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Biogas Keine Pläne für Hähnchenmast

Laut Beschlussvorlage geht es nur darum, die bestehende Biogasanlage in Schenkenhorst zu sichern. Von verschiedenen Seiten gibt es Zweifel.

Von Elke Weisbach 02.09.2020, 05:00

Schenkenhorst l Wenn es um die bestehende Biogasanlage an ihrem Ortsrand in Richtung Klein Engersen geht, werden die Schenkenhorster hellhörig und sind alarmiert. Denn die Anlage steht in engem Zusammenhang mit dem ehemaligen Plan, für die Nutzung der anfallenden Wärme eine Hähnchenmastanlage zu bauen. Zunächst für 39 900 Tiere. Gegen dieses Vorhaben gab es keinerlei Widerstand. Der kam auf, als vom Unternehmen eine Erweiterung der Anlage auf nunmehr 173 000 Tiere beantragt wurde. Die BUND-Ortsgruppe Schenkenhorst, die sich 2012 gegründet hat, klagte. Eine endgültige Entscheidung gibt es immer noch nicht, auch wenn weder die damals involvierte Betreiberfirma aus Niedersachsen noch die örtliche GbR noch existieren.

Aus diesem Grund bleiben die Schenkenhorster vorsichtig und skeptisch, auch wenn Jürgen Uebel von der Firma Envitec aus Brandenburg, die die Biogasanlage vor vier Jahren erworben hat und seitdem betreibt, während der Ortschaftsratssitzung vergangene Woche deutlich machte, dass es keine Pläne für einen Puten- oder Hähnchenmastbetrieb gebe. Es gehe darum, die Biogasanlage weiter betreiben zu können, „da uns der Landwirt abhanden gekommen ist“. Denn Landwirte können Biogasanlagen auf ihren Flächen privilegiert errichten. Eine auswärtige Firma benötige für die Betreibung einen Bebauungsplan. Dieser sei eine formale Sache, um den Bestand zu sichern.

Das wiederholte Jürgen Uebel auch am Montagabend während der Bauausschusssitzung im Gardelegener Gerätehaus noch einmal, nachdem Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher noch einmal explizit nachgefragt hatte. Es gebe Gerede, sagte sie, dass durch möglichen Eigentums-erwerb nicht doch noch eine Puten- oder Hähnchenmastanlage hinten dran komme. Und dass sie nicht alles glaube, was gesagt werde, liege daran, dass „ich keine Pastorin bin, sondern Juristin“, so Schumacher.

Dass die Firma die Fläche, wo einmal die Mastanlage geplant war, erworben hat, bestätigte Uebel. Allerdings sei noch nicht alles komplett abgewickelt. Die Fläche solle dann, so erklärte er, für weiteren Maisanbau genutzt werden. Die Idee seines Projektberaters, in einer Verpflichtung schriftlich festzuhalten, dass der Inhaber keine Hähnchenmastanlage plant, lehnte er allerdings ab: „Wir können uns zu nichts verpflichten.“ Dennoch betonte er noch einmal: „Wir haben mit den Hähnchen nichts zu tun.“ Zudem seien alle Firmen von damals in Konkurs. Es sei nur die Anlage übernommen worden, so wie sie stehe.

Einer, der dem Ganzen keinen Glauben schenkt und davon redet, dass „die Trixerei keine Ende nimmt“, ist Walter Jakel, der Vorsitzende des Kreisgruppe des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland), der als interessierter Bürger an der Ausschusssitzung teilnahm. Und er machte im Anschluss deutlich, dass der BUND „die Vorhaben zum Wohle unserer Stadt weiter kritisch begleiten wird, um Umweltschäden zu vermeiden“.

Am Ende stimmte der Bauausschuss am Montag einmütig für die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Die Abstimmung im Ortschaftsrat war mehrheitlich erfolgt. Das letzte Wort zum Thema hat der Stadtrat.