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Heute Abend findet in Breitenfeld eine Versammlung der Jagdgenossenschaft statt Es geht um Macht und einen Vorstand

Von Ilka Marten 18.04.2013, 03:09

Heute Abend treffen sich die Mitglieder der Jagdgenossenschaft Breitenfeld in einer nicht einfachen Situation. Es geht um Macht, vor allem aber um einen neuen Vorstand.

Gardelegen l 150 Eigentümer, davon zahlreiche Auswärtige, sind Mitglieder der Jagdgenossenschaft Breitenfeld - viele von ihnen werden heute ab 19 Uhr bei der Versammlung im Dorfgemeinschaftshaus zur erneuten Vorstandswahl dabei sein. Grund der Wahlwiederholung: Bei der Mitgliederversammlung am 26. Februar war kein Vorstand gewählt worden. Deshalb ist Gardelegens Bürgermeister Konrad Fuchs seit sieben Wochen als Notvorstand tätig.

Zur offenen Einzelpersonen-Wahl hatten sich sechs Personen gestellt, darunter zwei Männer, die sich nicht mehr viel zu sagen haben: Ulrich Scheffler, der seit 13 Jahren Vorsitzender der Jagdgenossenschaft ist, und Ortsbürgermeister Bernd Wießel.

Scheffler sagte auf Anfrage nur: "Es gab an dem Abend keine Wahl mit einem Ergebnis." Es wurde kein kompletter Vorstand gewählt. Heißt konkret: Nur zwei, nicht wie gefordert vier Kandidaten, konnten die erforderliche doppelte Mehrheit - Stimmen- und Flächenmehrheit - auf sich vereinen. Anwesend waren Personen mit 42 Stimmen beziehungsweise Vertretungsvollmachten für Stimmen, die 750 der 1500 Hektar der Jagdgenossenschaft repräsentierten. Den bisherigen Vorstand bildeten Scheffler, Ulrich Treichel, Ingo Kaufhold und Doris Mai-Renner.

"Es gibt keine gefälschten Vollmachten"

Konrad Fuchs

Nach Volksstimme-Informationen steht der Vorwurf im Raum, dass Ortsbürgermeister Bernd Wießel mit drei Vertretungsvollmachten abgestimmt haben soll, die nicht korrekt gewesen sein sollen. Alle drei waren abgestempelt mit einem Siegel der Gardeleger Stadtverwaltung. Daten und Anschriften sollen angeblich überschrieben und verbessert worden sein - von wem auch immer. Bürgermeister Konrad Fuchs sagte auf Anfrage dazu: "Es gibt keine gefälschten Vollmachten. Es ist eine Sache, die nicht ganz sauber gelaufen ist, das wurde ausgewertet und wird nicht wieder passieren."

Nach Volksstimme-Informationen waren die Vollmachtgeber, die persönlich anwesend sein müssen, um besiegeln zu lassen, dass sie die Vollmacht auf eine bestimmte Person übertragen wollen, nicht bei der Stadtverwaltung. "Das ist aber rechtlich in Ordnung, da die Vollmachtgeber der bearbeitenden Kollegin persönlich bekannt sind", so Fuchs. Auf Anfrage betonte auch Bernd Wießel: "Es gab keine gefälschten Vollmachten." Dies habe ihm auch der Bürgermeister so bestätigt.

Sollte bei der Versammlung heute dieses Thema erneut auftauchen, werde er sich selbst anzeigen, um den Vorwurf von der Staatsanwaltschaft klären zu lassen. "So etwas kann ein Bürgermeister nicht machen", sagte er mit Blick auf das Verhalten von Fuchs. Der hatte sämtliche Vollmachten der Februar-Versammlung erhalten.

Er werde auch heute Abend wieder für den Vorstand kandidieren, "denn man kann nicht nur meckern", sagte Wießel. Er habe in der Vergangenheit einiges an der Vorstandsarbeit kritisiert, so der Ortsbürgermeister, deswegen stelle er sich zur Wahl. Persönliche Interessen, etwa an einem Jagdrevier, habe er nicht. Seine Frau allerdings hat einen Begehungsschein für ein Breitenfelder Jagdrevier, das ein Jäger aus Peine gepachtet hat, und das demnächst wieder verpachtet werden wird. Dieses Jagdrevier sei bereits seit 1. April zur Verpachtung überfällig, so Scheffler.

Zur Gemarkung Breitenfeld gehören vier Jagdreviere, eines hat ein Wiepker gepachtet, eines der Mann aus Peine, zwei der Vorsitzende Ulrich Scheffler. Sollte sich morgen ein Vorstand konstituieren, muss sich dieser alsbald damit beschäftigen, ob Jagdreviere künftig nur noch an Jagdgenossen, an jeden Bewerber oder an Höchstbietende verpachtet werden können. In Breitenfeld ist die Jagdpacht mit mehr als sechs Euro je Hektar im Vergleich zu anderen Jagdgenossenschaften recht hoch.

"Ich will aber nicht mehr Vorsitzender sein"

Ulrich Scheffler

Auch Bürgermeister Konrad Fuchs könnte bei der Vorstandswahl mit abstimmen, da der Stadt Gardelegen rund 50 Hektar Fläche in der Gemarkung Breitenfeld gehören. Er kündigte jedoch an, dieses nicht zu tun: "Die Gemeinde sollte bei so etwas nicht das Zünglein an der Waage sein." Ein Grundsatz, dem Ulrich Scheffler zustimmt: Genauso handhabe es beispielsweise auch die BVVG und gewöhnlich auch die Kirche, so der Vorsitzende.

Nicht aber in Breitenfeld, denn Bernd Wießel hatte als Vertreter des Gemeindekirchenrates bei der Februar-Sitzung Stimmen verteilt, denn der Kirchengemeinde gehören auch Flächen. Scheffler wird morgen erneut für den Vorstand kandidieren: "Ich will aber nicht mehr Vorsitzender sein, sondern nur noch eine Wahlperiode den Vorstand begleiten, um die Geschäfte zu übergeben." Eigentlich hätten turnusmäßig 2012 Vorstandswahlen stattfinden sollen, der Vorstand hat jedoch beantragt, dass er noch länger tätig sein darf. Dies war von den Mitgliedern abgelehnt worden - nun gibt es morgen schon die zweite Wahl 2013.

Dass ein Bürgermeister als Notvorstand tätig werde, "ist kein unüblicher Vorgang", sagte Kreisdezernent Hans Thiele auf Anfrage. Die Jagdgenossenschaft sei eine Vereinigung per Gesetz. Sollte kein Vorstand zustande kommen, "ist automatisch der Bürgermeister der Notvorstand". Die Hege und Pflege des Waldes und Wildes sei eine wichtige Aufgabe, betonte Thiele, die entsprechende Verwaltung müsse immer erfolgen.

Neben dem Notvorstand Konrad Fuchs werden heute auch Mitarbeiter der unteren Jagdbehörde des Altmarkkreises Salzwedel bei der Versammlung anwesend sein - und sicherlich besonders genau alle Vollmachten bei der Abgabe anschauen.