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Holocaust Was die Alliierten an der Feldscheune fanden

Dokumente eines Massakers: Eine Ausstellung im Gardeleger Rathaussaal zeigt Fotos der Feldscheune Isenschnibbe.

Von Petra Hartmann 16.04.2018, 03:00

Gardelegen l Als amerikanische Soldaten am 15. April vor 73 Jahren die ausgebrannte Feldscheune Isenschnibbe erreichten, bot sich ihnen ein grauenhaftes Bild. Die Spuren des Massakers, die Leichen der von den Nazis zwei Tage zuvor ermordeten KZ-Häftlinge. All dies haben die US-Streitkräfte dokumentiert, festgehalten auf Film und Foto.

„Gardelegen im Blick der alliierten Befreier“ lautet der Titel einer Ausstellung, die am Freitagabend, am Jahrestag des Massakers in der Feldscheune, eröffnet wurde. Die historischen Aufnahmen zeigen, was die Soldaten vorfanden, Trümmer, die Toten, eilig vergraben, versteckt, viele offen daliegend, verbrannt, noch rauchend.

Aber auch Bilder der Gardeleger Bevölkerung sind zu sehen, die unter der Aufsicht der Soldaten die Toten bergen und bestatten mussten. Ein Zug von Männern mit schwarzen Zylindern und in ihren besten Kleidern, ein Gottesdienst, umgeben von einer Mauer aus Menschen aus den umliegenden Dörfern, die Zeugen der Bestattung sein sollten, dann ein schier endloses Feld von hellen Kreuzen.

Die sechs Schautafeln mit den Fotografien und erklärenden Texten wurden von der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora erstellt. Aus dem Konzentrationslager bei Nordhausen stammten viele der in Gardelegen ermordeten Häftlinge.

Bereits im Jahr 2010 war die Ausstellung in Gardelegen zu sehen gewesen. Damals nur mit geringer Besucherzahl, „nur eine Handvoll Aufrechter“, wie Torsten Hess, wissenschaftlicher Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte, sich in seinen einleitenden Worten erinnerte. Doch am Freitagabend waren mehr als 50 Besucher gekommen, um die Bilder zu sehen.

Ein wenig „komisch“ sei es ihm schon zumute, sagte Hess, wenn er in Gardelegen stehe und die Gebäude anschaue, die Architektur, die er von diesen alten Bildern kenne. Genau zu dieser Stunde sei es gewesen, in der man draußen auf dem Pflaster die Holzschuhe hätte klappern hören, auf dem Todesmarsch zur Feldscheune. Ihr Weg, den in Gardelegen die weißen Gedenksteine mit dem roten Dreieck markieren, hatte direkt am Rathaus vorbei geführt.

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. April im Gardeleger Ratssaal zu sehen. Das Rathaus ist Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr geöffnet, zusätzlich am Dienstag von 13 bis 17 Uhr und am Donnerstag von 13 bis 16 Uhr.