Nadine Giesecke fand über Programm des Jobcenters und des Altmarkkreises neue Anstellung Mit "Klebeeffekt" zur neuen Arbeitsstelle
33 junge Frauen und Männer aus dem Altmarkkreis vermittelte Familienintegrationscoach Karla Görges im vergangenen Jahr in Beschäftigungsverhältnisse. Das Programm "Familien stärken, Perspektiven eröffnen" richtet sich an junge Familien und Alleinerziehende, die SGB-II-Leistungen erhalten.
Gardelegen l Ihre ersten Bewerbungen schrieb sie noch in der Elternzeit, doch eine Stelle fand Nadine Giesecke dabei nicht. Die gelernte Einzelhandelskauffrau ist alleinerziehende Mutter. Töchterchen Hanna ist zwei Jahre alt. Seit 1. Juni hat sie nun wieder eine Arbeit - über das Programm "Familien stärken, Perspektiven" eröffnen" des Altmarkkreises Salzwedel und des Jobcenters. Die Weteritzerin arbeitet 20 Stunden in der Woche in einem Schuhladen in der Gardeleger Innenstadt, gefördert mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds.
Familienintegrationscoach Karla Görges, die vor einem Jahr ihre Arbeit als Vermittlerin, Beraterin und Koordinatorin beim Altmarkkreis Salzwedel aufnahm, half Giesecke bei der Suche. Inzwischen sind 33 Altmärker, vorwiegend alleinerziehende junge Mütter, im gesamten Altmarkkreis über das Programm in Beschäftigung. Rund 200 Personen aus der ganzen Altmark kommen dafür in Frage. Denn es geht vor allem darum, junge Familien oder Alleinerziehende, die bereits SGB-II-Leistungen erhalten, zu vermitteln.
Förderung nur von zusätzlichen Stellen
Für elf Monate werden den Unternehmen dabei Lohnausgaben für die zusätzlich geschaffenen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze bezahlt. Bei einer Vollzeitbeschäftigung gibt es maximal 1440 Euro. Görges betonte: "Es geht nur um zusätzlich geschaffene Stellen." Ihre Klienten vermittelte sie in Klötze, Gardelegen, Jävenitz, Salzwedel, Arendsee und Diesdorf in Handwerksbetriebe, in Seniorenheime und im Bereich Verkauf.
Nadine Giesecke hat ideale Voraussetzungen
Landrat Michael Ziche lobte gestern die gute Zusammenarbeit zwischen Jugendamt, Jobcenter und Familienintegrationscoach. Denn das Programm, das mit 30 Millionen Euro gefördert wird, sei ein großer Erfolg, um "junge Frauen und Männer zu vermitteln, für die es auf dem ersten Arbeitsmarkt ganz schwierig ist". Es werde auf Klebeeffekte gehofft, so dass sich am Ende im Idealfall Übernahmen in Beschäftigungsverhältnisse ergeben, so Ziche. Görges betonte, dass bei weitem nicht alle so ideale Voraussetzungen vorweisen könnten wie Nadine Giesecke.
Nach dem Schulabschluss in Gardelegen lernte die 27-Jährige den Beruf der Einzelhandelskauffrau in Lüneburg und arbeitete vor ihrer Elternzeit in Wolmirstedt. "Manche sind Ausbildungsabbrecher oder haben gar keine Schulabschlüsse", so Görges.
Wie viele von den 33 Integrierten nach Ablauf der elf Monate auch weiter einer Beschäftigung in ihren Betrieben nachgehen werden, konnte Görges gestern nicht sagen. Allerdings gebe es etwa Fälle, wo sich Arbeitgeber bereits positiv geäußert hätten und "beispielsweise demjenigen eine richtige Berufsausbildung ermöglichen wollen".
"Wieder pünktlich zur Arbeit zu kommen"
Görges steht ständig in Kontakt mit den Arbeitgebern und den jungen Arbeitnehmern, damit Probleme rechtzeitig erkannt und Abbrüche möglichst vermieden werden. "Für viele ist es ein Sprung ins kalte Wasser. Morgens pünktlich aufzustehen, wieder pünktlich zur Arbeit zu kommen, danach die Kinder versorgen, den Einkauf erledigen und die Wohnung sauber halten", so Familiencoach Görges.
Bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, lernen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei einem 14-tägigen Probearbeiten kennen. "Dieses Programm ist eine Chance, das ist alles freiwillig. Da wird niemand zu gezwungen", so Görges. Nicht nur in Unternehmen können sich die jungen Erwachsenen erproben, sondern auch bei gemeinwohlorientierten Tätigkeiten.
Karla Görges und Anja Gernt, die seit vier Wochen ebenfalls als Familienintegrationscoach tätig ist, kommen zu den Familien nach Hause, führen Bewerbungsgespräche, sprechen potenzielle Arbeitgeber an. So war es auch bei Volker Taubenheim, Inhaber von Prima-Schuh, der Filialen in Tangerhütte, Tangermünde, Seehausen und Gardelegen leitet. Dass er sich dafür entschied, Nadine Giesecke einzustellen, hängt damit zusammen, "dass wir irgendwann auch Personal brauchen. Ich bin mit der Jüngste in unserem Unternehmen. Die Demographie merken wir auch." In seiner Filiale in Seehausen hatte eine junge Frau über dieses Förderprogramm gestern ebenfalls ihren ersten Arbeitstag.