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Friedenseiche Fällung nötig? Ipser Eiche wird von Sachverständigen untersucht

Von Elke Weisbach 09.04.2021, 17:20

Ipse

Elf Sensoren, die rund um den Stamm angebracht und mit einem Computer verbunden waren, und ein Hammer – das waren gestern die Werkzeuge des Baumsachverständigen Matthias Glase. Er untersuchte für die Stadt den Zustand der alten Friedenseiche in Ipse mittels der Schalltomographie.

Erst einmal wurde gemessen. Der Stamm der alten Friedenseiche in Ipse, die im Februar dem Tod durch die Kettensäge noch einmal entkommen war (Volksstimme berichtete), hat 20 Zentimeter über dem Erdboden einen Durchmesser von 4,70 Meter und ist 21 Meter hoch. Gewissenhaft notierte Matthias Glase diese Daten. Er kommt aus Flechtingen, ist freiberuflicher Baumsachverständiger und war im Auftrag der Stadt Gardelegen gestern vor Ort, um mittels eines technischen Verfahrens den Zustand des Stammes zu untersuchen. Denn einem Baum sieht man oft nicht sofort an, ob er zum Beispiel im Inneren hohl oder faul und damit am Absterben ist.

Gleich zwei Fachleute vor Ort

Und die Ipser, die bei der zunächst geplanten und nicht angekündigten Fällaktion im Februar in Aufruhr gerieten, zweifeln an, dass der Baum krank ist. Über den Verein Ipse excitare haben sie aus diesem Grund mit Annika Tietz eine eigene Gutachterin ins Boot geholt, die auch schon ein Gutachten nach visueller Kontrolle, wie sie sagte, angefertigt habe. Auch sie war, wie zahlreiche Interessierte aus dem Dorf, Anette Sell vom Fachbereich für Baudienstleistungen der Gardelegener Stadtverwaltung und Dr. Walter Jakel als Kreisvorsitzender des BUND im Altmarkkreis bei der Untersuchung des dicken Stammes gestern mit dabei.

Die angewandte Methode nennt sich Schalltomographie, erläuterte Glase. Dafür hatte er rings um den Stamm Sensoren angebracht, die mit Nägeln in den äußeren Jahrringen steckten und miteinander sowie mit Glases Laptop verbunden waren. Mit einem Hammer klopfte er anschließend behutsam auf einen Sensor, gab also einen Impuls. Die anderen Sensoren ringsum maßen dann die Zeit, die der Schall beziehungsweise der Impuls durch das Stamminnere benötigte.

Zwei Messbereiche unten und oben am Stamm

Dieses wurde an allen Sensoren, die am Stamm angebracht waren, wiederholt, so dass ein dichtes Netz aus Messdaten entstand. Eine Software rechnete die eingehenden Algorithmen dann in bildgebende Daten um, erläuterte Glase. Ist das Holz morsch oder bei einer Höhlung nicht mehr vorhanden, braucht der Impuls nämlich länger als in gesundem Holz. Dieselbe Untersuchung führte Glase auch noch einmal weiter oben am Stamm unter den Zwieseln durch, wo sich der Baum gabelt.

Eine Stellungnahme zum Zustand der Friedenseiche direkt vor Ort erfolgte gestern nicht, denn die Daten müssen erst ausgewertet werden. Das Gutachten werde er der Stadt zukommen lassen, erklärte der Sachverständige schließlich.

Die Überprüfung des Stammbereiches ist auch nur ein Teil der Begutachtung. Das hatte Ottmar Wiesel, Leiter des Fachbereiches Baudienstleistungen, schon im Vorfeld dieses Termins bekannt gegeben.

Begutachtung des Blattaustriebs folgt im Mai

Zusätzlich soll nämlich ab Mai auch noch der Blattaustrieb begutachtet und bewertet werden. Vielleicht war das geringe Laub im vergangenen Jahr die Folge der großen Trockenheit seit 2018.

Die Ipser hoffen natürlich, dass der Stamm nicht groß geschädigt ist und ihre Friedenseiche als dorfbildprägendes Naturdenkmal stehenbleiben kann. Sie wurde, wie Detlev Stimbra gestern vor Ort erzählte, 1904 gepflanzt. Anlass war damals die Gründung des Ipser-Ziepeler Landwehrvereines. „In den Wurzeln liegt eine Zeitkapsel mit der damaligen Festschrift“, berichtete er.