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Besonderheit Faulenhorster Kirche in Stadthand

In Faulenhorst bleibt die Kirche im Dorf. Und das ist wörtlich zu nehmen.

Von Doreen Schulze 04.05.2020, 14:00

Faulenhorst l Sie ist etwas Besonderes, die kleine Dorfkirche in Faulenhorst. Allein optisch hebt sich der funktionale, rote Ziegelbau von den romanischen Feldsteinkirchen der Altmark ab. Aber das ist nicht die entscheidende Besonderheit dieses Gotteshauses. Die Faulenhorster Kirche befindet sich in kommunaler Hand. Sie ist Eigentum der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe. Und damit besitzt der Ort ein Alleinstellungsmerkmal. Denn Faulenhorst weist die einzige Kirche im kommunalen Eigentum im gesamten Altmarkkreis Salzwedel auf. „Da sind wir auch ein bisschen stolz drauf“, sagt Ortsvorsteherin Ingrid Bösener im Namen der Faulenhorster.

Aber wie kam es eigentlich dazu, dass eine Kirche nicht der Institution Kirche gehört, sondern einer politischen Gemeinde? Ingrid Bösener kennt den Werdegang: Im September 1933 wurde die Kirche in der Ortsmitte komplett neu gebaut. Zwar gab es im Ort bereits eine Kapelle, eine Art Trauerhalle mit Glockenturm, in der Andachten zu Beisetzungen abgehalten wurden. Ein herkömmliches Gotteshaus existierte zu diesem Zeitpunkt aber nicht. Um Gottesdienste zu besuchen, fuhren die Faulenhorster nach Wernstedt, denn Faulenhorst war der dortigen Pfarrstelle zugeordnet. „Aber irgendwann wollten das die Bürger nicht mehr“, berichtet Bösener. So entschlossen sie sich, eine eigene Kirche zu bauen. Die damaligen Räte der Gemeinde sorgten dafür, dass das notwendige Geld zusammenkam. Und auch etliche Faulenhorster gaben einen Anteil dazu. „Laut Chronik kostete der Kirchenbau 4500 Reichsmark.“

Zwar wurde die Kirche geweiht, in ihr finden auch Gottesdienst statt, aber von der politischen Gemeinde errichtet und bezahlt, gehört sie weiterhin der Kommune – als Nachfolgerin der Gemeinde Winkelstedt nach der Eingemeindung am 1. Januar 2009 nun der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe. Diese ist auch dafür verantwortlich, wenn Sanierungsarbeiten anstehen. Aber derzeit müssen keine Maßnahmen ergriffen werden. „Die Kirche befindet sich in einem guten Zustand. Lediglich ein paar Reparaturmaßnahmen standen mal an“, fasst Bösener zusammen. 1996 wurde der Sakralbau mittels des Programms der Dorferneuerung einmal rundum erneuert. Seither steht nichts an. 1994 erfolgten Sanierungsmaßnahmen auf dem Friedhof, der sich aber anderorts befindet. Die Faulenhorster sind stolz auf ihr Kleinod in kommunaler Hand.