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Jubiläum Eine BMW für Kalbes Retter

130 Jahre Feuerwehr Kalbe. Für die Kameraden gab es ein besonderes Geschenk vom Kreiskatastrophenschutz - mit Funk und Blaulicht.

Von Cornelia Ahlfeld 17.06.2019, 06:00

Kalbe l Plötzlich brummte es laut im Festzelt und ein Raunen ging durch die Gästereihen: Mit Blaulicht kam ein schmuckes Motorrad langsam aufs Präsidium zu. Und am Steuer saß Michael Nikolaus. Dieses beeindruckende Fahrzeug wird künftig zum Fuhrpark der Kalbenser Feuerwehr gehören – quasi ein Geschenk des Landes und des Kreises. Das Innenministerium hatte im 2018 17 Fahrzeuge des Typs BMW zur Unterstützung der Führungsstaffel der Fachdienste im Katastrophenschutz angeschafft und den Landkreisen zur Verfügung gestellt. Und da die Kalbenser Wehr zu den Schwerpunktfeuerwehren mit ABC-Zug, der B 71, Landesstraßen und vielen Unternehmen gehört, soll die Einsatztechnik in Kalbe stationiert werden, wie Landrat Michael Ziche in seiner Ansprache betonte.

Doch zuvor blickte Ortswehrleiter Ramon Rulff auf 130 Jahre Feuerwehr Kalbe zurück (Auszüge Beitrag rechts). Allerdings habe sich das Aufgabengebiet vor allem nach der Wende grundlegend verändert. „Der erste Verkehrsunfall, zu dem wir gerufen worden waren, war 1990 inmitten des politischen Umbruchs“, erinnerte Rulff. Damals war ein Triebwagen mit einem Pkw am Bahnübergang Neuendorf zusammengestoßen. Der Fahrer des Pkw war in seinem Fahrzeug eingeklemmt. „Die Kameraden wurden allerdings nur telefonisch zu diesem Einsatz alarmiert, weil man vermeiden wollte, dass durch diesen Unfall zu viel Aufsehen erregt wird“, wusste Rulff. Denn es habe sich um ein Pkw-West-Modell gehandelt. Und die Wehr habe zur damaligen Zeit auch keine Ausrüstung für diese technische Hilfeleistung gehabt. „Kurzerhand wurden alle Kameraden am Telefon darauf hingewiesen, Hammer und Meißel mitzubringen. So wurde dann der erste Mercedes im Osten mit Hammer und Meißel geöffnet“, erzählte Rulff.

Heute sei das natürlich alles ganz anders. Die Wehren werden stetig vor wechselnden und zunehmend komplexeren Aufgaben gestellt – Unwettereinsätze, ABC-Einsätze, Wald- und Flächenbrände. Von 75 Einsätzen in 43 Jahren sei die Zahl der Einsätze für die Kameraden auf 403 in den vergangenen 10 Jahren gestiegen. Trotz der teilweise großen Gefahren habe aber in den 130 Jahren Feuerwehr Kalbe nie ein Kamerad im Einsatz zurückgelassen werden müssen. Die Kalbenser Wehr habe immer auch das gesellschaftliche Leben in Kalbe mitgestaltet. Ganz besonders stolz könne man auf die Nachwuchsabteilung sein. Die Kalbenser Wehr sei 1989 mit 35 Mitgliedern gestartet. Aktuell seien es 148 Mitglieder, darunter 75 aktive Einsatzkräfte an vier Standorten, denn zur Kalbenser Wehr gehören auch die Löschgruppen Bühne, Karritz-Neuendorf und Vahrholz.

Lob und Dank äußerten auch die Gäste in ihren Grußworten für das hohe Ehrenamt Feuerwehr. Nach der Übergabe der BMW äußerte Landrat Ziche die Hoffnung, dass es für die Kalbenser Wehr bald noch ein größeres Geschenk geben wird, nämlich die Bewilligung des Fördermittelantrages für den geplanten Neubau des Kalbenser Gerätehauses nahe der Feldstraße. Auch Ziche ging auf das veränderte Aufgabengebiet der Wehren ein. Die 139 Wehren im Kreis seien im vorigen Jahr zu 838 Ereignissen gerufen worden. Darunter waren „nur“ 240 Klein- und Großbrände. „Neue Gefahrenpotentiale, wie Unfälle, Unwetter und Havarien stellen auch neue Herausforderungen dar“, betonte Ziche.

„Hätte ich heute einen Hut auf, ich würde ihn stellvertretend für meine Amtsvorgänger aus Respekt vor diesen Leistungen von Generationen an Feuerwehrleuten hier in Kalbe ziehen“, betonte Bürgermeister Karsten Ruth. Es sei ein sehr beruhigendes Gefühl, sein Wohl und Wehe im Hinblick auf private und gewerbliche Werte in den Händen so vieler engagierter und qualifizierter Feuerwehrangehöriger zu wissen. „Als Bürgermeister fühle ich mich gut gewappnet, weil ich eine Feuerwehr in sehr vielen Einsatzszenarien wahrnehme, die trotz ihres freiwilligen Charakters eine beachtenswerte Professionalität in ihrem Geschäft an den Tag legt“, so Ruth. Von nicht minderer Bedeutung sei die Tätigkeit der Wehr als sozialer Aktivposten im Gemeindeleben. „Als Netzwerker belebt ihr das Vereinsleben in Kalbe“, betonte Ruth.

Weitere Grußworte gab es von Katrin Vagel, Referentin für Brandschutz im Innenministerium, und vom Gardeleger Stadtwehrleiter Sven Rasch. Es folgten Ehrungen. Danach wurde das große Festtagsbüfett eröffnet. Nach einer sportlichen Tanzshow wurde dann bis in den späten Abend hinein gefeiert.