Erste Lesung der Reihe Literatur am Kamin / Club Altmärkischer Autoren zu Gast in Zichtau Feuer, Worte und wunderschöne Töne
Ein knisterndes Feuer, ein Gläschen Wein und belegte Brote, dazu leise Musik, ein gutes Buch... oder auch mehrere. Der erste Literaturabend am Kamin am Freitag im Zichtauer Gut war fast so gemütlich wie ein Herbstabend zu Hause. Nur lesen musste dort niemand selbst.
Zichtau. l Alles begann mit einem falschen Ton. Gitarrist Edgar Kraul zupfte leise die Saiten seiner Gitarre. Liedermacher Thomas Stein schlug dazu einen Akkkord an, hörte aber abrupt wieder auf zu spielen und klemmte hastig einen Kapodaster an den Hals seiner Klampfe. "Das war ungefähr ein halber Ton daneben", entschuldigte sich Kraul. Das Publikum lächelte verständnisvoll. Danebenliegen kann schließlich jeder mal. Das Eis war gebrochen, noch bevor der Abend begann.
Zumal die sechs Künstler mit dem, was dann kam, richtig lagen. Da war kein falscher Ton mehr, sondern wunderschöne Gedichte, Prosa zum Nachdenken und zum Lachen, dazwischen Songs mit Tiefgang, virtuos gespielt und gesungen von Thomas Stein und toll begleitet von Edgar Kraul.
"Seit mehr als 20 Jahren gibt es uns", erzählte Kraul den Gästen im Zichtauer Gut. Der Club Altmärkischer Autoren trifft sich einmal monatlich in Osterburg. "Dort", berichtete Kraul, "werfen wir die Worte hoch und lassen den scharfen Wind der Kritik hindurchwehen. Was dann schwer genug ist, wird veröffentlicht", in Büchern und auf CDs, aber auch an "einem Abend wie diesem hier".
Schwere Kost war es dennoch nicht, die die sechs Altmärker mitgebracht hatten. Eher bunte und herbstliche Liebeslieder, mit und ohne Notenbegleitung, oder Storys mit höchst erstaunlichem Ende. Da war zum Beispiel die Geschichte vom Reh, die Danuta Ahrends geschrieben hatte. Ein Wildunfall mit seltsamen Folgen - solche Unfälle passieren schließlich auch oft im Herbst. Genau so wie Begegnungen mit "einer Spinne am seidenen Faden", die Autorin Helga Albert in einem ihrer Gedichte beschrieb. Nur dass die Osterburgerin diesem Anblick eine ganz andere Bedeutung beimaß: "Auch wir sind angeleint", stellte sie fest. Nur der Wind puste uns Menschen nicht davon.
Der echte Wind und die kühlen Temperaturen des Oktobers blieben am Freitag allerdings draußen. Dafür und für ein wirklich stimmungsvolles Ambiente sorgte das Feuer im Kamin, der der neuen Lesereihe schließlich auch seinen Namen gab. Zudem hatten die Helfer rund um Organisatorin Madeleine Bierlich auch für Wein und Schnittchen gesorgt. Eben fast wie zu Hause.
Dass die Kulturveranstaltungen im Zichtauer Gut schon lange kein Geheimtipp mehr sind, hatte die Zahl der Gäste gezeigt, die sich zur ersten Kaminlesung eingefunden hatten.
Die nächste Lesung ist schon geplant: Am 11. November dreht sich alles um Hildegard von Bingen und "die Heilkunde im Jetzt". Auch dann wird natürlich wieder der Kamin knistern.