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DoppelterminHansefest kontra Burgfest?

Dem Apenburger Burgfest droht das Aus, weil Gardelegen das Hansefest auf den Burgfest-Termin verlegt hat.

Von Walter Mogk 16.02.2019, 02:00

Apenburg l Am 31. August und 1. September sollte es wieder starten, das traditionelle mittelalterliche Burgfest rund um die Alte Burg zu Apenburg, das seit 21 Jahren tausende Gäste anlockt. Doch die Entscheidung der Stadt Gardelegen, den Termin für ihr Hansefest kurzfristig ebenfalls auf das erste September-Wochenende zu verlegen, macht Organisator Andreas Schwieger und seiner gemeinnützigen Gesellschaft Siegel von Apenburg einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. So gewaltig, dass der Apenburger schweren Herzens entschieden hat, das Burgfest abzusagen. „Es wird nicht zeitgleich zum Gardelegener Hansefest stattfinden, das ist eine rein kaufmännische Entscheidung“, verkündete Schwieger sichtlich enttäuscht gegenüber der Volksstimme.

Das unternehmerische Risiko für ihn als Veranstalter sei durch den Schritt der Gardelegener zu hoch geworden. „Die Basis zur Finanzierung hochkarätiger Künstler durch Eintrittsgelder und Händler-Versorger-Abgaben ist nicht mehr gegeben, wenn ganz in der Nähe ein so großes Fest wie das Hansefest plötzlich am gleichen Wochenende stattfindet.“

Die Verlegung des Hansefest-Termins auf das Burgfest-Wochenende hat der Apenburger rein zufällig vor einer Woche aus dem Internet erfahren. Sofortige Versuche, mit den Verantwortlichen in Gardelegen eine Einigung zu erzielen und dem Hansefest wieder einen anderen Termin zu geben, schlugen fehl. Auch der neue Altmärkische Regionalmarketing- und Tourismusverband habe ihm nicht helfen können, zeigte sich Andreas Schwieger konsterniert.

„Seit mehr als 15 Jahren steht der Apenburger Termin jedes Jahr am ersten September-Wochenende, auch wenn wie in diesem Jahr nur der Sonntag in den September fällt“, erklärte der Apenburger. Das wüssten nicht nur die Händler und Künstler, die sich darauf eingestellt haben, sondern auch die Kommunen, die dem Burgfest aufgrund der Gemeinnützigkeit kostenlose Plakatwerbung in ihrem Bereich gewähren. „Dazu gehört auch Gardelegen, denn das Einzugsgebiet der Burgfest-Besucher reicht bis Letzlingen“, meinte Andreas Schwieger.

Das Burgfest selbst in diesem Jahr zeitlich zu verlegen, ist für den Apenburger keine Lösung. „Dafür sind wir einfach zu groß geworden“, so Schwieger. Mitwirkende wie Versorger, Händler und Künstler hätten sich auf den langjährigen Termin eingestellt, Helfer bereits Urlaub eingereicht, um beim Auf- und Abbau des Festplatzes zu helfen. Zirka 60 aktive und 50 passive Unterstützer stehen Jahr für Jahr beim Burgfest in den Startlöchern. Ein Ausweichen auf das zweite September-Wochenende komme wegen des Festivals „Wagen und Winnen“ in der Region und des Tages des offenen Denkmals nicht in Betracht. Und auch das letzte August-Wochenende kollidiere mit anderen Veranstaltungen in der Nachbarschaft. „Da ist das große Trecker-Treffen in Winterfeld, das ähnlich wie das Burgfest organisiert wird“, erinnert Schwieger.

Die Absage des Festes, die wahrscheinlich auch das endgültige Aus für die Traditionsveranstaltung bedeuten dürfte, tut dem Apenburger in der Seele weh. „Es war immer Anliegen des Burgfestes, auch sozial Schwachen und den Kindern einen preiswerten Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen und wissenswerte Geschichte zu vermitteln“, so Schwieger, der die Organisation 2012 von der Gemeinde übernommen hat und das Fest seitdem mit seiner Siegel von Apenburg gGmbH privat finanziert. Schuldzuweisungen will Schwieger nicht treffen. Es sei offensichtlich so, dass das Recht des Stärkeren regiere. „Dass große Veranstalter beliebig Termine ändern und so bei den Kleinen ein Chaos verursachen, ist eben ein Spiegelbild unserer Ellenbogen-Gesellschaft“, sagt er traurig.

Im Streit um die Terminkollision des Gardelegener Hansefestes mit dem traditionell am ersten Septemberwochenende stattfindenden Apenburger Burgfest, der zur Absage des letzteren führte, hat sich Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig gegen Vorwürfe verteidigt. Es habe sehr wohl Abstimmungen im Vorfeld der Terminverlegung gegeben, allerdings lediglich „mit den Städten, die Feste anbieten, die unserem ‚Produkt‘ Hansefest entsprechen", ließ sie gestern in einer Pressemitteilung wissen. Dazu gehörten der Havelberger Pferdemarkt, der vom 6. bis 9. September angesetzt ist, das Burgfest in Tangermünde vom 13. bis
15. September und das Altstadtfest in Haldensleben vom 23. bis 25. August. Für das Hansefest sei somit nur noch das erste Septemberwochenende als Termin übrig geblieben.

 

Dass man mit den Apenburgern nicht gesprochen habe, liege daran, dass das dortige Burgfest „ein speziell zugeschnittenes Fest mit einem konkreten Thema" ist, „das Menschen anspricht, die genau das suchen: ein kleineres Fest mit nicht so vielen Menschen und reinem Mittelalterflair". Eine Konkurrenzsituation zum Burgfest habe man deshalb nie gesehen „und sehen sie auch heute nicht", so Zepig. Im Übrigen finde auch der Havelberger Pferdemarkt immer gleichzeitig mit dem Burgfest am ersten Septemberwochenende statt. „Dieser zieht ja noch deutlich mehr Menschen an und war offensichtlich nie eine Konkurrenz aus Sicht des Veranstalters des Burgfestes", erklärte die Bürgermeisterin.

Zepig bestätigte, dass es im Nachgang ein Telefonat mit Burgfest-Organisator Andreas Schwieger gab, in dem der seine Bedenken gegen die Terminkollision geäußert habe. Diese habe sie wegen des unterschiedlichen Profils der Feste allerdings nicht geteilt. Ein Einlenken der Hansestadt sei ausgeschlossen, da die Verträge für das Hansefest bereits stehen. Laut Mandy Zepig gebe es auch keine Hinweise darauf, dass Händler oder Schausteller des Hansefestes am ersten Septemberwochenende beim Burgfest in Apenburg aufgeschlagen wären. „‚Unsere Händler und Schausteller wären sonst nach Havelberg gefahren", ist sich die Bürgermeisterin sicher.