Nachfahren einer Wahl-Kalbenserin kamen zu deren 101. Geburtstag zusammen/64 Frauen, Männer und Kinder waren dabei Da heißt es: Alles Müller, oder was?
Erst sollte es nur ein Cousinentreffen werden. Dann aber wurde es zur Familiensache erklärt. Und so kamen am Wochenende sämtliche Nachfahren des Ehepaares Eduard und Melitta Müller sowie die dazugehörigen Lebenspartner in Kalbe zusammen.
Kalbe. Wenn das Melitta Müller noch erlebt hätte, sie wäre mehr als stolz auf ihre Enkeltöchter Grit Finke und Cathleen Seineke gewesen. Die haben nämlich, just zum 101. Geburtstag ihrer vor zehn Jahren verstorbenen Oma, ein Treffen sämtlicher Nachfahren organisiert. 66 Personen haben sie im Vorfeld dazu eingeladen.
Und bis auf zwei junge Männer, die andere Verpflichtungen hatten, sind am Sonnabend auch alle Angehörigen am vereinbarten Treffpunkt erschienen. Dabei handelte es sich um ein Gasthaus in Kalbe.
In dieser Stadt hat Melitta Müller die letzten elf ihres Lebens verbracht, stets umsorgt von zweien ihrer drei Töchter. Diese sind nach wie vor in Kalbe zu Hause. Die anderen sechs Geschwister haben sich einst auf ganz Deutschland verteilt. Doch musste Melitta Müller dann mehrfach das Schmerzhafteste erleben, was einer Mutter passieren kann, nämlich das eigene Kind zu beerdigen. Nur die Familie vermochte es immer wieder, sie aufzufangen. Mittlerweile gehören dazu neben 13 Enkeln auch 20 Urenkel und zwei Ururenkel. Ein drittes ist bereits unterwegs.
Und alle diese Nachfahren kamen nun zusammen, begleitet von den jeweiligen Lebenspartnern. Die Wiedersehensfreude war mindestens ebenso groß wie die Familie. Schließlich hatten sich alle letztmalig beim 90. Geburtstag der Oma getroffen. Und einige der Ur- und Ururenkel waren damals noch gar nicht da. "Wir sind wirklich froh, dass alles so super geklappt und dass auch das Wetter so toll mitgespielt hat", freute sich Cathleen Seineke gestern rückblickend.
Die Entscheidung, aus dem ursprünglich geplanten Cousinentreffen ein mit sehr viel Arbeit verbundenes Familientreffen zu machen, haben die Kalbenserin und ihre Cousine Grit Finke, die aus Brunau stammt, aber heute in Seehausen/Börde lebt, nicht bereut. Im Gegenteil. Denn wann kommt die auf ganz Deutschland verteilte Verwandtschaft sonst schon mal zusammen?
Dass das Treffen in Kalbe stattfand, liegt daran, dass hier prozentual die meisten Nachfahren von Melitta Müller zu Hause sind, "und dass man hier gut feiern kann", wie Sohn Edmund Müller am Sonnabend sagte. Er war aus Köln angereist. Andere wiederum waren aus Stuttgart, Bergheim oder Falkensee gekommen.
Die Heimat von Melitta Müller heißt allerdings Bessarabien (heute Ukraine). Der Krieg hatte sie, ihren körperlich gehandicapten Mann, der 1964 starb, und die Kinder aber zuerst nach Bayern, dann ins heutige Polen und von dort nach Brandenburg verschlagen. Mitte der 1950er Jahre wurde dann Dolchau das Zuhause der Familie. Doch die letzte Ruhe fand Melitta Müller in Kalbe. Und dort steht seit Sonnabend nicht nur ein großer Blumenstrauß mehr auf dem Friedhof.