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Bohrschlammgrube Endlich gesagt, was vermutet wurde

Der Zwischenbericht zur Bohrschlammgrube Brüchau nährt die Hoffnung in der Region, dass nun die Auskofferung des Sees folgt.

Von Doreen Schulze 20.02.2020, 00:01

Brüchau l „Es wird Zeit, dass von Seiten des Ministeriums endlich einmal gesagt wird, war hier vor Ort schon lange vermutet wurde, nämlich dass die Grube undicht ist“, äußerte sich Kakerbecks Ortsbürgermeister Ulf Kamith nun auf Anfrage der Volksstimme zu den bereits am 6. Februar veröffentlichen Untersuchungsergebnissen zur Bohrschlammgrube, auch Silbersee genannt, in Brüchau, einem Ortsteil von Kakerbeck (wir berichteten). Das Erdgas-Unternehmen Neptune Energy hatte den Zwischenbericht veröffentlicht.In einer Pressemitteilung des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt wurde dieser bestätigt. Der Endbericht zu diesem Sachverhalt soll am 30. April vorliegen.

In der Tongrube wurden zu DDR-Zeiten über Jahrzehnte Bohrschlämme und andere giftige Abfälle verklappt. Aus dem erwähnten Zwischenbericht zu den Untersuchungen geht hervor, dass die Schicht des Geschiebemergels, der ein Versickern des Deponieinhalts verhindern soll, unterschiedlich stark ausgeprägt ist und an einer Stelle gar nicht nachgewiesen werden konnte. Zur Ermittlung der geologischen Schichtenfolge unterhalb und im Umfeld der Deponie erfolgten im Sommer vergangenen Jahres neue Bohrungen, die ein genaueres Bild der geologischen Schichtenfolge und der Grundwasserleiter aufzeigen sollten. Das Resultat: Die Grube ist undicht.

Bereits am Tag der Veröffentlich äußerte sich Kalbes Einheitsgemeinde-Bürgermeister Karsten Ruth während der Stadtratssitzung über die neuen Entwicklungen. Er hoffe, dass damit nun klar ist, dass nur eine Auskofferung der Grube als weitere Maßnahme die Konsequenz sein kann.

Ulf Kamith sieht das genau so. „Wir gehen davon aus, dass nun die Auskofferung folgt. Auskofferung: Etwas anderes kommt nicht in Frage.“ Seines Erachtens habe es viel zu lange gedauert, bis der derzeitige Status erreicht wurde. Im Ort habe man die Ergebnisse „positiv aufgenommen“, so der Ortsbürgermeister. „Nun sind wir an einem Punkt, an dem es endlich weitergehen kann.“

Auch Kakerbecks Ortschaftsratsmitglied Steffen Lötge ist erfreut über den Zwischenbericht. Allerdings sei er „verhalten optimistisch“, was die Geschwindigkeit der Umsetzung der daraus resultierenden Maßnahmen betrifft. Der vorliegende Zwischenbericht gebe nun, „genügend Beweise dafür, dass letztendlich ein politischer Weg einzuschlagen ist, der als Lösung nur die Auskofferung das Gewässers und die Entsorgung“ der entnommenen Stoffe zu Folge hat und dass diese nicht vor Ort bleiben.

Ein wichtiger Punkt ist für Lötge der Endbericht am 30. April. Dann könne endlich darüber diskutiert werden, wie das Problem gelöst werden kann. Das Land müsse dann Sorge dafür tragen, dass genügend Geld zur Verfügung steht.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) „Saubere Umwelt und Energie Altmark“ werden sich weiterhin dafür einsetzen, dass „die Grube schnell und komplett entsorgt wird“, teilte BI-Mitglied Christfried Lenz mit. Er verwies auf eine gemeinsame Pressemitteilung der BI und der BUND-Kreisgruppe Salzwedel. Darin wird kritisiert, dass das Ministerium zwar über die Tatsache der undichten Grube informiere, dann aber die Einschätzung des Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) zitiert, wonach „eine Gefährdung der Bevölkerung bislang nicht bestanden hat und aktuell auch nicht besteht“. Diese Äußerung sei „absurd“.

Außerdem kritisierte Lenz, dass laut Sozialministerium die Krebsrate in Brüchau „unauffällig“ sei. Hierbei berufe sich das Ministerium auf eine Auskunft des Krebsregisters in Berlin. Die Berechnungen seien aber unzuverlässig, so Lenz. Zwar wurden Krebsmeldungen erbeten, Ärzte waren aber nicht gezwungen, diese zu erbringen. „Wie aus Ärztekreisen verlautet, wurden die Krebsmeldungen in der Praxis keinesfalls vollständig und zuverlässig vorgenommen.“ Die von den Brüchauern selbst ermittelten Fallzahlen zeigen, dass die Krebshäufigkeit in Brüchau weit über dem Landesdurchschnitt liege., so das BI-Mitglied.