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Davidshirsch Für den Erhalt der Davidshirsche

Friedmar Grabow aus Lenz hält seltene Davidshirsche in Lenz (Altmark).

Von Malte Schmidt 28.06.2020, 01:01

Lenz l Ruhig gehen die kräftigen Tiere über das zehn Hektar große Grundstück bei Lenz, etwas abseits der Bundesstraße 188. Mit ihrem rot-braunen Fell, dem für Hirsche ungewöhnlichen, aber nach hinten gerichteten Geweih und ihrem fast schon elegantem Gang sind sie ein besonderer Blickfang: die Davidshirsche von Friedmar Grabow. Die Rasse ist von der Weltnaturschutzunion als „in freier Wildbahn ausgestorben“ eingestuft. „Ich halte die Hirsche jetzt seit zehn Jahren“, erzählt Friedmar Grabow während eines Vor-Ort-Termins. Um in die Nähe der Tiere kommen zu können, fährt Grabow langsam mit seinem Auto auf das große Weidegrundstück.

„Sie kennen es, wenn ich zum Beispiel mit dem Traktor auf dem Gelände bin, um die Wiese zu mähen“, verrät der 63-Jährige. „Wir müssen aber langsam fahren, denn wenn wir schneller fahren würden, würden sie nervös werden, und das mögen sie gar nicht“, weiß der Fachmann, der den Tieren mit Absicht keine Namen gegeben hat. „Nein, ich möchte nicht, dass sie zutraulich werden.“

Es war vor zehn Jahren, so Grabow, als er während einer Jagdmesse in Hannover mit Mitarbeitern des Serengeti-Parkes ins Gespräch kam. „Irgendwann kamen wir dann auf das Thema seltene Hirsche. Da fiel dann der Name Davidshirsche, die unter anderem auch in dem Park gehalten werden“, weiß Friedmar Grabow noch genau. Vermittelt wurden seine ersten drei Davidshirsche von einem Tierpräparator. „Mittlerweile sind es vier Hirsche, zwei Jungtiere, bei denen wir momentan noch nicht bestimmen können, ob es Männchen oder Weibchen sind und zwei weibliche Tiere“, erklärt Grabow.

Angst haben die Hirsche keine. „Wenn die Weibchen jedoch gesetzt haben, also ihr Kalb geworfen haben, muss man schon aufpassen, da die Männchen dann auch ein Auto angreifen würden, um die Jungtiere zu beschützen“, erklärt der Fachmann, der die Haltung der Tiere als einfach beschreibt. „Wir sind hier zum Glück im Drömling. Hinten auf dem Grundstück haben die Hirsche eine moorige Stelle, in der sie sich suhlen können“, erklärt Friedmar Grabow.

Besonders die spannende Geschichte der Hirsche habe für den Lenzer damals zu dem Entschluss geführt, dass er die Tiere halten wollte. Gab es diese Tiere doch in historischer Zeit einzig und allein im Park des Kaisers von China. Zu diesem Park hatte damals kein normaler Mensch Zutritt. Schon gar nicht Lazaristenpater Armand David (1826 bis 1900), der als Missionar in China lebte. Bekannt wurde er als Naturforscher. In China entdeckte er nicht nur als erster Europäer überhaupt den Davidshirsch, der nach ihm benannt wurde, sondern auch den Großen Panda und den Chinesischen Riesensalamander. Es war im Jahr 1865, als der Missionar einen verbotenen Blick riskierte, indem er auf die Mauer des kaiserlichen Parks Nan Hai-tsu südlich von Peking kletterte. Auf der anderen Seite sah er dann die ihm unbekannten Hirsche. Durch Bestechung kaiserlicher Bediensteter gelang es ihm, Geweihstangen sowie Fell eines Davidshirsches zu erhalten. Bei Untersuchungen in Paris stellte sich dann heraus, dass es sich um die seltenen Davidshirsche handelte. Nachforschungen ergaben, dass diese Tiere schon seit Jahrhunderten in dem kaiserlichen Park gezüchtet wurden, nachdem im 17. Und 18. Jahrhundert fast alle Hirsche dieser Art getötet worden waren. Heute gibt es weltweit, wie die Weltnaturschutzunion einschätzt, noch 2000 Davidshirsche, die in Zoos, Parks und bei privaten Züchtern leben. So auch im beschaulichen Lenz, wo Friedmar Grabow es geschafft hat, dass sich die seltenen Davidshirsche vermehren und so für die Nachwelt erhalten bleiben.