1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Silbersee: Mehr Transparenz, bitte

Politik gefordert Silbersee: Mehr Transparenz, bitte

Intransparenz und Verzögerungstaktik: Das sind Worte, die immer wieder im Zusammenhang mit der Brüchauer Bohrschlammgrube fallen.

Von Cornelia Kaiser 25.04.2018, 16:08

Kakerbeck/Brüchau l „Politisch müssen wir erreichen, dass der Minister sagt: ,Das Verfahren ist noch offen‘ “ Das hat Jürgen Barth (SPD), Vorsitzender des Landes-Umweltausschusses, gestern in Kakerbeck erklärt. Dorthin waren er und Fraktionsvorsitzende Katja Pähle gekommen, um sich erst ein äußeres Bild von der Bohrschlammgrube Brüchau, auch Silbersee genannt, zu machen – soweit das bei der weiträumigen Umzäunung überhaupt möglich ist – und dann mit Vertretern der Stadt Kalbe und der Bürgerinitiative (BI) „Saubere Energie und Umwelt Altmark“ über das Gesamtproblem zu sprechen. Denn das ist nach Ansicht der BI, aber auch des Kalbenser Bürgermeisters Karsten Ruth weiter erheblich.

Niemand weiß, welche Stoffe genau im Silbersee lagern. Denn dort wurden bis 2012 nicht nur Abfälle aus der Erdgasförderung entsorgt, sondern zu DDR-Zeiten auch zahlreiche Toxine, zum Beispiel aus der Chemieproduktion. Es gibt seit langer Zeit Hinweise darauf, dass die Mergelgrube nicht dicht ist (siehe auch Bericht rechts), dass ihre Inhaltsstoffe ins Grundwasser sickern und dass sich das auf die Gesundheit der Umlandbewohner ausgewirkt haben könnte. Denn eine Befragung, die Bürger vor Ort selbst vorgenommen haben, hat ergeben, dass die Krebsrate höher ist als im Landesdurchschnitt. Daran hat der Brüchauer Jürgen Bammel gestern im Gespräch mit den zwei SPD-Politikern erinnert.

Dennoch wird es, so sieht es derzeit aus, wohl noch bis 2020/21 dauern, bis die Untersuchungsergebnisse, die auf der Basis eines Sonderbetriebsplanes und im Auftrag der Betreiberfirma Neptune Energy (Nachfolgerin der Engie) erstellt werden, vorliegen. Aus ihnen soll hervorgehen, welchen Inhalt die Grube hat und ob sie wirklich dicht ist. Erst dann kann die eigentliche Schließungsvariante (Auskoffern oder Folienabschluss) festgelegt werden. Herr dieses Verfahrens ist das Landes-Wirtschaftsministerium unter Ressort-Chef Armin Willingmann (SPD), dem wiederum das zuständige Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB), das auch den Sonderbetriebsplan genehmigt hat, untergeordnet ist.

Es gibt laut BI aber immer wieder Hinweise, dass der Folienabschluss schon jetzt aus Kostengründen favorisiert wird. „Man kann Pumpversuche so anlegen, dass dabei die dafür nötigen Ergebnisse herauskommen“, erklärte BI-Vertreter Bernd Ebeling, von Beruf Wasserbauingenieur. „Dem Landtag wird etwas vorgegaukelt, wenn gesagt wird, die Grube ist dicht“, so Ebeling weiter. Er und seine Mitstreiter hatten dafür auch Dokumentationsmaterial parat.

Dennoch seien die Informationen, die es von offizieller Seite zur Bohrschlammgrube gebe, weiter lückenhaft, betonte BI-Sprecher Christfried Lenz. Er forderte mehr Transparenz im Verfahren ein und verlangte Aufklärung, warum überhaupt 2012 entschieden worden sei, nichts mehr in die Grube einzulagern, wenn sie doch dicht sei. Das habe bis heute niemand konkret beantwortet. Katja Pähle, die Mitglied im Landes-Wirtschaftsausschuss ist, und Jürgen Barth nahmen diese Hinweise auf.