1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Dezernent Hans Thiele: "Durch Schmerzen lernen"

Großübung am Übungszug der Deutschen Bahn im Gefechtsübungszentrum / Helfer zwei Stunden im Einsatz Dezernent Hans Thiele: "Durch Schmerzen lernen"

30.11.2012, 01:14

Rund 100 Einsatzkräfte beteiligten sich am Mittwoch bei einer Großübung im Gefechtsübungszentrum. Nach knapp zwei Stunden waren die Verletzten aus dem Zugwaggon gerettet.

Letzlingen l Sie kommen über Waldwege des Truppenübungsplatzes zur vermeintlichen Unfallstelle. Zig Fahrzeuge sind bei der Einsatzübung am Mittwochabend am Bahnhof des Gefechtsübungszentrums unterwegs, sie kommen jedoch nicht über den Hauptweg über des Gefechtsübungszentrums (GÜZ), sondern fahren über Wege, die von einigen Panzern wenige Minuten zuvor noch fahrtauglich gemacht wurden.

"So wie es bei einem Unfall bei uns an der ICE-Strecke wäre"

"Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden", sagt Kreisdezernent Hans Thiele. Denn die Sanitäter sowie die Mitglieder des ABC-Zuges sollten nicht direkt an die vermeintliche Unfallstelle herankommen. "So wie es bei einem Unfall in unserem Bereich an der ICE-Strecke auch wäre", erklärte Thiele. Für die Retter heißt das am Mittwoch, dass sie weite Wege in voller Montur in Kauf nehmen müssen. Die Verletzten müssen zum Sanitätszelt gar einen Hügel hochgetragen werden. Da sind sechs Mann pro Liege nötig, um die Männer wegzubringen. "Durch Schmerzen lernen", ergänzt Thiele.

Laut angenommener Gefahrenlage handelt es sich um einen Leck geschlagenen Kesselwagen und einen Personenwaggon, in dem sich Verletzte befinden. Als erste Wehr ist kurz nach 16.15 Uhr die Bundeswehrfeuerwehr vor Ort. 42 Mitglieder hat die Wehr, die im Drei-Schicht-System mit zwei Staffeln von zwei Standpunkten, einer an der Altmark-Kaserne, einer in Planken, arbeitet.

Doch schnell ist klar: Die Wehr kommt alleine nicht weiter, Spezialisten werden gebraucht. Dafür werden der Konvoi des Altmarkkreises für den Massenanfall von Verletzten und der ABC-Zug alarmiert. Um die Übung in einem zeitlich überschaubaren Rahmen zu halten, waren diese Einheiten, wie auch der DRK-Sanitätszug und die schnelle Einsatzgruppe des DRK, voralarmiert.

Als erstes sollen die Männer vom ABC-Zug in ihren Schutzanzügen ran. Allein das Ankleiden dauert jedes Mal etwa eine viertel Stunde. Und ohne Hilfe geht nichts: Während Jens Weimann seinem Klötzer Kameraden Robert Kawanka in den Anzug hilft, fasst Marko Linnow bei Lars Schmidt mit zu. Auch zwei Salzwedeler Kameraden schlüpfen in ihre blauen Schutzanzüge. Um die Übung abzukürzen, müssen die Männer am Ende nicht erst das Gelände für den Einsatz der Sanitäter und Notärzte freigeben.

Als Herausforderung gestaltet sich für die Retter der Transport der Verletzten aus dem Zug. Denn mit den Liegen ist es ein Balanceakt, durch den engen Waggonflur zu gelangen. Der Übungszug der Deutschen Bahn stand drei Tage für Übungs- und Schulungszwecke im GÜZ. Oberst Gunter Schneider begrüßt die Zusammenarbeit mit dem Altmarkkreis Salzwedel: "Ich finde es große Klasse, dass wir so eine Übung zusammen machen, denn so abwegig ist das Übungsgeschehen nicht." Nach zwei Stunden sind alle Verletzten befreit und die Männer in den Schutzanzügen wieder entkleidet. Zum Aufwärmen gibt es heißen Tee und Würstchen, vorbereitet vom Deutschen Roten Kreuz.

Der Abend ist für die 100 Einsatzkräfte noch lange nicht beendet, alle Utensilien müssen zusammengepackt werden. Und: "Die Fahrzeuge müssen alle in die Wäsche, sonst bekommen wir den Schlamm nicht mehr ab", so Thiele.