Wildbaden Gefährliche Feuer und Müll: Angler klagen über Badegäste
Lagerfeuer, die für Waldbrandgefahr sorgen, Müll und beschmierte Schilder - Gardelegens Angler sind genervt von einigen Badegästen und Vandalen.

Wernitz - Irgendwo zwischen Wut und Resignation bewegt sich Jörg Lebrecht vom Kreisanglerverein Gardelegen, wenn er über seine Erfahrungen mit „Badegästen“ an den Angelseen auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde Gardelegen spricht.
In der nicht gerade gewässerreichen Altmark hatten die Angler jahrelang versucht, ein gemeinsames, vernünftiges Miteinander mit Erholungssuchenden zu erreichen. Sie drückten bei Badenden immer mal ein Auge zu, obwohl zum Beispiel der Wernitzer Kiessee über ihren Landesverband sogar gekauft wurde, also praktisch ihr eigener Grundbesitz ist.

Inzwischen trauen sich die Angler an heißen Wochenenden selbst kaum noch dorthin. „Ich persönlich fahre hier gar nicht mehr her zum Angeln. Das ist mir zu viel Trubel. Ich komme bloß noch her, um meine Freizeit mit Kontrollen zu verdaddeln“, ärgert sich Lebrecht. Seine Angelfreunde aus Mieste und Breitenfeld nehmen die Kontrollen in Wernitz hauptsächlich vor, denn jede Ortsgruppe im Verband kümmert sich um bestimmte Gewässer.
Freibadschließung verschärft die Lage
Mit der Schließung des Freibades in Mieste habe der illegale Besucherstrom stark zugenommen. Lebrecht hat Verständnis für den Wunsch nach Abkühlung, gerade bei Familien. Doch das Baden an den Kiesseen ist verboten – unter anderem um den Fischbesatz und Vögel am Gewässerrand zu schützen, aber auch wegen der Gefahren in den nicht gesicherten Gewässern. Das ist einigen Menschen aber scheinbar egal, sogar mit Quads sei schon in den See gefahren worden. Während sie selbst die Natur genießen, hinterlassen solche Leute die Badestellen häufig in einem unmöglichen Zustand. Kippen, leere Tetrapacks, Bierflaschen, sogar BHs oder Kopfkissen – das alles „dürfen“ die Angler den uneingeladenen Besuchern hinterherräumen. Weisen sie die Badegäste darauf hin, dass diese gegen geltendes Recht verstoßen, müssen sie mit Pöbeleien rechnen, teils wird sogar Gewalt angedroht.
Ähnliches erlebt auch Franko Gäde, dem ein Kiessee bei Sachau gehört. Mit einer überdachten Sitzgruppe hat er es sich dort schön gemacht. Doch meist kann er auf seinem eigenen Grundstück gar keine Ruhe finden. Dabei weisen Schilder und Schranken eindeutig darauf hin, dass es sich hier um ein privates Gewässer handelt, auch ein Zaun schützt das Gelände.
Besonders regte er sich vor einigen Wochen über eine Gruppe Jugendlicher auf, die tatsächlich trotz der großen Trockenheit ein Lagerfeuer vor der Baumreihe am See entfachte.
Lagerfeuer bei Wind und Wärme
„Am Hochwald bei Wärme und Wind ein Feuer zu machen“, über solch gefährlichen Leichtsinn kann Gäde nur den Kopf schütteln. Die Gefahr, einen Waldbrand zu entfachen, besteht allerdings schon bei jenen, die mit dem Auto anreisen und dieses am Waldrand im hohen Gras parken. Und angereist wird auch von weit her: aus dem Ohrekreis, Stendal sogar aus Schönebeck.
„Manche Leute sagen ja, sie wollten nur baden und sehen es dann ein und gehen. Aber es gibt auch Pöbeleien. Wenn hier eine Horde Erwachsener ist, gehe ich gar nicht erst allein hin“, so der resignierte Eigentümer. Die Polizei sei zwar relativ schnell vor Ort, könne aber eben auch nicht nur die Seen bewachen.
Zerstörte Schilder als weiteres Ärgernis
Es seien aber nicht nur Badegäste, die für Ärger sorgen, stellt Jörg Lebrecht klar. Auch manche Angler scheinen weniger Naturfreund zu sein, als es ihr Hobby vermuten lässt. „Bei Anglern ist es aber so, wer zuletzt an der Stelle saß, gilt als Verursacher und muss den Müll beseitigen.“ Da häufig kontrolliert werde – auch weil es seit Corona zunehmend Schwarzangler gibt –, lägen in diesen Fällen aber zumindest die Namen der Verursacher vor, wenn am Abend geangelt wurde und am Morgen der Müll an dieser Stelle liegt.
Ein weiteres Ärgernis für die Angler sind zerstörte oder beschmierte Schilder, wie an der Salmonidenstrecke der Milde sorgt dies dafür, dass unerlaubt an den falschen Stellen geangelt wird, oder der nötige Schein für das Forellenangeln fehlt. Die Kosten für die neuen Schilder sind hoch. Zudem landet Grünschnitt aus den Gartenanlagen an und in der Milde und den Zuläufen – unverständlich für die Angler, die vor lauter anderen Aufgaben kaum noch Zeit haben, ihr Hobby zu genießen.
