1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. 1843 in Miesterhorst: Brandstifter waren zugange

Jubiläum 1843 in Miesterhorst: Brandstifter waren zugange

Die Freiwillige Feuerwehr Miesterhorst wird 90. Am 29. Mai 1929 wurde sie auf Betreiben des Bauern Hermann Tippe gegründet.

Von Elke Weisbach 09.08.2019, 00:00

Miesterhorst l „1843 hat es eine Woche lang jeden Mittag gebrannt, es waren nur Ställe in der Breiten Straße. Brandstifter soll ein Mädchen oder ein Zimmermann gewesen sein. Beide suchten zu dieser Zeit Arbeit. So wurden in Folge folgende fahrbare Feuerspritzen angeschafft: 1. Pferdegespannte Handdruckspritze, Baujahr 1985/1890; 2. Handgezogene Feuerspritzen, Baujahr 1889, die bis ca. 1936 in Betrieb waren.“ Das ist über die Anfänge der Brandbekämpfung im Drömlingsdorf in der Miesterhorster Dorfchronik nachzulesen, die Adolf Schulz verfasst hat. Darin steht weiterhin, dass 1928 der Postbau mit drei Wohnungen erfolgte. Zudem wurde ein Gerätehaus für die Feuerwehr und der Anbau für wandernde Handwerksburschen errichtet.

Das alte Spritzenhaus, das 1811 erbaut worden war, wurde dafür abgerissen und der Torbalken für das neue Gerätehaus verwendet. Auf Betreiben des Bauern Hermann erfolgte dann am 29. Mai 1929 die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Miesterhorst. Mit dabei waren laut Chronik Adolf Schulz, C.W. Trühe, Wilhelm Tippe, Adolf Könecke, Adolf Schulz, Richard Bartels, Adolf Zerling, Adolf Kampe, Gustav Hellert, Adolf Gericke, Fritz Schmidt, Hermann König, Fritz König, Otto Schulz und Christoph Fehse. Da damals auch ein Reitverein im Dorf bestand, in dem die Söhne der großen Bauern Mitglied waren, war die Feuerwehr für die Mittel- und Kleinbauern sowie deren Knechte Pflicht, um bei Feuer die Löscharbeiten zu übernehmen.

Auch wie damals gelöscht wurde, ist in der Chronik nachzulesen: „Bei Ausbruch eines Feuers mußten sich alle am Spritzenhaus einfinden, und die Löschgeräte wurden ausgegeben. Drei Bauern (wie im Auszug aus der Dorfchronik besagt) hatten die Spritze und zwei Wasserwagen zu bespannen und mit Wasser zu füllen. Dies geschah teils aus eigenen Brunnen oder aus dem Dorfteich. Um Wasser aus dem Dorfteich zu bekommen, wurden die Jauchewagen soweit rückwärts in den Teich gefahren, daß sie von allen Seiten gefüllt werden konnten. Wer als Erster mit Wasser an der Brandstelle war, bekam eine Prämie von etwa 5 Mark. Inzwischen war die Spritze bespannt und mit der Löschmannschaft besetzt. An der ehemaligen Scheune von Hermann Schulz hing an der Straßenseite eine lange Leiter für die Feuerwehr, diese wurde ebenfalls zum Feuer gebracht.“

1934 wurde die Bezirksfeuerwehr gegründet, der auch Miesterhorst angehörte, 1936 das erste Löschfahrzeug angeschafft. Es war ein Mercedes Benz mit TS 4-Spritze, das bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Einsatz war. Danach ist es verschwunden. „Leider kann oder will niemand über den Verbleib Auskunft geben“, heißt es dazu in der Chronik. Bis zur Anschaffung eines neuen Fahrzeugs 1961 – ein Tragkraftspritzenanhänger TSA mit leistungsstarker Spritze (800 Liter Förderleistung) – mussten wieder die pferdebespannte Spritze und die Handkarrenspritze benutzt werden. Ab 1961 übernahmen die LPG Pflanzen- und die LPG Tierproduktion im wöchentlichen Wechsel den Vorspanndienst.

1970 traten mit Renate Zander und Lore Kulina die ersten Frauen in die Feuerwehr ein, 1975 folgte Marion Träger und 1976 Gudrun Heinrichs. Bis Mai 1982 waren es zehn Kameradinnen. 1979 wurde die Gruppe „Junge Brandschutzhelfer“ gegründet, aus der 1990 die Jugendwehr hervorging. Mittlerweile gibt es eine starke Kinderfeuerwehr zur Nachwuchsförderung. 1993 erfolgte die Neugründung der Schalmeienkapelle in Obhut der Feuerwehr. Auch technisch rüstete die Feuerwehr vor allem nach der Wende auf. Die jüngste Neuerwerbung war 2014 das Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug HLF 20/20. Bereits im Jahr 2000 erfolgte die Vergrößerung des Gerätehauses. Dabei wurde ein verzierter Balken mit eingebaut. Auf diesem steht: „Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“ – ein immer gültiger Leitspruch.