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Anwohnerärger Gräben in Letzlingen, die niemand will

Neue Versickerungsgräben für Regenwasser an der Letzlinger Klosterstraße verärgern die Anwohner.

Von Elke Weisbach 18.03.2021, 01:00

Letzlingen l Als einige Anwohner der Letzlinger Klosterstraße vor einigen Tagen aus ihren Häusern blickten, glaubten sie, ihren Augen nicht zu trauen. Denn auf vier der recht breiten Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Gehweg wurden Gräben gezogen – ohne vorherige Ankündigung oder Absprachen im Auftrag der Stadt. Damit soll ein Wasserproblem auf einem Gehweg vor einem Grundstück gelöst werden. Der Ortschaftsrat hatte sich zuvor mit Bitte um Abhilfe an den Fachbereich Baudienstleistungen in der Gardelegener Stadtverwaltung gewandt. Mit dieser Lösungsvariante hatten die Letzlinger allerdings nicht gerechnet.
Vor allem die älteste Anwohnerin im betroffenen Bereich, die bisher trotz ihrer über 80 Jahre immer noch für Ordnung vor ihrem Grundstück sorgt und die Rasenfläche pflegt, ist über die Gräben entsetzt. Sie konnte auch Tage danach über den, in ihren Augen, „Schildbürgerstreich“ nicht fertig werden. Denn auf den Rasenflächen stand noch nie Wasser. Das versickert fast immer sofort. Das machte sie auch gegenüber Ortsbürgermeisterin Regina Lessing deutlich, die sie umgehend anrief, um sich zu beschweren.
Wie Lessing gegenüber der Volksstimme versicherte, habe sie von den Arbeiten, die „zu einem Aufschrei des Entsetzens“ geführt hätten, vorher auch nichts gewusst. Und das sei auch nicht so gelaufen, wie es sich der Ortschaftsrat eigentlich vorgestellt habe. Wie sie zum Hintergrund erläuterte, gab es schon im vergangenen Jahr Hinweise von einem Anwohner, dass sich nach Regengüssen vor seinem Haus das Wasser sammelt, das vom Gehweg zusammenfließt. Vor seiner Haustür befindet sich der absolut tiefste Punkt des Gehwegs. Dazu kommt, dass an dem Haus in den vergangenen 20 Jahren viel gearbeitet worden ist – auch von den Vorbesitzern. Dabei kamen auch schwere Baufahrzeuge zum Einsatz, die den Untergrund immer mehr verdichteten.
Anfang dieses Jahres wurde der Anwohner im Ortschaftsrat noch einmal vorstellig und das Wasserproblem wurde mit der Bitte um Prüfung ins Protokoll aufgenommen. Zudem habe sie Kontakt zum Bauamt aufgenommen, so Lessing. Ein Mitarbeiter sei auch vor Ort gewesen und habe sich die Sache angesehen. „Dann war erst einmal Ruhe“, berichtete die Ortsbürgermeisterin, sodass sie vor Kurzem mit Blick auf die nahenden Frühlingsregengüsse noch einmal im Amt nachgefragt habe. Das Nächste, was sie dann von der Klosterstraße hörte, war der „böse Anruf“ von der Anwohnerin.
„Das ist nicht so gelaufen, wie wir uns das gedacht haben“, so Lessings Fazit. Sie und die Ortsratsmitglieder hatten vielmehr damit gerechnet, dass in den Gehweg ein Versickerungsring oder Ähnliches eingebaut wird, so wie es an der Magdeburger Straße schon zweimal gemacht wurde. Der Graben, und das ist nicht nur die Meinung der Ortsbürgermeisterin, „kann nicht den erwünschten Erfolg bringen. Aus meiner Sicht ist das nicht das Nonplusultra.“ Stattdessen, auch dieser Hinweis kam von den Anwohnern, entstanden durch die Vertiefungen Unfallquellen.
Auch im Fachbereich Baudienstleistungen ist mittlerweile angekommen, dass sich mit den Gräben an der Klosterstraße in Letzlingen niemand anfreunden kann. Allerdings, das machte Leiter Ottmar Wiesel gegenüber der Volksstimme noch einmal deutlich, „bestand seit längerer Zeit, auch unterstützt durch den Ortschaftsrat, der Wunsch nach geeigneten Maßnahmen in diesem Bereich, damit sich dort nicht mehr große Pfützen bilden“ – auch wenn diese innerhalb von zwei bis drei Stunden meist wieder verschwunden seien. Und eine bewährte Methode, Abhilfe bei derartigen Problemen zu schaffen, sei es, innerhalb der Seitenbereiche, die sich als Grünflächen darstellen würden, Versickerungsmulden anzulegen.
Die dienen bei Starkregen für die größeren Wassermassen als Stauraum und ermöglichen eine allmähliche Versickerung. Diese an der Klosterstraße anzulegen, war kein Problem, da der Seitenbereich bis zu zehn Meter breit ist. Das wurde laut Wiesel in der letzten Zeit auch erfolgreich in Kloster Neuendorf und in Miesterhorst realisiert. Auch entlang der Hauptdurchfahrtsstraße Letzlingen, der Magdeburger Straße, befinden sich im Seitenbereich seit vielen Jahren Regenauffang- und Versickerungsmulden.
„Allein von den Anwohnern der Klosterstraße im neuen Muldenbereich wird jetzt unmittelbar eine Gefahr für Radfahrer und Kinder gesehen, die von den neuen Versickerungsmulden ausgehen soll“, so der Fachbereichsleiter. Dieser Umstand führt nun dazu, dass „in den nächsten Tagen über die weitere Verfahrensweise an der Stelle nochmals verhandelt und entschieden werden“ soll. Inwieweit die neuen Mulden vor Ort erhalten bleiben können, und ob noch weitere Maßnahmen zur Lösung der Pfützenproblematik erforderlich und möglich sind, wird sich durch die weiteren Gespräche ergeben.