Krötenwanderung Gravierender Einschnitt

Die Bilanz der Krötenwanderung 2019 zeigt im Bereich Gardelegen einen hohen Rückgang bei Kröten, Fröschen und Molchen.

Von Cornelia Ahlfeld 30.04.2019, 04:00

Gardelegen l 150 Meter lang war der Krötenzaun am Ortseingang von Zichtau. Dazu war die gesamte Wasserfläche des Zichtauer Waldbades eingezäunt. Mehr als sonst in den Jahren. Aber das brachte nicht ein Mehr an Kröten, die auf ihrem Weg zum Laichgewässer, dem Schlossteich im Zichtauer Gutspark, sicher über die Hauptstraße gebracht wurden. Ganz im Gegenteil. „Wir haben einen erschreckend hohen Rückgang“, zog Dagmar Bauer, in der Stadtverwaltung unter anderem für Grünanlagen zuständig, Bilanz. Am 26. Februar wurden die Zäune aufgebaut und am 15. April mit dem Ende der Laichwanderung wieder abgebaut. 1311 Kröten verschiedener Arten, 65 Frösche und 207 Molche wurden gezählt. Im Vorjahr waren es noch 1829 Kröten, 178 Frösche und 369 Molche. „Wir vermuten, dass der Klimawandel eine Ursache dafür ist“, meinte Bauer. Die monatelange Dürre aus 2018 und ein milder Winter hätten offenbar deutliche Auswirkungen auf die Populationen.

Die Stadt betreut seit Jahren mit ihren Mitarbeitern die Krötenzaunaktion in Zichtau. In diesem Jahr waren die Schwimmmeisterinnen Nadine Beier vom Zichtauer Waldbad und Kristin Kruck vom Erlebnisbad Zienau im Einsatz. In der Regel wurden die Zäune zweimal am Tag abgesucht. Es habe aber schon Jahre gegeben, wo zusätzlich mittags abgesucht werden musste. „Wir hatten manchmal 400 Kröten am Tag. In diesem Jahr dagegen war ein dritter Suchgang nicht nötig“, so Dagmar Bauer. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich auch bei anderen Krötenzaunaktionen. Gerade einmal 1385 Kröten sammelten die Mitarbeiter der ABS Drömling am Krötenzaun im Bereich Lindenthal ein. Im Jahr 2017 waren es noch 2359 Kröten und im vorigen Jahr, 2018, sogar 2477. „Aufgrund der Witterung sind es bedeutend weniger geworden“, fasste Dorothea Wilhelm, Mitarbeiterin der ABS Drömling GmbH, zusammen, „es ist ein gravierender Einschnitt.“

Seit dem Jahr 2000 werden von Dorothea Wilhelm die Kröten am Krötenzaun bei Lindenthal erfasst. So wenige, wie in diesem Jahr, waren es bisher nie. Für dieses Jahr ist der Krötenzaun bereits abgebaut worden. Die erste Kröte war dort am 7. März im Eimer gelandet, die letzte am 8. April. Die rückläufige Tendenz an Amphibien in diesem Jahr fiel auch den Mitarbeitern der Naturparkverwaltung Drömling auf. Sabine Wieter, im Naturpark verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit, spricht sogar davon, dass in ganz Deutschland die Zahlen rückläufig seien. Das habe sie in einer Fachzeitschrift gelesen. Und die Praxis bestätigt ihr dies. 250 Meter lang ist der Krötenzaun bei Mieste, den die Mitarbeiter der Naturparkverwaltung Drömling betreuen. Fünf bis sechs Wochen war dieser Zaun aufgebaut. „Es waren über den gesamten Zeitraum nur etwa 100 Tiere, darunter Erdkröten, Moor- und Grünfrösche und einzelne Knoblauchfrösche, aber keine Molche“, so Wieter. In anderen Jahren waren 100 Tiere die Zahl, die an einem Tag bei der Kontrolle der Krötenwanderzäune eingesammelt worden waren.

Die rückläufige Tendenz konnte in der Naturparkverwaltung bereits seit einigen Jahren beobachtet werden. So wurde vor fünf Jahren der Krötenwanderzaun zwischen Mieste und Lenz um knapp einen Kilometer verkürzt. Landeten in den Anfangsjahren sogar mehr als 1000 Tiere im Eimer, waren es später nur noch einige Hundert, so Wieter. Einen so starken Rücklauf wie 2019 sei aber bislang nicht zu verzeichnen gewesen.