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Gymnasium Eine Schulleiterin in Quarantäne

Viele Gardelegener Gymnasiasten sind in Quarantäne. Auch die Schulleitung. Ruhige Zeiten also für diese? Mitnichten!

Von Stefanie Brandt 19.11.2020, 19:24

Gardelegen l „Ausruhen kann ich mich jedenfalls nicht. Ich bin ja nicht krank, sondern im Homeoffice“, stellt Schulleiterin Steffi Ros klar.

Am Sonnabendmittag erhielt sie die Info, dass nach einem zweiten Corona-Fall am Gymnasium 23 Lehrer, 128 Schüler, die gesamte Schulleitung und zwei Sekretärinnen in Quarantäne müssen (Volksstimme berichtete). Die Entscheidung über die Organisation der Schulwoche wurde danach in Absprache mit dem Landesschulamt getroffen. „Meinen Vorschlag, zumindest die fünften Klassen vor Ort zu unterrichten, damit keine elterliche Betreuung notwendig wird, hat mein Vorgesetzter unterstützt“, berichtet die Schulleiterin.

Einfach war die Umsetzung allerdings nicht zu organisieren. Teilweise fehlen die Fachlehrer, so dass ein Sonderstundenplan erstellt werden musste. Ros: „Daran habe ich den gesamten Sonntag gesessen, weil alles von Hand gebastelt werden musste, da ich zu Hause keinen Zugriff auf das Stundenplanprogramm habe.“ Bei der Planung musste beachtet werden, welche Lehrer da sind und welche davon für die Klausuren benötigt werden. Ein weiteres Problem ist, dass das Gymnasium offiziell zwar 60 Lehrer hat, ein Teil aber Referendare sind. Die sind montags generell nicht da, außerdem haben drei von ihnen zusammen nur so viele Stunden wie ein Lehrer. Andere Lehrer stehen ohnehin nur stundenweise zur Verfügung.

Auf den stressigen Sonntag folgte der „normale“ Quarantäne-Alltag. Täglich wird abgeklärt, welche weiteren krankheitsbedingten Ausfälle es vielleicht gibt, Vertretungen werden geplant. „Danach habe ich heute die Liste der E-Mail­-Adressen überarbeitet, dann gab es eine Online-Konferenz der Schulleitung. Am Nachmittag musste ich meinen Kursen der elften und zwölften Klassen Aufgaben geben und noch zwei Sätze Klausuren durchgehen“, gewährt Ros Einblick in ihren Tag.

Insgesamt ist das Gymnasium auf die Situation dennoch besser vorbereitet, als noch im Frühjahr. Nach dem Erlass des Landes für den Distanzunterricht wurde ein Konzept erstellt. Dass nun E-Mail-Adressen der Schüler beziehungsweise Eltern vorliegen, erleichtere die Kommunikation erheblich, so Ros.

Trotzdem hakt der Fortschritt noch an einigen Stellen. So wurden der Schule 60 bis 70 Laptops für sozialschwache Schüler zugesagt, bisher ist aber keiner angekommen. Eigentlich sollten auch die Lehrer mit Technik ausgestattet werden. Davon ist die Schulleiterin weniger begeistert: „Natürlich ist es nicht in Ordnung, dass wir unsere privaten Rechner nutzen müssen, aber inzwischen hat jeder Lehrer einen. Wenn wir jetzt ein günstiges Gerät vom Land bekommen, wird das doch nicht genutzt. Sinnvoller wäre es da, die Eigenanschaffungen zu fördern.“ Im Rahmen des Digitalpaktes gab es auch eine Zusage für weitere Schultechnik, wie zum Beispiel Beamer. „Noch haben wir die nicht erhalten, aber in der aktuellen Situation wäre das ja auch keine Hilfe“, weiß Ros. Und was ist mit der Lehrplattform Moodle? „Leider haben wir die Vollversion noch nicht. Die wird erst freigeschaltet, wenn genug Kollegen eine Schulung hatten. Unmittelbar vor Corona hatten wir uns dafür angemeldet, aber wegen Corona sind die Schulungen ausgefallen.“ Die Bitte der Gardelegener, sie dennoch freizuschalten, wurde abgelehnt. „Das verstehe ich, man möchte nicht, dass Moodle abgelehnt wird, nur weil man damit vielleicht nicht richtig umgehen kann“, meint Ros. Die Schulung soll jetzt im Dezember stattfinden – fraglich, ob das klappt.

Um das Risiko einer Schulschließung zu minimieren, plädiert die Schulleiterin künftig für einen Wechselbetrieb alle zwei Tage. „Es hätte den Vorteil, dass auch die Lehrer Abstand halten können. In einer Klasse mit 30 Schülern ist das gar nicht möglich. Das kann Leben kosten. Wenn nur die Hälfte da ist, kann man auf Distanz gehen. Dass wir bisher keinen schwer erkrankten Kollegen haben, ist Glück.“ Auch für die Eltern hätte der Wechselbetrieb Vorteile. Es müssten keine Aufgaben aus dem Internet gezogen werden, und im Falle eines positiven Tests müsste nur die halbe Klasse in Quarantäne.