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Molkerei In der LIW-Küche wird Käse gemacht

Vom Bio-Bauernhof zur Molkerei. Diesen Schritt sind Linda Becker und Tilmann Dreysse gegangen.

Von Doreen Schulze 24.02.2019, 05:00

Gardelegen l Würzig schmeckt er, der Käse aus der Molkerei Bauer Freigeist, eine Prise Pfeffer schwingt mit. Die leichte Schärfe kommt aber vom Koriander. Schnittkäse mit Koriander, aber auch mit Kümmel und weiteren Gewürzen bieten Linda Becker und Tilmann Dreysse, beide studierte Landwirte, ab sofort auf dem Gelände des Gardeleger Jugendförderungszentrums (JFZ) an. Dort befindet sich die Molkerei, dort gibt es auch Weich- und Hartkäse. Im Verkaufsraum liegt würziger Käseduft in der Luft. Und wer sehen möchte, wo der Käse produziert wird, den führt Dreysse durch die Molkerei. Zumindest war dies am Donnerstag beim Tag der offenen Tür so. Wegen der Hygienevorschriften dürfen Unbefugte die Molkerei danach nicht mehr betreten.

Die frisch gemolkene Milch wird morgens vom Bio-Bauernhof Becker in Wiepke, dem Hof der Eltern Linda Beckers, geliefert, denn „Landwirtschaft und Verarbeitung muss räumlich getrennt sein, wegen der Hygiene“, erklärt Becker. In der Molkerei in Gardelegen wird diese Milch dann verarbeitet. Zunächst kommt sie in den Käsekessel, wo sie auf die Temperatur erhitzt wird, die sie auch im Magen eines Kalbes annimmt. „Unter Zusatz von Lab und Käsereikulturen entsteht eine Art Wackelpudding“, beschreibt Dreysse. Dieser wird zu Käsebruch geschnitten. In der Käsewanne wird die Feuchtigkeit, die Molke, herausgepresst. Anschließend wird der Käse für einen Tag in ein Salzbad gelegt, „das braucht viel Fingerspitzengefühl“. Danach erfolgt der Reifeprozess. „Das dauert zwischen zwei Wochen und zwölf Monate“, berichtet Dreysse, „je nachdem, welchen Käse man herstellen möchte.“ Ein Hartkäse braucht die volle Reifezeit, Weichkäse, wie zum Beispiel Camembert, braucht nur zwei Wochen.

Die Molkerei Bauer Freigeist bietet alle diese Käsesorten an. „Bei uns gibt es Camembert, Schnittkäse mit Koriander, Kümmel, Senf oder Hornklee und Hartkäse.“ Und darüber hinaus gibt es auch Bauernquark und Joghurt. Beliefert werden auch Bioläden in Magdeburg, Quedlinburg und Halberstadt, und weitere sollen hinzu kommen. Und auch im Hofladen in Wiepke wird es Käse geben.

Auf dem Hof in Wiepke gibt es derzeit 300 Kühe. Im Jahr werden rund drei Millionen Liter Milch produziert. Einen Bruchteil davon nutzt Linda Becker für ihre Molkerei. „Mir steht eine kleine Herde zur Verfügung. Im Moment sind wir noch am Ausprobieren, wieviel wir herstellen. So komme ich derzeit gerade mal auf 500 Liter in der Woche“.

Zum Käsemachen ist sie über die Landwirtschaft gekommen. „Die Käserei ist in der Landwirtschaft angesiedelt. Es gibt keinen Ausbildungsberuf zu diesem Handwerk.“

Eine große Hürde war es, geeignete Räume zu finden. Mit der ehemaligen LIW-Küche ist diese genommen. Die Räume sind vom Gardeleger Jugendförderungszentrum gemietet. Seit Oktober bereiten Becker und Dreysse die Molkerei vor.

Aber warum der Name Molkerei Bauer Freigeist? „Der eine ist der Bauer, der andere der Freigeist“, sagt Dreysse schmunzelnd. Wer wer ist, darauf möchte er sich aber nicht festlegen. Dreysse ist in einer Künstlerfamilie in Quedlinburg aufgewachsen. Die Mutter Restauratorin, der Vater Bildhauer, auch die Geschwister sind künstlerisch tätig. Ihn selbst bezeichnet Linda Becker als „Käsekünstler“. Als Landwirtin vom Bauernhof übernimmt sie gern den Part des Bauern. Aber: „Jeder gute Käse ist wild und frei“, zitiert Becker den kanadischen Käsehersteller David Asher. „Wenn man den abgepackten Käse im Supermarkt sieht, versteht man, was er meint“, fügt sie zum Thema Freigeist hinzu.

Das Sortiment der Molkerei ist vielseitig. „Freuen würde ich mich aber über alte Käserezepte“, sagt die Altmärkerin. Und noch mehr freut sie sich über typische Rezepte aus der Region. Wer solche kennt und weitergeben möchte, melde sich bei ihr per E-Mail unter molkerei@bauerfreigeist.de.

Geöffnet ist der Werksverkauf auf dem JFZ-Gelände jeweils donnerstags von 15 bis 19 Uhr.