei der Kultur- und Denkmalpflegeverein mit der Nikolaikirche als Veranstaltungsort. Dort sollen Kulturveranstaltungen im Außenbereich für maximal 80 Besucher angeboten werden. Die benötigen dafür wieder einen Schnelltest. Den wird vor Veranstaltungsbeginn die LaVie-Apotheke anbieten.
Überlegungen auch in Arendsee und Kalbe
„Jeder Test, der in unserer Einheitsgemeinde gemacht wird, ist einer mehr auf dem Weg zu insgesamt mehr Sicherheit. Wir sind frohen Mutes, dass es losgeht“, sagte Schumacher. Und weiter: „Wir müssen einfach den Menschen auch Perspektiven bieten.“ Dass die Sehnsucht nach normalen Begegnungen groß sei, habe die große Besucherresonanz beim ersten Ostermarkt am Dienstag in Gardelegen gezeigt.
Auch in Arendsee gibt es Bestrebungen für ein Modellprojekt. Außengastronomie und auch Cafés sollten die Chance haben, wieder zu öffnen, betonte Bürgermeister Norman Klebe. Einige Arendseer Unternehmen, wie das Urlauberdomizil Integrationsdorf, seien gerade dabei, die nötigen Unterlagen bei der Verwaltung einzureichen. Die Einheitsgemeinde wird diese an den Kreis weiterleiten und hofft auf eine schnelle Entscheidung. Überlegungen, die Außengastronomie zu öffnen, gibt es auch in Kalbe. Bis dato habe es zunächst einmal eine Sondierung der Möglichkeiten gegeben, informierte Bürgermeister Karsten Ruth. Eine Absprache mit möglichen Anbietern sei bisher allerdings noch nicht erfolgt.
Zum 6. April wird das Gardelegener Modell vermutlich noch nicht starten. Landrat Michael Ziche hatte angekündigt, zunächst die Entwicklung der Infektionszahlen über die Ostertage abwarten zu wollen. In der Woche nach Ostern wird es dazu konkrete Entscheidungen geben, teilte Kreissprecherin Birgit Eurich gestern auf Volksstimme-Anfrage mit.