Kirche Ein Wunder in Hemstedt
Im Kirchenkreis Salzwedel sollen Lektoren und Prädikanten die Pfarrer unterstützen. Vorzeigemodell ist die neue Basisgruppe Hemstedt.
Gardelegen l „Das kirchliche Leben hängt nicht davon ab, ob ein Pfarrer da ist, sondern ob Christen da sind“, betonte der Salzwedeler Pfarrer Friedrich von Biela. „Es muss niemand auf den Pfarrer warten, der die Kirche aufschließt. Das kann die Gemeinde selbst“, ergänzte die Lindstedter Pfarrerin Johanna Brilling. Beide sind seit Ende 2015 im Kirchenkreis Salzwedel für die Gestaltung der künftigen Arbeit in den evangelischen Kirchengemeinden im Altmarkkreis und für die Arbeit mit Lektoren und Prädikanten zuständig. In der Frühjahrssynode am Sonnabend im Gardeleger Johanniterhaus Rieseberg berichteten Brilling und von Biela über ihre Arbeit.
Kirche in der Fläche, Kirche im Dorf – das gemeindliche Leben spiele sich in den Dörfern ab, und in den Dörfern müsse das gemeindliche Leben auch gestaltet werden. Johanna Brilling hat dafür ein Modell in Hemstedt umgesetzt, eine Basisgruppe, die sich aktiv in der Kirchengemeinde Hemstedt einbringt, um mit Blick auf die Zukunft mit sinkenden Kirchenmitgliedern und Kirchgängern die Kirche wieder fit zu machen. „Es muss sich etwas verändern, wenn es weitergehen soll, denn die Kirche soll leben“, betonte Brilling. Die Gemeindekirchenratswahlen stünden bevor. Viele ältere Menschen, die in diesen Gremien mitgewirkt haben, wollen nicht mehr kandidieren. Und junge Menschen würden sich nur schwerlich für diese Arbeit finden lassen.
In Hemstedt aber sei „ein Wunder“ geschehen, so Brilling. Dort hätten sich fünf Christen gefunden, die die kirchlichen Geschicke wieder in die Hand nehmen, die „Rosen pflanzen, die Kinderkirche übernehmen“ und vieles mehr. Eine weitere Basisgruppe könnte es bald in Kassieck geben. „Es braucht viel Zeit und Fingerspitzengefühl und Überzeugungsarbeit in Gesprächen. Aber es lassen sich damit Menschen finden, die sich einbringen. Und da will ich weiter machen, denn wir müssen für die Zukunft neue Arbeitswege finden“, betonte Brilling.
Die Basisgruppen seien vergleichbar mit Vereinen. „Wenn die Vereine in den Dörfern aktiv sind, das merkt man. Und das ist bei den Kirchengemeinden nicht anders“, so Brilling. Die Basisgruppen seien auch ein Bindeglied zwischen den Gemeinden und dem Pfarrer. Zur ihrer Pfarrstelle gehörten zwölf Dörfer. „Es gibt aber auch Stellen mit 20 Dörfern. Da kann keiner mehr den Gesamtüberblick haben“, stellte die Pfarrerin klar, was beispielsweise den Seelsorgebedarf bei Trauerfällen betriff oder Jubiläen.
Das sieht auch Friedrich von Biela. Der Pfarrer sei nicht für alles zuständig. „Die Versorgung muss vor Ort erfolgen, denn die Christen sind selbst handlungsfähig“, betonte von Biela. Ein weiteres Modell ist die verstärkte Einbindung von Lektoren und Prädikanten in den Gottesdiensten. „Das muss nicht immer der große Gottesdienst sein, sondern vielleicht auch mal nur ein Abendgebet“, erläuterte Friedrich von Biela. Dazu bietet der Kirchenkreis Salzwedel Kurse an. Ein erster Kurs laufe derzeit mit aktuell acht Teilnehmern.
Der Grundkurs mit dem Titel „Zu den Quellen“ bestehe aus vier Abenden zur Einübung, einer Praktikumsphase und einem reflektierendem Abschlussabend. Ziel sei es, dass die Teilnehmer Andachten selbst gestalten und leiten können. Weiterführend schließe sich dann ein Aufbaukurs zum qualifizierten Lektor unter anderem für Lesegottesdienste an. Die Kurse sind für kleine Gruppen geeignet, erläuterte von Biela. Am 26. Mai findet ein Lektorentag statt, und viermal im Jahr ein Lektorenkonvent.
Für diese zusätzliche Arbeit mit Lektoren, Prädikanten und der Gestaltung der künftigen Arbeit im Kirchenkreis Salzwedel sind beide Pfarrer über Teilstellen im Kirchenkreis beschäftigt, die bis zum 30. November 2018 befristet sind. Die Mitglieder der Frühjahrssynode bestätigten einstimmig die Verlängerung der beiden Teilstellen bis zum 31. Dezember 2020.
Friedrich von Biela warb dann noch einmal für die Kurse. „Vielleicht kostet es Überwindung, den eigenen Glauben mit anderen zu teilen. Bestimmt kostet es Zeit und Kraft, sich auf den Weg zu den Quellen zu machen, aber es lohnt sich. Geld kostet es für die Teilnehmenden aber nicht“, heißt es dazu in einem Info-Blatt, das von Biela am Sonnabend verteilte. Er bot auch Gespräche in Kirchengemeinden an. Kontakt: Friedrich von Biela, 03901/42 31 89, info@lektoren-saw.de, www.lektoren-saw.de.