Energiewende Pläne zum Lithiumabbau in der Altmark - Widerstand in anderen Regionen
Es existieren fortgeschrittene Pläne zur Förderung von Lithium in der Altmark. In anderen Regionen gibt es bereits Widerstand - auch aus Angst ums Grundwasser.

Altmarkkreis. - Rohstoffvorkommen in der Altmark wecken neues Interesse beim Land Sachsen-Anhalt. Es geht um Lithium. Das leichteste Metall der Welt wird für Digitalisierung, Energie- und Mobilitätswende dringend benötigt. Sein Abbau scheint aber Risiken zu bergen.
In der vergangenen Woche stellte Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales, in Gardelegen den Entwurf für den neuen Landesentwicklungsplan (LEP) vor. Sein Deckblatt zeigt in der Altmark: Windräder, Photovoltaikanlagen und ein Kraftwerk.
Änderungen im Bereich Wind- und Solarenergie
Dieser Plan soll den fast 15 Jahre alten ersetzen und festlegen, in welchen Gebieten des Landes welche Ziele Vorrang haben. Martin Stötzer, Referatsleiter im Ministerium, erklärt, es gebe wesentliche Änderungen im Bereich Wind- und Solarenergie. Im Bereich Rohstoffe sei die Philosophie aber im Wesentlichen die alte geblieben, er nennt hier vorrangig den Kiesabbau.
Bei einem genaueren Blick in den LEP-Entwurf zeigt sich allerdings, dass ein Begriff dort erstmals und ausschließlich in Verbindung mit der Altmark auftaucht: Lithium. Zu finden ist er als kleiner Unterpunkt bei den Vorranggebieten zur Rohstoffgewinnung, und zwar unter „Erdgasfeld Altmark“. Noch immer steht hinsichtlich des Gases übrigens darin, dass Neubohrungen nicht ausgeschlossen sind.
Fortgeschrittene Planungen zur Lithiumförderung
Hinzugekommen ist dieser Abschnitt: „Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass eine erhöhte Lithium-Konzentration im Lagerstättenwasser sowie in den Tiefenwässern des Rotliegend im Raum Altmark vorzufinden ist. Es existieren fortgeschrittene Planungen, durch DLE-Verfahren (Direct Lithium Extraction) das in den Tiefenwässern befindliche Lithium zu extrahieren und durch nachfolgende Raffination „battery-grade“ Lithiumcarbonat beziehungsweise Lithiumhydroxid herzustellen. Aufgrund der großen Tiefe [...] (3500–4000 Meter) und einem geothermischen Gradienten von bis zu 3,5 Grad Celsius pro 100 Meter, wird neben der Lithiumförderung eine Nutzung der Erdwärme für die Strom- beziehungsweise Wärmegewinnung angestrebt.“
Ministerin Hüskens betont, darauf angesprochen, Fragen zu Rohstoffen seien kritische Punkte. Sie sagt: „Wir sichern nur Flächen, Lagerstätten.“ Ein Abbau müsse in einem Genehmigungsverfahren geprüft werden.
Die Formulierungen „es existieren fortgeschrittene Planungen“ und „wird neben der Lithiumförderung eine Nutzung der Erdwärme für die Strom- beziehungsweise Wärmegewinnung angestrebt“, lassen allerdings aufhorchen. Außerdem hat das britisch-australische Unternehmen Evechem bereits einen Suchantrag gestellt. Zu den Details wollte das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) auf Volksstimme-Anfrage jedoch noch keine Auskunft geben.
Am Entstehungsprozess des Landesentwicklungsplanes seien viele Ministerien beteiligt. Hinweise kämen aus den Fachplanungen, zuständig ist in diesem Falle das Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten, so die Ministerin. Sprächen beispielsweise erhebliche Umweltbelange gegen Ziele im LEP, bestehe die Möglichkeit „das rauszunehmen. Deshalb brauchen wir Hinweise.“
Bürger können Stellungnahme abgeben
Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung haben noch bis einschließlich 12. April 2024 Bürger und öffentliche Stellen Gelegenheit zur Abgabe einer Stellungnahme. Die kann in Briefform, aber auch über das Beteiligungstool im Internet erfolgen. Informationen dazu gibt es unter www.landesentwicklungsplan-st.de/lep-st-neuaufstellung/index.php.
Die Altmark ist nicht die einzige Region in Deutschland, in der Lithium, das selten in hohen Konzentrationen vorkommt, Begehrlichkeiten weckt.
In Landau (Pfalz) wolle ein deutsch-australisches Unternehmen Lithium fördern, dabei Strom erzeugen und Wärme gewinnen, berichtet der Südwestrundfunk (SWR). Allerdings formierte sich dort Widerstand.
Arsen im Grundwasser nach Tiefenbohrungen
Der SWR zitiert Werner Müller, Vorsitzender des Bundesverbandes der Bürgerinitiativen gegen Geothermie: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass Tiefenwasser in die Trinkwasserebenen gelangt. Dieses Tiefenwasser enthält viele Giftstoffe, wie etwa Blei, Quecksilber oder Arsen und ist extrem salzig. Bei Kontakt mit Tiefenwasser wäre unser Trinkwasser für immer verseucht.“ In Landau, so der SWR, sei nach Tiefbohrungen bereits Arsen im Grundwasser gefunden worden.
Ein weiterer Punkt der Geothermie-Gegner: Für die Lithium-Extraktion werde extrem viel Frischwasser gebraucht. „Und das in einer Region, die sowieso im Sommer unter extremer Trockenheit leidet. Unseren Landwirten wird verboten, übermäßig Grundwasser zu entnehmen, aber für die Lithiumgewinnung soll es aber erlaubt sein“, wird Müller weiter zitiert.
Das dürfte, sollten die Pläne zur Förderung tatsächlich so umgesetzt werden, wohl auch in der Altmark für Zündstoff sorgen, denn auch hier ist Wasser in den vergangenen Jahren ein rares Gut geworden.