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Straßenbau Buckelpiste in die Kolonie-Idylle

Am 6. Juni wird sich der Bauausschuss mit der Kolonie Werder und ihren Straßen im Drömling befassen.

Von Ilka Marten 10.04.2016, 07:00

Kolonie  Werder l Vergangenes Jahr hat es Hagen Kohlhas gereicht. Da kaufte er sich einen alten, unempfindlichen Jeep, nachdem er sich am Familienauto den siebten Reifen auf der Strecke von Mieste zur Kolonie Werder kaputtgefahren hatte. Und es liegt nicht an der Fahrweise des Mannes, der die Kolonien von Kindesbeinen an kennt, sondern an extremen Buckelpisten. Die Kolonie Werder bei Mieste liegt im Drömling, gleich dahinter ist die Ohre – und auch die Gehöfte sowie ihre sechs Einwohner (vier Erwachsene, zwei Kinder) gehören zur Hansestadt Gardelegen.

Die Einwohnerfragestunde im Stadtrat am Montag nutzt Hagen Kohlhas zusammen mit Harald Reich von der Nachbarkolonie Krügerhorst um das mitzuteilen, was den Kolonisten dort am Herzen liegt: die schlechten Straßenverhältnisse und die aus Sicht von Kohlhas und Reich schwierige Erreichbarkeit für Rettungsdienste.

Zwei Gehöfte sind es auf Werder, die auch von Versorgungsunternehmen angefahren werden müssen. Die offizielle Strecke führt von Mieste über die Kolonie Krügerhorst nach Werder. 2010 hatte die damalige Gemeinde Mieste das Stück bis Krügerhorst über den ländlichen Wegebau noch ausbauen lassen. Die asphaltierte Strecke mit aufgepflasterten Schikanen endet am Haus Krügerhorst 5. „Mehr Geld war damals einfach nicht da. Punkt“, sagt der Ortsbürgermeister Kai-Michael Neubüser. Bauamtsleiter Engelhard Behrends fügt hinzu: „Ein Weiterbau scheiterte am Einspruch des Zweckverbandes Drömling.“

Und so beginnt hinter Krügerhorst – je nach Jahreszeit – eine Schlagloch-Staubpiste oder einen Schlagloch-Matschweg. 800 Meter davon durch den Wald gehören dem Zweckverband Drömling. Obgleich der Stadt ein Teil des Weges gar nicht gehört, „wird einmal im Jahr der gesamte Weg geschoben“, betont der Bauamtsleiter, das letzte Mal im Sommer 2015. Ein Umstand, der Hagen Kohlhas auch freut, aber: „Anstatt immer wieder 3000 Euro für nichts in die Hand zu nehmen, wäre es vielleicht doch besser, es einmal richtig zu machen“. Und er betont, dass er als Kolonist keine perfekte Asphaltpiste haben möchte.

Schieben bedeutet jedoch häufig, dass zwar glatt geschoben wird, aber eine Wanne entsteht, wo sich nach Regenfällen noch schneller neue Löcher bilden, weil das Wasser links und rechts nicht abfließen kann. Um mehr Platz zum Ausweichen zu haben, haben die Werder-Kolonisten im vergangenen Winter in vielen Stunden die Wegränder ausgeästet, Sträucher zurückgeschnitten. Und auch selbst mal die Löcher notdürftig gefüllt. Kohlhas beton, dass er auch bereit ist, sich am Ausbau eines Weges durch die Stadt finanziell mitzubeteiligen.

2017 kommt der Sohn von Hagen Kohlhas zur Schule. „Und ich hoffe, dass der Schulbus dann dort auch fährt.“ Anspruch auf eine Zuwegung zum Grundstück haben alle Bürger in Kommunen. „Der Weg muss befahrbar sein, er muss nicht mit Asphalt oder Betonbauweise ausgebaut sein“, teilt der Bauamtsleiter auf Anfrage mit. Aus Sicht der Werder-Kolonisten gibt es eine noch kürzere Strecke zu einer richtigen Straße: ein 900 Meter langer Weg, der auf der L 20 zwischen Miesterhorst in Richtung Rätzlingen vor der Kanalbrücke endet. Die Strecke ist selbst für gebürtige Kolonisten wirklich harte Kost. Und es gibt ein Problem: „Sie ist kein offizieller Weg und liegt auf Privateigentum“, so Engelhard Behrends.

Er betont, „dass schon seit längerer Zeit nach einer Lösung mit den Bürgern und dem Zweckverband gesucht wird“. Hagen Kohlhas habe auch immer gesagt, dass er sich an den Ausbaukosten beteiligen werde. Und der Bauamtsleiter wagt schon einen Ausblick „unter der Voraussetzung, dass alle Beteiligten mitziehen, vorbehaltlich der Entscheidung der Stadträte“. Aus Sicht von Behrends sei die zweite Variante aufgrund der geringeren Kosten die bessere, wenn denn die ausstehenden Eigentumsfragen geklärt werden könnten. Mit dem Thema wird sich der Bauausschuss in seiner Sitzung am 6. Juni befassen. Behrends: „In der Prioritätenliste Straßen, die zurzeit erarbeitet wird, könnte die Maßnahme aufgenommen werden. Letztendlich entscheidet der Stadtrat.“